• • • His Sister's Keeper Part II • • •

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Die Grounder begannen uns zu folgen, als sich Nebel über die feuchte Erde legte. "Los! Beeilung, lauft!", riefen mehrere von uns gleichzeitig, als der Nebel immer dichter wurde. "Wohin denn? Sie schneiden uns immer den Weg ab!", rief Digg. "Rennt einfach weiter", entgegnete jemand anderes. "Ich kann nicht mehr, Leute!", schrie Jasper und erschöpft zu. "Ich bleib' nicht wegen ihm stehen", stellte Digg klar, der nun immer schneller wurde. "Ich hab' keinen Bock mehr wegzulaufen", gestand dann Bellamy. "Hey, was hast du vor?", fragte Finn, als auch ich stehen blieb, um mich auf einen Kampf vorzubereiten. "Die wissen, wo sie ist", murmelte Bellamy, als Roma Digg hinterher lief, der als einziger nicht daran dachte stehen zu bleiben.

Plötzlich durchbrach ein Schrei die Stille des Waldes. "Warte! Roma!", schrie Bellamy. "Vielleicht gibt's noch mehr", ergänzte Finn, als ich endlich zum Stehen kam. Vor uns hing Digg an einem Baum, gepfählt durch einen gigantischen Holzpflock. "Die haben uns hierher geleitet. Wir konnten nur in diese Richtung rennen", erkannte Jasper schockiert und sah sich dabei nervös um. Ich blickte in alle Richtungen, doch die Grounder waren verschwunden. "Wo sind sie hin?", fragte ich Bellamy leise. "Sie verfolgen Roma", entgegnete er, bevor wir erneut zu rennen begannen. Roma schrie erneut und keine zwei Minuten später fanden wir sie reglos an einem Baum stehen. "Roma", sagte ich leise, um sie nicht zu erschrecken, doch sie bewegte sich keinen Millimeter. Bellamy, Finn und ich traten näher an den Baum heran und fanden mit Entsetzen auch an diesen Baum Roma gepfählt, mit einem Speer in ihrer Brust.

"Sie spielen mit uns", murmelte ich und legte eine Hand auf Bellamy's Schulter, denn ich hatte das Gefühl, dass er sich selbst die Schuld dafür gab. Ohne ein Wort zu sagen, schloss er ihre leblosen Augen. "Sie ist nur meinetwegen mitgegangen", sagte er leise zu mir. "Sie war wegen Octavia hier", korrigierte ich ihn flüsternd. "Sie können uns töten, wann immer sie wollen", murmelte Finn daraufhin. "Dann sollen sie es hinter sich bringen!", schrie Jasper und ließ die Gounder so wissen, wo wir waren. "Kommt schon!", schrie er weiter, als Finn zu ihm lief, um ihn zum Schweigen zu bringen. "Jasper, nicht!", rief er und funkelte ihn an. "Wir wissen, dass ihr da seid!", schrie Jasper jedoch weiter, ohne auf Finn zu hören.

Mit offenem Blick sah ich mich um. "Bellamy!", schrie ich, als einer der Grounder auf mich zurannte. "Sie kommen!", fügte ein Mädchen namens Monroe hinzu. Ich hielt den Griff meines Schwertes so fest ich konnte, als wir fünf uns in einem Kreis aufstellten, den Rücken zueinander gerichtet. In der Ferne ertönte ein Horn und die Grounder verharrten in ihrer Bewegung. "Sie verschwinden wieder", beobachtete ich, als alle Grounder in die entgegengesetzte Richtung flüchteten. "Das Horn. Was bedeutet das?", fragte uns Jasper nervös. Ich hatte dieses Horn schon einmal gehört. "Säurenebel", entgegnete ich, als Finn sofort damit begann ein Zelt aus seinem Rucksack zu holen. "Wir müssen weg hier", bestand Monroe. "Nein, zu spät", erwiderte Finn und breitete so schnell er konnte die Zeltplane aus.

Also versteckten wir uns binnen der nächsten Minute darunter und warteten. "Wie lange sollen wir warten?", fragte Jasper. "Denkt ihr das schützt uns?", fragte Monroe daraufhin skeptisch. "Werden wir sehen", entgegnete Finn murmelnd. "Nein, werden wir nicht", sagte Bellamy und steckte seine Hand unter der Zeltplane durch. Ich wollte ihn zurück ziehen, doch er wehrte sich. "Kein Nebel da", verriet er mir. Verwirrt streckte ich den Kopf nach draußen und erkannte, dass er Recht hatte. "Vielleicht falscher Alarm", vermutete ich und fuhr mir mit den Fingern durch die Haare, als eine Bewegung meinen Blick einfing. "Sie kommen wieder", warnte uns Bellamy. "Warte", begann ich leise. "Ich glaube er ist alleine", flüsterte ich anschließend, da ich keinen weiteren Grounder im Umkreis von zehn Metern entdecken konnte.

"Können wir jetzt wegrennen?", fragte Monroe ebenfalls flüsternd. "Er hat uns nicht gesehen. Ich verfolge ihn", beschloss Bellamy. "Und dann? Ihn töten?", fragte ich und griff nach seinem Arm, bevor er auch nur einen Schritt machen konnte. "Nein, ich nehme ihn gefangen und bringe ihn dazu, mir zu sagen, wo Octavia ist. Dann töte ich ihn", spezifizierte Bellamy und setzte sich in Bewegung. Ich seufzte, folgte ihm dann aber ohne weiteres, doch die anderen zögerten erneut. Letztendlich folgten wir doch alle gemeinsam dem Grounder zu einer Höhle. Leise schlichen wir uns hinein, hielten jedoch Abstand, falls er uns hören sollte. Ein Grunzen und das Geräusch von klirrendem Metall hallte durch die gesamte Höhle. Auch verstummte dieses Geräusch nicht, als wir das Ende der Höhle erreichten, welches in einen großen offenen Raum führte.

