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You can tell more about a person by what he says about others, than you can by what others say about him.
-Audrey Hepburn

           

„Dir ist schon bewusst, dass du gerade grinsend an mir vorbei gelaufen bist, oder?", tippte Alina Johnston, kurz AJ, in die Nachrichtenzeile und drückte grinsend auf Senden. Natürlich wusste er es nicht. Blaine Barrymore, der beliebteste Junge der Schule, von allen Mädchen begehrt, hatte nämlich nicht die geringste Ahnung, dass er ausgerechnet mit Alina Johnston schon seit zwei Wochen schrieb.

Es war die Idee von AJ's bester Freundin gewesen. Diese hatte nämlich von einem ihrer vielen Liebhaber die Nummer bon Blaine durch eine Wette bekommen und an AJ weitergegeben.
Zumindest hatte Minuette ihr das gesagt.

„Was?! Wann? Wo?", kam von den Jungen in sekundenschnelle die Antwort auf ihre Nachricht.

Automatisch musste AJ grinsen.

Seit der Grundschule war das Mädchen in Blaine verliebt. Das wären jetzt schon acht Jahre. Denn mittlerweile besuchte AJ die dritte Klasse der High-School. Und es war alles andere als ein Musical. Denn anders als bei dem Disney Klassiker, wo sich Troy in Gabriella verliebte, würde Blaine AJ's Liebe nie erwidern.

Dafür war sie zu unbeliebt. Und er war nur mit den beliebteren Mädchen der Schule befreundet, die an Wochenenden auf Partys gingen, auf die sie rechtlich gesehen noch nicht einmal gehen dürften. Mädchen, die lieber kurze Miniröcke trugen, als bequeme Jeans. Mädchen, die wenn es regnete, keine Augenbrauen mehr besaßen. Genau auf diese Art Mädchen stand der Schönling der Schule. Und AJ gehörte nicht zu dieser Kathegorie Mädchen. Ganz und garnicht. Sie bevorzugte es einfach, statt kleinem Minikleidchen und hohen Absätzen Jeans, Tank-Tops und bequeme Sneaker zu tragen. Am Wochenende laß sie lieber ein spannendes Buch, manchmal vielleicht sogar zwei, als mit ihren gleichaltrigen Kollegen tanzen und feiern zu gehen. Deshalb beachtete sie Blaine auch nicht.

Sie war unsichtbar. Ein Streber, so würde sie vermutlich der Rest der Schule bezeichnen.

„Schreibst du schon wieder mit Blaine?", fragte sie ihre beste Freundin. Lustigerweise gehörte Minuette Sterling in die Kategorie Mädchen, die Blaine interessant fand. Doch das störte AJ nicht. Denn sie wusste, dass sie sich auf das braunäugige Mädchen verlassen konnte. Seit dem Sandkasten waren die zwei miteinander befreundet. Und weder Minuette störte es, dass AJ lieber ein Einzelgänger war, noch störte es AJ, dass Minuette außer ihr noch andere Freunde hatte. So war das Leben nunmal. Das einzige, das AJ störte war, dass Minuette die Gefühle, die sie für Blaine empfand, nicht verstehen wollte. Vielleicht lag es auch daran, dass Minuette alles bekam, was sie wollte und wann sie es wollte. Und AJ eben nicht.

„Du hast mir doch seine Nummer gegeben!", wehrte sich AJ und bließ sich einer ihrer rabenschwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht.

„Ja, aber weil ich gehofft hatte, dass du in deiner Beziehung mit Blaine weiterkommst. Aber stattdessen schreibst du seit einem Monat mit ihm und er weiß noch nicht einmal, dass du es bist, mit dem er schreibt!", regte sich Minuette auf.

AJ verdrehte die Augen. Manchmal konnte sie ihre beste Freundin wirklich nerven. Bis jetzt hatte doch noch niemand Schaden an den Nachrichten, die sie mit dem Jungen schrieb, genommen.

Außerdem mochte sie es mit ihm zu schreiben. Es fühlte sich so an, als würden sie wirklich miteinander sprechen. Ob er auch so witzig und aufgeschlossen war, wenn sie Angesicht zu Angesicht sprechen würden?

„Rede doch keinen Bockmist!", meinte AJ und streckte ihrer besten Freundin die Zunge raus. Nun war es ihr Gegenüber, welches die Augen verdrehte und beide Mädchen fingen an zu kichern.

„Naja, du weißt es ja am besten. Ich muss jetzt los. Das Cheerleaderteam trifft sich in fünf Minuten.", sagte ihre beste Freundin, verabschiedete sich mit einer Umarmung und stolzierte davon. Jetzt war AJ wieder alleine. So wie immer. Seufzend zupfte sie zuerst ihre Schuluniform zurecht, kramte dann ihre Kopfhörer aus der Tasche, entknotete diese, gab sie sich in die Ohren und drückte auf ihr momentanes Lieblingslied.

