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Wieder Freitag.
Sieben Tage.
Sieben Tage hatte AJ weder mit Blaine geschrieben, noch mit Minuette geredet.
Und es ging den Mädchen nicht gerade gut. Ihre Mutter musste kurzfristig eine Woche auf ein superwichtiges Seminar feiern und deshalb war AJ alleine zu Hause. Und da sie alleine war, hatte sie sehr viel Zeit zum nachdenken.
Und es war nie gut, wenn jemand zuviel Zeit zum Nachdenken hatte. Denn so wurde die Situation oft schlimmer, als sie eigentlich war.

Die letzten drei Tage, die Tage, seitdem ihre Mutter weg war, war sie von der Schule zu Hause geblieben.
Sie ertrug es nicht Blaine zu sehen, der ihren Schuh jedem Mädchen der Schule zeigte. Es war niedlich, aber ließ sie nur noch schlechter fühlen. Und sie ertrug es nicht, dass Minuette nicht mit ihr sprach. Minuette war AJ's einzige Freundin. Und es tat nochmehr weh, dass das Mädchen nicht mehr mit ihr sprach, als dass sie Blaines Nachrichten alle ignorierte.
In was war AJ da bloß wieder reingeraten.
Jetzt saß sie in einem Diner, das gleich um die Ecke ihrers Hauses war. Die Bedienung hatte ihr die Pommes, die sie bestellt hatte, auf den Tisch gestellt.
Lustlos starrte sie auf den Teller.
Einige Pommes konnte sie essen.
Allerdings war noch mehr als die Hälfte auf den Teller, als sie begann darin rumzustochern. Auch, wenn sie ihre Mutter vermutlich ermahnt hätte, wäre sie jetzt hier gewesen.
Das Mädchen seufzte tief als ihr Handy vibrierte. Eine Nachricht von Blaine.

„Hey.", schrieb er.
Es war einfach nur ein Hey.
AJ biss sich auf die Lipppen.
Was wollte er?
Wie ging es ihm?
Warum schrieb er ihr noch immer?
Sie atmete tief durch und tippte in ihr Handy die Antwort: „Hey..."
Was hatte sie schon zu verlieren?
Er würde sie vermutlich sowieso hassen. Und wie er sie nach dieser Aktion hassen würde. Ob er schon wüsste wer sie war? Wahrscheinlich nicht...sonst würde er ihr nicht mehr schreiben.

„Geht es dir gut?", fragte er in der nächsten Nachricht.
AJ stopfte sich, obwohl sie keinen Appetit hatte, ein Pommes in den Mund.
Mh...das schmeckt gut, dachte sie sich.
„Ja. Ich hatte nur die letzte Woche nicht wirklich Zeit zum Schreiben...tut mir leid.", tippte sie und nahm einen Schluck von der Cola, die sie sich ebenfalls bestellt hatte.
Sie hatte sich nicht hübsch angezogen.
Sie trug eine weite Jogginghose und einen zugroßen, verwaschenen Pulli ihres Vater, den er bei seinem Auszug vergessen hatte.
Ihre Haare fielen ihr ungekämmt über die Schulter und geschminkt hatte sie sich sowieso nicht.
„Bist du gerade beschäftigt?", schrieb er dann.
Wieder musste AJ lächeln. Sie hatte es wirklich vermisst mit Blaine zu schreiben. Mehr, als sie von sich aus vielleicht zugeben würde.
„Nicht wirklich, warum?", antwortete sie und biss sich auf die Lippe.
Warum wollte er wissen, ob sie beschäftigt war?
Das ergab alles keinen Sinn.