"Bellamy?", fragte eine vertraute Stimme überrascht. "Octavia", entgegnete Bellamy und lief zu seiner Schwester hinüber. Als ich den steinernen Raum betrat, entdeckte ich einen bewusstlosen Grounder auf dem Boden liegen und Octavia angekettet an der Wand. "Der Schlüssel", sagte sie zu ihrem Bruder, als er sich neben sie kniete. "Monroe, bewach' den Eingang", ordnete Bellamy an, bevor er Octavia von den Ketten befreite. Sofort schlang sie dankbar ihre Arme um seinen Hals. "Schon gut. Alles gut", flüsterte Bellamy und hielt seine kleine Schwester sicher in seinen Armen.

Danach drehte sie sich zu mir und umarmte mich genauso fest. "Wie habt ihr mich gefunden?", fragte sie, als sie sich von mir löste und Jasper umarmte. "Wir sind ihm gefolgt", entgegnete dieser und deutete auf den Grounder. "Wir sollten verschwinden. Bevor er aufwacht", schlug Octavia vor. "Er wird nicht mehr aufwachen", knurrte Bellamy und hob einen Speer auf. "Bellamy, warte. Er hat mir nichts getan. Lass uns gehen", bat sie ihren Bruder und stellte sich vor ihn. "Sie haben angefangen. Finn, aus dem Weg", befahl Bellamy, doch Finn hockte neben dem Grounder und nahm etwas von dessen Gürtel. "Ein Nebelhorn", murmelte er.

Ehe jemand von uns ahnen konnte, was passierte, setzte sich der Grounder auf und stach​ ein Messer in Finn's linke Brust, bevor er Bellamy den Boden unter den Füßen wegriss. Beide kämpften um den Speer, doch der Grounder gewann die Oberhand und so warf er Bellamy zu Boden und drückte ihm das Speerende gegen die Kehle. "Nicht! Das ist mein Bruder!", schrie Octavia, als ich den Grounder mit meinem Schwert am Rücken verletzte. Er stöhnte vor Schmerz auf und drehte sich knurrend zu mir.

Er schwang den Speer in meine Richtung und erwischte mich am Kopf. Ich fiel zu Boden, bevor Blut aus der Wunde oberhalb meiner Augenbraue zu fließen begann. Der Grounder hielt die Speerspitze gegen meine Kehle, sodass er im nächsten Moment meine Luftröhre hätte durchstechen können. Ich kämpfte dagegen an, doch war er zu stark für mich. Mein Kopf begann zu schmerzen und meine Augen wollten sich schließen, als ich kaum noch Luft bekam. Die einzige Rettung verschaffte mir Jasper, der den Grounder mit einem Stock auf den Hinterkopf bewusstlos schlug. Ich keuchte, hustete und versuchte meinen Atem zu kontrollieren, als ich zu Boden sank. Bellamy kniete sich sofort vor mich. "Ist alles in Ordnung?", fragte er besorgt und nahm mein Gesicht in seine Hände. "Mir geht's gut", entgegnete ich neutral und drückte seine Hände von mir weg, bevor ich zu Finn hinüber krabbelte. "Wir müssen ihn zurück ins Camp bringen oder er wird sterben", informierte ich die anderen. Die Art, wie das Messer in seiner Brust steckte, könnte es enorme Schäden mit seinen Innereien verursacht haben, doch benötigte ich professionelle Hilfe für eine genauere Antwort.

"Clarke! Wo ist Clarke?", rief Jasper, als wir ins Camp eilten. "Hol' Clarke, schnell", befahl er einem der Kids, das am Wall stand. "Hey, ich bin hier. Was ist los?", fragte Clarke und joggte auf uns zu. Bellamy stöhnte, als er einen bewusstlosen Finn ins Camp trug. "Finn", rief sie erschrocken und lief zu ihm, bevor sie zwei Finger nahm und sie an seine Halsschlagader legte. "Er lebt noch", sagte sie erleichtert, als auch Raven verängstigt zu uns stieß. "Hailey wollte nicht, dass ich das Messer raus ziehe", entgegnete Jasper. "Das war gut so. Los, bringt ihn ins Dropship", beauftragte sie drei Jungs, die Bellamy von Finn's Last befreiten und ihn ins Dropship trugen.

"Clarke, kannst du ihn retten?", fragte Raven aufgelöst. "Nein, ich nicht. Ich brauche meine Mum. Ich muss mit ihr reden", erklärte sie Raven und stand völlig neben sich. "Wir haben noch kein Funkgerät", entgegnete diese nervös. "Raven, reparier' es. Los!", befahl ihr Clarke daraufhin panisch. "Hey, geht's dir gut?", fragte sie anschließend Octavia und sah sie besorgt an. "Ja. Los, geh", antwortete sie mit einem Nicken zum Dropship. "Hailey, ich werde dich brauchen", rief mir Clarke zu, als wir gemeinsam ins Dropship liefen. "Bin schon da", entgegnete ich scharf. Erst jetzt sah sie mich wirklich an. Die rechte Hälfte meines Gesichts war mit Blut bedeckt und eine Prellung zeichnete sich deutlich auf meiner Stirn ab. "Willst du das wirklich tun?", fragte sie mich mit ernster Miene. "Ich würde alles tun, um Finn zu retten", erwiderte ich mit einem Nicken. Ein herbes Donnergrollen durchdrang den Wald und auch das Camp, inklusive des Dropships, als wir in die untere Ebene liefen, um Finn mit aller Kraft und Hoffnung, die wir besaßen, das Leben zu retten.

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