• • • Earth Kills Part IV • • •

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"Warum hast du Atom eine Haarsträhne abgeschnitten?", fragte er mich plötzlich. Ich​ hob meinen Blick und traf seinen. "Ich beginne eine neue Tradition für die Toten. Ich meine, klar, wir verbrennen ihre Körper, aber das reicht mir nicht", begann ich. "Ich habe meine Mum zurück zur Erde fliegen gesehen und für mich sah sie aus, wie ein leuchtender Stern. Das will ich für die anderen auch." Wieder nickte er nur, doch verstand, was ich damit sagen wollte. "Darum der Bogen, richtig? Du gibst jedem einzelnen seinen leuchtenden Stern." Lächelnd nickte ich und es überraschte mich, wie einfach er mich zu verstehen schien. Meine Vergangenheit, meinen Verstand, meinen Geist.

Als wir in dieser Nacht ins Camp zurückkehrten, waren Clarke, Finn und Wells nicht weit von uns entfernt. "Wir müssen gleich zu Jasper. Ich brauche kochendes Wasser für die Medizin", trug Clarke Finn auf. "Besorg' Clarke alles, was sie braucht", befahl Bellamy einem seiner Begleiter. "Ich schaufel besser gleich ein Grab", murmelte Wells, bevor er uns verließ. Dann sah ich Octavia aus dem Dropship kommen und mit Clarke reden, bevor sie zu Bellamy und mir herüber sah. Sie löste sich aus Clarke's Griff und kam direkt auf uns zu. Der große Bruder, der er war, stellte sich Bellamy vor die Trage und hinderte seine kleine Schwester daran, Atom's leblosen Körper zu sehen.

"Octavia, geh' da nicht hin, Bitte bleib', hier", bat Bellamy seine Schwester. "Wieso?", fragte Octavia und versuchte an ihm vorbei zu kommen. "Bell, hör auf", meckerte sie ihn an und trat nun näher an Atom's Körper heran. Wir hatten sein Gesicht mit einer Jacke bedeckt, die Octavia dann aber sofort herunter zog. "Atom", wimmerte sie leise mit Tränen in den Augen. "Ich konnte nichts für ihn tun", sagte Bellamy mit entschuldigender Stimme. "Nicht", knurrte sie ihren Bruder an, bevor sie Atom's Gesicht wieder bedeckte. "Warte, bitte", rief Bellamy ihr nach und griff nach ihrem Arm. "Nicht", knurrte Octavia erneut wütend und riss sich von ihm los.

Als Octavia verschwunden war, hörte ich Bellamy leise schniefen. "Lass' mir mit ihr reden", bot ich ihm an, als Murphy zu uns stieß. Bellamy nickte und ich warf ihm ein Lächeln zu, bevor ich die beiden Jungs alleine ließ. Nur einige Schritte weiter, hörte ich Bellamy wutentbrannt rufen. "Meine was? Meine was?", schrie er Murphy direkt ins Gesicht, der durch die Kraft in Bellamy's Stimme zurück zu weichen schien. Ich wollte zu ihren gehen, doch brauchte mich Octavia jetzt dringender.

"Octavia", rief ich ihr nach, als sie ins Dropship ging. "Lass mich in Ruhe", schnauzte sie mich an. "Octavia, bitte hör' mir zu", bat ich sie, als ich nach ihrem Arm griff. Nur widerwillig blieb sie stehen und sah mich an. "Atom starb mit qualvollen Schmerzen", erklärte ich ihr. "Und Bellamy hat ihn umgebracht", schimpfte sie. "Nein, das hat er nicht", verteidigte ich ihren Bruder, als sie mich ansah. Ich wollte es ihr nicht sagen. Ich wollte nicht, dass sie mich für eine Mörderin hielt, doch ich hatte keine Wahl. "Atom starb. Was ich tat, tat ich aus Gnade-" Octavia riss ihren Arm aus meinem Griff. "Du hast Atom umgebracht? Wie konntest du das nur tun? Du wusstest, was ich für ihn empfunden habe", schrie sie mich verletzt an.

"Octavia, es tut mir Leid. Ich-" Mit ihrer rechten Hand holte sie aus und ihre Handfläche schlug mit einem lauten Knall gegen meine Wange. Plötzlich wurde das Klappern im Camp zu einer Totenstille und das Geräusch des Schlages breitete sich im gesamten Wald aus. "Miststück", zischte sie mich an, als ich mir über meine schmerzende Wange strich. Octavia machte kehrt und lief zurück ins Dropship, mich mit Tränen in den Augen zurücklassend. Octavia wurde meine erste Freundin, seit wir zum Sterben zurück gelassen wurden, doch jetzt hasste sie mich, weil ich Atom Gnade erwiesen hatte. Ich sah mich um und hatte das Gefühl, jeder einzelne Campbewohner durchbohrte mich mit seinen Blicken. Sie alle so starren zu sehen war viel schlimmer, als der Schmerz ihrer Ohrfeige. Sogar Bellamy starrte mich an und seine Augen waren voller Entsetzen. Mein einziger Ausweg führte in den Wald.