Innerhalb von Sekunden fing ihr Handy an zu klingeln. Sie verschluckte sich an dem Pommes, das sie gerade gegessen hatte, als sie Blaines Namen aufblinken sah. Was sollte sie tun? Sollte sie abnehmen? Oder den Anruf ignorieren?
Was hab ich noch zu verlieren?, dachte sich AJ und drückte auf 'Anruf annehmen' und gab ihr Handy an ihr Ohr.
Sie wusste nicht wirklich, ob sie etwas sagen sollte, oder nicht. Aber das übernahm Blaine für sie.
„Hey...", sagte er. Seine Stimme am Telefon klang anders als in real. War das merkwürdig? AJ genoss es, seine Stimme zu hören.
„Hey...", antwortete sie mit verzerrter Stimme. Vielleicht klang es nicht so schrecklich, wie sie es gerade gehört hatte. Sie wollte dennoch nichts riskieren.
„Hey...", sagte er nochmal und AJ musste lächeln. Er war genauso unsicher wie sie.
„Was machst du gerade?", fragte er dann schließlich.
Gott, es war wirklich wie ein Wunder, Blaines Stimme zu hören. Es brachte AJ auf andere Gedanken. Dass vielleicht doch noch alles gut werden könnte.
Vielleicht...
„Nichts...ich sitze zu Hause...", sagte sie noch immer mit verzerrter Stimme und führte erneut in Pommes Richtung Mund. Kaute und schluckte. Dann trank sie etwas von ihrer Cola.
„Wirklich?", fragte Blaine und AJ spielte mit ihrer Haaren. Sie war eine schreckliche Lügnerin. Aber konnte man das sogar am Telefon hören?
„Wirklich.", bestätigte sie und vergaß dabei, ihre Stimme zu verzerren.
Scheiße...was mach ich jetzt?, dachte sich AJ.
„Also bist du nicht gerade allein in einem Diner, isst Pommes und trinkst Cola?", fragte Blaine.
AJ war so geschockt, dass sie sich verschluckte und hustete.
Schon wieder!
Scheiße!

Sie sah sich im ganzen Lokal um, drehte sogar ihren Körper aber konnte den hübschen Jungen nirgendwo entdecken.
„Ich weiß, dass du es bist, Alina. Ich weiß, dass du Schuhgröße 36 bist. Minuette und Roger haben mir heute alles erzählt.", fuhr Blaine fort.
AJ bemerkte den Kloß in ihrem Hals, der sich auf einmal gebildet hatte.
Ist  das hier real? Oh bitte, lass es nicht real sein..., betete AJ in Gedanken und sah sich weiter nach den braunhaarigen Jungen um.
„Wenn du weißt wer ich bin, warum rufst du mich dann an?", murmelte AJ in den Hörer. Sie verfluchte sich gerade selbst, dass sie nichts schöneres angezogen hatte. Warum konnte sie nicht einmal so denken wie Minuette? Diese würde nie so wie AJ aus dem Haus gehen.

„Weil ich dich gern hab, Alina. Oder zumindest Schuhgröße 36.",  lachte Blaine am anderen Ende der Leitung. Auch er schien nervös.
Er hat mich gern?, dachte sich AJ und sagte mal wieder garnichts. Vermutlich hätte sie auch nicht wirklich etwas herausgebracht.
Und er nannte sie bei ihrem richtigen Namen!
Alina!
Nicht Allison!
Oder Streberling!
Nein... Alina!
AJ wäre ihr zwar lieber gewesen, aber es war schon Genugtuung, dass er sie beim richtigen Namen nannte und sie gern hatte.
Verdammt, er hatte sie gern! Davon hatte AJ schon vor acht Jahren geträumt.

Noch immer sah sie sich nach dem Jungen um, konnte aber nichts entdecken. Nicht einmal durch die Fenster.
„Und ich hab noch was zu erledigen.", sagte er und dann ging die Tür zum Diner auf.
Das Geräusch, welches das Glockenspiel, das über der Tür hing machte, wenn sie jemand öfnete ertönte und AJ's Kopf schoss in dessen Richtung. 
Gerade ins Diner gekommen war Blaine.
Er hielt sein Handy an einem Ohr und AJ weißen Sneaker in der anderen.
Er hatte eine schwarze Jean, ein weißes Hemd und eine schwarze Lederjacke an. Seine Haare waren hochgestellt und er sah AJ direkt an. Langsam kam er auf sie zu. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, dabei hatte er schon nach vier Schritten ihren Tisch erreicht.
Er gab sein Telefon vom Ohr. Auch sie tat es ihm gleich. Er lächelte. Seine hellbraunen Augen strahlten und AJ verstand nicht, weshalb. Dennoch lächelte sie ebenfalls.
„Hey...", sagte Blaine und setzte sich zu ihr.
„Hey...", antwortete AJ lachend und dennoch nervös.

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