• • • I Am Become Death Part I • • •

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Als wir die Absturzstelle erreichten, war es bereits nach Tagesanbruch. Ich hatte kein einziges Wort gesagt, seit ich Finn versucht hatte zu erklären, was passiert war. Er musste es Clarke erzählt haben, denn sie umarmte mich fest, als wir das Camp verließen. Wir wussten, dass wir das einzige Elternteil, das wir noch hatten, nun verloren hatten. Alles was wir jetzt noch hatten waren wir selbst.

Das Feuer rund ums Schiff herum war nahezu erloschen, nur hier und da brannten noch einige kleine Flammen. Die Bäume, die noch übrig waren, schienen von der Explosion völlig verbrannt zu sein. Um den Horror noch deutlicher zu machen, lagen nicht nur Teile des Schiffs überall verteilt, sondern auch jegliche Körperteile. Jedes Mal fragte ich mich ob dieser Arm oder dieses Bein wohl meinem Dad gehörte und ich wusste, dass Clarke dasselbe über ihre Mum dachte. Die meisten Überreste aber waren verbrannte Skelette, zumindest Teile von ihnen.

Raven, Bellamy, Finn und einige andere betraten zusammen mit Clarke und mir die Absturzstelle. Niemand von ihnen sprach mit uns, denn sie wussten, dass wir trauerten. Raven suchte nach einer Blackbox, um hoffentlich so den Grund für den Absturz zu finden. Finn half ihr dabei, während Bellamy und der Rest seiner Truppe nach Groundern Ausschau hielten. "Seid wachsam. Die Grounder werden sich für die Sache auf der Brücke rächen", rief Bellamy den anderen zu.

Dann begann er mit Finn darüber zu diskutieren, was auf der Brücke passiert war, doch ich ignorierte die beiden. Ich suchte jeden menschlichen Überrest nach einem Hinweis auf meinen Dad ab und kniete mich schließlich vor eines der Skelette. Irgendetwas schimmerte silbern unter all der Asche und dem Staub. Ich hielt meinen Atem an, als ich vorsichtig nach diesem glänzenden Gegenstand griff. Tränen stiegen in meine Augen, als ich erkannte, was es war. Es war die Kette meines Dads, an der er den silbernen Ehering meiner Mum trug. Ich hielt ich den Ring so fest in meiner Hand, dass er sich beinahe in meine Haut bohrte. Dann schloss ich meine Augen und eine einzelne Träne rollte über meine Wange, die alle Hoffnung zerstörte, meinen Dad jemals lebend wieder zu sehen.

Ich öffnete meine Augen wieder und wusch mir die Tränen von den Wangen, als ich meine Hand wieder entfaltete und mir die Kette ansah. Mein Dad hob den Ehering meiner Mum auf, nachdem sie gestorben war, um so einen Teil von ihr jeden Tag bei sich zu haben. Seit meine Mum vor 13 Jahren gestorben war, hatte er diese Kette niemals abgenommen. Schwer atmend streifte ich mir das Band um den Hals. Dann nahm ich den Ring und versteckte ihn unter meinem Shirt, um ihn vor allen anderen zu verstecken. Ich wollte nicht, dass irgendjemand denkt, ich hätte sie einem anderen gestohlen, denn ich war nicht darauf aus, ihm die traurige Geschichte meiner Mum zu erzählen.

"Clarke, stopp!", hörte ich Raven rufen. Als ich aufsah, entdeckte ich Clarke nahe eines Teils vom Schiff mit der Hand auf dem Mund, als Raven auf sie zulief. "Raketentreibstoff?", fragte sie mit gerümpfter Nase, als Raven neben ihr stand. "Hydrazin. Höchst instabil in flüssiger Form ", sagte Raven, bevor sie sich neben das Schiff kniete, aus dem eine dunkelrote Flüssigkeit tropfte. "Wenn das Zeug Feuer fängt, sind wir alle Hackfleisch", fügte Raven hinzu, als sie einen kleinen Stein in das Hydrazin tauchte, ohne es dabei mit ihren Fingern zu berühren. "Alle Mann in Deckung!", rief Raven laut, als sie sich wieder aufrichtete und den Stein in eine der noch immer brennenden Flammen warf. Als der Stein diese berührte, gab es eine neue Explosion, die herumfliegende Trümmerteile nach sich zog. "Wir sollten das Gelände verlassen", rief Raven Bellamy zu. "Okay, ist gut. Wir gehen in Formation, bleibt in der Gruppe, Waffen geladen und gesichert. Wir müssen vor der Dunkelheit zurück sein", ordnete Bellamy seinen Jungs an, als wir den Rückweg antritten.

Wir erreichten das Camp nach Einbruch der Dunkelheit. Als wir es betraten, waren alle in heller Aufregung, nicht nur wegen uns, sondern weil Murphy auf unerklärliche Weise zurück im Camp war. Octavia erklärte mir, er brauche medizinische Versorgung und ich nickte nur, als ich Clarke mit mir zog und uns ein wütender Bellamy voran ging. "Wo ist er?", knurrte er, als wir das Dropship betraten. Fast alle Kids standen im Kreis um Murphy versammelt, doch machten sie für uns drei den Weg frei. Ihn so zu sehen, brachte mich zum Schlucken. Murphy war nur so mit Blut, Wunden und Prellungen übersät. Sein linkes Auge war so geschwollen, dass er damit kaum sehen konnte.