Ich saß auf einem Baumstamm und schnitze weitere Pfeile für meinen Bogen, während ich versuchte den Vorfall im Camp zu vergessen. Auch jetzt hatte ich noch das Gefühl ihre Augen würden mich verfolgen. Egal wohin ich ging, wusste ich, dass mich jemand beobachtete. Auch jetzt hatte ich wieder dieses Gefühl. "Hailey." Überrascht sprang ich auf. Ich drehte mich um und hielt meinen geschnitzten Pfeil fest in der Hand. Erst als ich sah, dass es Bellamy war, konnte ich wieder durchatmen. "Mein Gott, Bellamy. Wenn ich meinen Bogen dabei hätte, hätte ich dich töten können", sagte ich, erleichtert darüber, dass es nicht so war. "Dann bin ich froh, dass du ihn nicht dabei hast", entgegnete er. Sein Tonfall klang, als würde er mich ärgern wollen, doch in Wahrheit war er nervös.

"Was machst du hier draußen?", fragte ich ihn mit verschränkten Armen und legte meinen Pfeil beiseite. "Ich wollte nach dir sehen", entgegnete er mit einem leichten Lächeln. "Wieso?", fragte nun ich mit meinen Händen in die Hüfte gestemmt. "Octavia ist traurig. Sie meinte es nicht so-", begann er. "Ihrem Handabdruck auf meinem Gesicht nach zu urteilen, schien sie es ernst gemeint zu haben", entgegnete ich und deutete auf meine Wange. Bellamy trat näher an mich heran und nahm mein Kinn in seine Hand, bevor er meine Wange ins Mondlicht drehte und sie ausreichend untersuchte. "Ist nichts zu sehen", murmelte er, als er mir über die Wange strich. "Aber ich kann es fühlen", sagte ich und entfernte mich ein Stück von ihm.

"Sie hätte mich schlagen sollen." Seine Worte überraschten mich. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch kamen keine Worte heraus. "Ich hätte Atom töten sollen, nicht du", seufzte er. "Was? Bellamy, es ist nicht deine Schuld", seufzte ich und ging wieder einen Schritt auf ihn zu. "Du hättest das nicht tun dürfen. Ich hätte stark genug sein müssen. Ich-", stoppte er sich kopfschüttelnd selbst.

"Bellamy, sieh mich an", begann ich und nahm vorsichtig sein Gesicht in meine Hände. "Du bist stark. Die Tatsache, dass du Atom nicht töten konntest zeigt, dass du unsere Leben vor alles andere stellst. Trotz dieser ganzen Anarchie hier sorgst du dich um uns." Seine Augen suchten meine. "Du hättest Atom's Tod nicht als weitere Schuld auf dich nehmen müssen", sagte er leise. "Ich fühle mich nicht schuldig. Atom wäre sowieso gestorben und er hatte Schmerzen. Ihn auf diese Weise gehen zu lassen war besser, als ihn leiden zu sehen." Dann sah Bellamy auf und nahm mein Gesicht in seine Hände. Ich aber ließ von​ seinem Gesicht ab, als er sich weiter auf mich zu bewegte.

Mein Herz pochte wie verrückt, als ich die aufsteigende Hitze in mir bemerkte. Bellamy's Augen sahen in die meinen und Stärke füllte seine braunen Pupillen. Ich legte meine Hände auf seine Schultern und fragte mich, ob ich ihn von mir wegdrücken oder noch näher an mich heran ziehen sollte. Meine Augen schlossen sich langsam, als sich Bellamy mir langsam annäherte. Seine Stirn ruhte auf meiner und ich hielt den Atem an. Das letzte Mal, als er mir so nah war, war letzte Nacht, doch fühlte ich mich in diesem Moment viel nervöser als in der Höhle. Schließlich entschied ich mich dazu, ihn von mir wegzudrücken. Ich wusste nichts mit dem Flattern in meinem Bauch anzufangen, doch nach der gestrigen Nacht konnte ich diesen Moment nicht weiter voran schreiten lassen. Ein Teil von mir wollte es, doch ein anderer hielt mich davon ab.

"Bellamy", flüsterte ich seinen Namen, als ich meine Augen wieder öffnete. Ich sah, dass seine ebenfalls geöffnet waren und für einen Moment sah er mich einfach nur an. Wieder waren seine Augen unlesbar, doch er schien meine umso besser lesen zu können. Dann trat er einen Schritt zurück, als ich versuchte meinen Atem zu regulieren. "Bleib' nicht zu lange hier draußen", begann er. "Es ist nicht sicher", beendete er dann seinen Satz, bevor er mich anlächelte und zurück ins Camp ging.

Noch einmal schloss ich meine Augen und wünschte mir meine Mutter wäre jetzt bei mir. Es gab so vieles, worüber ich mir ihr hätte reden wollen. "Mommy", wimmerte ich leise. "Ich wünschte, du wärst hier." Ich setzte mich in das weiche Gras unter mir und zog die Beine an meinen Körper​ heran. Tränen stiegen in meinen Augen auf, bevor sie lautlos meine Wangen hinunter rollten.

"I remember tears streaming down your face when I said I'd never let you go", begann ich zu mir selbst zu singen. "When all those shadows almost killed your light. I remember you said don't leave me here alone. But all that's dead and gone and past, tonight", fuhr ich fort. "Just close your eyes, the sun is going down. You'll be alright, no one can hurt you now. Come morning light, you and I'll be safe and sound." Ich wünschte mir meine Mutter so sehr neben mir. "Don't you dare look out your window. Darling, everything's on fire. The war outside our door keeps raging on. Hold on to this lullaby. Even when the music's gone. Just close your eyes, the sun is going down. You'll be alright, you and I'll be safe and sound." Dann wurde ich durch meine Tränen und Schluchzer, die meinen Körper zerrissen, gestoppt.

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