Drei Lieder später merkte sie, dass Blaine wieder den Gang hochgetrabt kam. Dieses Mal war er alleine, ohne die Horde an Menschen, die er normalerweise immer mit sich schleppte. Er war wie ein Menschenmagnet. Ein überaus hübscher und durchtrainierter Menschenmagnet.

Wären sie in einem Film, würde Blaine jetzt vermutlich in Zeitlupe und extrabelichtet gezeigt werden und mit einem Ventilator würden seine Haare in Bewegung versetzt werden.
Obwohl noch Mittagspause war, war wenig los in der Aula, wo sich AJ gerade befand. Die meisten waren entweder in der Schulmensa, lernten oder genossen draußen das schöne Wetter.

AJ sah, wie der Junge etwas in sein Handy tippte und sich sofort umsah. Sekunden später vibrierte ihr Samsung.

Doch sie wartete etwas länger als eine Minute, bevor sie draufsah, auch wenn die Versuchung groß war. Sie wollte nicht, dass er wusste, dass sie es war, mit dem er schrieb. Er würde wahrscheinlich auf der Stelle damit aufhören und das wollte AJ nicht.

Sie beschloss noch zu warten, bis das Lied, das sie gerade gehört hatte, zu Ende spielte. Dann wagte sie einen Blick auf ihr Handy.

Blaine hatte ihr tatsächlich geschrieben.

„Bist du noch da?", laß AJ und ohne es zu wollen musste sie Lächeln.
War er wirklich wegen ihr nochmal zurückgekehrt? Alleine?
Oh Gott.
Sie hoffte, dass er nicht sah, dass sie lächelte.

„Vielleicht. Aber glaubst du wirklich, ich würde es dir sagen, wenn ich noch in deiner Nähe wäre?", tippte sie in ihr Handy und drückte auf Senden. Das war eine gute Antwort, dachte sie sich. Zumindest war ihr keine andere so schnell eingefallen. Minuette wäre sicherlich eine bessere eingefallen, dachte sie dann und das Lächeln verstrich aus ihrem Gesicht.

Der hübsche Junge fuhr sich durch seine hochgestellten, braunen Haare und biss sich auf die Lippen.

Er sieht so gut aus, dachte AJ.

Sie sah, wie er tippte und sofort darauf vibrierte das Handy von ihr erneut. Diesmal zögerte sie nicht, da sie sowieso schon ihr Handy in der Hand gehabt hatte.

„Komm schon, wir schreiben jetzt ja schon ziemlich lange und ich weiß, dass du weißt, wer ich bin. Fändest du es nicht auch nur fair, wenn dies auf Gegenseitigkeit beruhen würde?", lautete die Nachricht. Kurz schielte AJ zu den Jungen der jetzt gegen der Wand lehnte, noch immer sein Mobiltelefon in der Hand.

„Na gut, ich erzähle dir eine Sache über mich.", tippte sie schließlich und verschickte es.

Wieder beobachtete sie, wie der Junge ebenfalls sofort lostippte. Außerdem sah sie es an dem „schreibt..."-Balken, der unter seinem Namen aufgetaucht war.

„Nur eine Sache?", war die Antwort und dahinter hatte er noch einen traurigen Smiley gesetzt, was AJ irgendwie niedlich fand.

„Nur eine Sache."

„Darf ich mir wenigstens aussuchen, was diese eine Sache ist?"

„Nein."

AJ grinste als sie sah, dass Blaine wieder ihrerwegen lächelte. Oder ihrer Nachrichten wegen. Zumindest glaubte sie das.

„Na gut...", schickte er als Antwort.

„Ich hab Schuhgröße 36.", tippte sie ein und musste sich ein Lachen unterdrücken. Das war ein guter Schachzug ihrerseits gewesen. Ein sehr guter Schachzug.

„Was soll ich mit deiner Schuhgröße anfangen?", schrieb Blaine.

„Naja, der Prinz hat Cinderella doch auch mit Hilfe eines Schuhs gefunden.", tippte AJ.

Sie liebte Märchen. Auch wenn die meisten Disneyverfilmungen harmloser ausgingen als die Originalmärchen. Sie mochte sie dennoch.

„Und?", fragte Blaine.

„Naja, der nächste Schuh mit Größe 36 den du findest, könnte vielleicht von mir sein und dann hast du schonmal einen Anhaltspunkt. Dieses Glück hatte der Prinz bei Cinderella nicht.", tippte AJ, drückte auf Senden und packte langsam ihre Sachen wieder zusammen.

Schuhgröße 36 ✔️ #CelestialAward18 #QueenlyAward2018Where stories live. Discover now