"Alle außer Connor und Derek raus. Na los!", rief Bellamy, als der Rest der Menge das Dropship verließ. "Er behauptet er war bei den Groundern", erklärte Derek seinem Anführer, als nur noch Bellamy, Clarke, Finn und ich bei ihnen waren. "Er wollte sich heimlich wieder ins Lager schleichen", fügte Connor hinzu. "Ich bin nicht geschlichen. ich bin vor den Groundern weggerannt", korrigierte Murphy ihn mit schwacher Stimme. "Hat jemand Grounder gesehen?", fragte Bellamy seine Jungs, die beide mit einem Kopfschüttelten antworteten.

"Wenn das so ist", sagte Bellamy, bevor er sein Gewehr hob und es direkt auf Murphy's Kopf richtete. "Hey, was soll denn das?", fragte Finn aufgebracht und drückte Bellamy's Gewehr in Richtung Boden. "Wir waren uns einig was passiert, wenn er zurück kommt", konterte Bellamy und hob erneut seine Waffe. "Nein", entgegnete Finn und stellte sich selbst zwischen ihn und Murphy. "Wenn er bei den Grounden war, weiß er Dinge, die uns helfen können", warf Finn ein. "Uns helfen? Wir haben ihn gehängt und verbannt. Und jetzt wird er sterben. Geh' aus dem Weg, verflucht!", befahl Bellamy.

"Finn hat Recht", murmelte ich und sprach so das erste Mal seit letzter Nacht. Ich drängelte mich an ihm vorbei und kniete mich neben Murphy. "Nein, hat er nicht, Hailey. Hast du vergessen, was mit Charlotte war?", protestierte Bellamy. "Natürlich nicht", knurrte ich direkt zurück. "Aber wir sind genauso an ihrem Tod Schuld, wie er", fügte ich hinzu, bevor ich Murphy's zitternde Hand in meine nahm. Ich sah zurück zu Clarke, die sich dann ebenfalls zu mir gesellte. "Siehst du das?", fragte ich sie, als ich seine Finger untersuchte. "Er lügt nicht. Ihm wurden die Fingernägel ausgerissen. Sie haben ihn gefoltert", stellte Clarke mit Erschrecken fest.

"Dann könnt ihr ja Erfahrungen austauschen", sagte Finn zu Bellamy. "Die Grounder wissen, dass wir im Krieg sind. Was hast du ihnen über uns erzählt?", funkelte Bellamy Murphy wütend an. "Alles", entgegnete er mit einem Wimmern. Clarke richtete sich wieder auf und sah zu Bellamy. "Wenn es ihm besser geht finden wir raus, was er weiß. Dann geht er wieder, okay?", sagte Clarke, bevor sie in Richtung Ausgang lief. "Und was, wenn er sich weigert zu gehen? Was machen wir dann mit ihm?", fragte Bellamy sie fordernd. Für einen Moment dachte sie nach und musterte dabei Murphy. "Dann töten wir ihn", stellte sie mit ernstem Gesichtsausdruck klar und ging.

Für eine Minute war es ruhig im Camp, aber in der nächsten riefen die Kids nach mir und Clarke. Ich rannte auf die Person zu, die nach uns gerufen hatte und entdeckte Conner, dem Blut aus der Nase floss. "Connor?", fragte ich überrascht. "Es hört nicht auf zu bluten", erklärte er mir, als sich Clarke neben mich stellte. Conner begann zu husten und ich sah hilfesuchend zu Clarke, als ich erkannte, dass ihr Blut wie Tränen die Wangen hinunter lief. "Oh mein Gott", murmelte ich und entfernte mich einen Schritt von den beiden. "Clarke", rief Raven und stürmte mit einem Lappen in der Hand aus dem Zelt neben uns. Clarke nahm ihn ihr langsam ab, als Raven's Blick auf Connor fiel. "Was haben die alle?", fragte sie uns, als immer mehr Huster zu hören waren. Als ich mich umsah, entdeckte ich Derek ebenfalls mit blutender Nase. "Raven, Hailey, haltet euch von uns fern", befahl uns Clarke. "Was?", fragte ich daraufhin verwirrt. "Die haben Murphy hergebracht", erklärte Clarke, bevor sie an uns vorbei zum Dropship ging.

Ich folgte ihr dorthin und nutzte meinen Ärmel, um ihn als eine Art Mundschutz zu benutzen, als wir das Dropship betraten und Murphy Blut hustend vorfanden. "Hey, Murphy. Sieh' mich an", sagte Clarke, als sie sich vor ihn kniete. "Wie konntest du vor den Groundern flüchten? Erzähl' mir alles ganz genau", forderte sie ihn auf, doch Murphy schüttelte den Kopf. "Ich bin aufgewacht und sie hatten vergessen meinen Käfig abzusperren, also bin ich abgehauen", erklärte er uns sofort. "Sie haben dich gehen lassen", murmelte Clarke verzweifelt.

Als ich mich umsah, entdeckte ich Bellamy auf uns zukommen. "Bellamy, komm' nicht näher", sagte Clarke und hob warnend einen Finger. "Hailey, du auch nicht", fügte sie ernst hinzu. "Hat er dir was getan?", fragte Bellamy, doch Clarke schüttelte den Kopf. Dann entdeckte er die Pfütze Blut neben Murphy. "Was hat er? Was ist das?", fragte er sie mit großen Augen. "Biologische Kriegsführung", war ihre verängstigte Antwort. "Das ist die Vergeltung der Grounder für die Sache auf der Brücke, auf die du gewartet hast. Murphy ist die Waffe", fügte sie hinzu, bevor Murphy erneut zu husten begann.

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