Kapitel 25 ~ Hass

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LESENACHT 3

PoV Niclas

Und wieder saß ich mit Jerom im Wagen und wir fuhren zur Villa. Ich war nicht böse dafür, nicht durch die Weltgeschichte reisen zu müssen, sondern in meinem Bett schlafen zu können, wollte meine Aufgabe aber auch nicht unterschätzen.
Und auf das Kind mussten wir auch aufpassen.
Das Auto von Crispin und Erik fuhr hinter uns, er wollte seinen Bruder noch einmal sehen, bevor er ging.
Jeremie hatte es sich auf der Hinterbank gemütlich gemacht, aber ich war gerade nicht so gut auf ihn zu sprechen. Niemand verstand, warum Jeremie in letzter Zeit so drauf war. Es konnte doch nicht nur an Erik und Crispin liegen oder?
Ich hielt es seit neunzehn Jahren aus, Jerom fern zu bleiben. Es war nicht immer einfach, weil er sich mir immer annähern wollte, aber ich schaffte es. Und wenn das Jahr um, und damit auch die Gefahr, dass ich Jerom umbringen könnte, vorbei war, würden wir weiter sehen.
"Und was machen wir solange, bis sie das Tagebuch gefunden haben?" fragte Jeremie mürrisch und warf uns über den Rückspiegel einen giftigen Blick zu, der von Jerm sofort erwidert wurde.
"Du solltest mal über dein Verhalten nachdenken. Du benimmst dich wie ein Arschloch." Jeremie schnaufte und lächelte seinen Bruder humorlos an.
"Und du bist ja so ein Moralapostel." Jeroms Hände verkrampften sich um das Lenkrad. Er war kurz davor auszurasten. Dann drehte er seinen Kopf zu mir.
"Wenn er nicht die Klappe hält, schmeiße ich ihn raus." knurrte Jerom und ich verdrehte die Augen.

PoV Erik

Mit gerunzelter Stirn musterte Crispin den Wagen vor uns.
"Sie streiten immer noch." stellte Crispin fest und ich hob erstaunt meine Augenbrauen.
"Alle drei?" Crispin nickte und verwirrt sah ich aus dem Fenster.
"Das ist doch nicht normal. Alle fahren sich an, alle sind gereizt und streiten. Da kann doch was nicht stimmen." Ich sah wie Crispin mich kurz anschaute und offenbar etwas sagen wollte, ließ es dann aber doch.
"Was?" fragte ich erneut nach und Crispin zögerte offensichtlich.
"Crispin, wenn ich dir vertrauen soll, darfst du mich nicht anlügen." Crispin seufzte ergeben.
"Naja, manche Dämonen können bestimmte Gefühle anregen. Erinnerst du dich noch an die Dämonin im Stripplokal? Sie manipuliert die Leute so, dass sie sie als sehr attraktiv wahrnehmen. Das tun sie unbewusst und können es nur bedingt kontrollieren. Manche Leute, mit einen besonders starken Geist, sind Immun gegen diese Art der Manipulation. Zum Beispiel ich. Und wenn du deine Kraft entdeckt hast, wirst du es auch sein. Ronald regt Hass und Abneigung im Menschen an. Die größten Liebenden würden sich gegenseitig umbringen, wenn sie zu lange in seiner Nähe wären." Ronald manipulierte uns? Ich verspürte keinerlei Hass oder ähnliches, aber ich spürte schon seit wir mein Haus betreten hatten, einen leichten Druck auf dem Kopf.
"Aber müsste er dann nicht in unserer Nähe sein?" Sofort schüttelte Crispin den Kopf.
"Es reicht, wenn man ihm einmal begegnet ist."
Auf einmal blitzte eine Erinnerung auf.
 
*Flashback*

Gerade als ich mich umdrehte stieß ich gegen den jungen Mann von eben und ließ fast einen Teller fallen, konnte ihn aber gerade noch halten.
"Oh. Entschuldigung." sagte ich hastig und sah den Mann kurz an.
Sein Aussehen war nichts besonderes, obwohl er auf keinen Fall hässlich war.
Schwarze Haare und Augen, ein breites Grinsen im Gesicht.
Und trotzdem war da etwas an ihn, was alle meine Alarmglocken schrillen ließ.
"Kein Problem." Und schon war er weg. Einen Moment stand ich noch verwundert um Raum und sah ihm nach, bevor ich leicht den Kopf schüttelte und wieder hoch ins Zimmer ging.

*Flashback ende*

"Crispin. Als wir im Hotel waren, da habe ich doch morgens Frühstück geholt. Ich bin mit jemanden zusammengestoßen. Ich habe nicht weiter drüber nachgedacht, aber diese Person kam mir schon komisch vor." gestand ich und einen kurzen Moment dachte Crispin drüber nach.
"Wie sah er aus?" Ich kniff leicht die Augen zusammen und versuchte mich dran zu erinnern.
"Bisschen größer als ich, schwarze Haare und Augen. Ich glaube, er hatte eine kleine Narbe an der Augenbraue." Crispin verkrampfte seine Hände um den Lenker.
"Herzlichen Glückwunsch. Dann hast du meinen Bruder schon kennengelernt." knurrte Crispin und atmete krampfhaft langsam. Ich sah seine Wut klar und deutlich.
"Und er war schon in deiner Nähe. Er weiß, wer du bist. Wie du aussiehst. Und Eason wird er in die auch erkannt haben." Einen kurzen Moment schloss Crispin die Augen.
"Jetzt muss ich noch besser auf dich aufpassen."

Seher - Die GabeDove le storie prendono vita. Scoprilo ora