Zwei

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Rachel

Meine Füße lagen auf dem weißen Couchtisch. Unter ihnen befand sich ein rosa Kissen, welches ich mir letzte Woche vom Target gekauft hatte. Ich lauschte über das Ticken der Uhren hinweg. Tick Tack Tick Tack. Immer dieselben Laute. Immer derselbe Rhythmus.

Ein anderes Geräusch unterbrach dieses Ticken. Es war der Wohnungsschlüssel, der im Türschloss ein paar Male herumgedreht wurde, ehe die Tür aufgeschlossen wurde. Ich hörte schwere Schritte im Flur. Dann folgte ein dumpfes Geräusch. Gepolter. Fluchen.

„Ich musste heute das zehnte Mal einer alleinerziehenden Mutter sagen, dass ihre Tochter tot aufgefunden wurde. Das verdammte zehnte Mal!" Seine Stimme durchschnitt die Ruhe der tickenden Uhren, die mich eigentlich nervöser machten, als sie sollten.

Ich schnappte nach Luft. Ich dachte es hätte endlich ein Ende. „Wo wurde sie gefunden?"

„Wieder in diesem Fluss. Ich habe echt keine Ahnung, welcher kranke Bastard, unschuldige, junge Mädchen tötet und sie danach in einen Fluss schmeißt."

„Ich hoffe er wird rechtzeitig geschnappt." Murmelte ich, während ich mich langsam aufrichtete.

„Hat er ihr schlimm wehgetan?" Fragte ich. Ich wollte das auch schon bei den Todesfällen davor fragen, traute mich aber nie es anzusprechen. Nick war ziemlich aufbrausend, wenn es um diese Fälle ging. Ich vermutete, dass es was mit Lily zu tun hatte. Aber sicher war ich mir nicht.

Ich sah, wie er schwer schluckte. Er schloss die Augen und zog an seinen Haaren. Das machte er immer, wenn er gestresst war oder vor etwas Angst hatte.

„Er hat sie missbraucht."

Ich kannte diese zehn Mädchen nicht, aber jeder einzelne Fall ging mir unglaublich nahe.

„Keine Sorge. Wir werden ihn finden. Er wird bluten müssen. Das schwöre ich dir." Nick hatte seine Hände zu Fäusten geballt. Seine Adern stachen an den hochgekrempelten Ärmeln heraus.

Seine Polizeiweste hatte er immer noch an. Ich stand von dem Sofa auf. Ich blieb so nahe vor ihm stehen, dass meine Nasenspitze seine Brust berühren konnte. „Ich liebe dich." Flüsterte ich.

„Ich liebe dich auch." Erwiderte er und schmiegte seine Nase an meiner. Er legte seine Hand um meine Hüfte, mit seiner anderen umfasste er meinen Nacken und zog mich noch näher. Er presste seine Lippen auf meine und mich durchfuhr ein kribbeliges Gefühl. Mir wurde leicht schwindlig und ich genoss es ihm, nach einen langen Tag, so nahe zu sein.

Als er sich von mir löste, grinste er nicht mit dem kindlichen Ausdruck. Das Grinsen war schelmisch, frech und... anzüglich.

„Sex mit einer Autoritätsperson kann ganz schön heiß werden. Oder?"

Ich musste kichern, denn er wusste genau wie scharf ich auf ihn war, wenn er diese Uniform trug.

****

„Die Akten müssten bitte neu einsortiert werden. Holly hat sie vertauscht." Edward rollte mit den Augen und legte mir einen Stapel auf meinen Schreibtisch. „Das mach ich schon." Sagte ich lächelnd und widmete mich erneut meinem Skript. Holly war eine Praktikantin aus der 9. Klasse. Sie war erst zwei Tage hier und Ed hatte ihr etwas zu viel zugemutet. Willis&Ed war ein relativ kleiner Verlag, jedoch hatten wir schon einige Prachtexemplare der amerikanischen Literatur unter Vertrag genommen. Der Verlag war gerade frisch über die Aufbauphase hinweg, sodass wir uns endlich auf unsere Lektüren konzentrieren konnten. Momentan hatten Willis und Edward 90 Angestellte. Eine davon war ich. Seit fast drei Jahren arbeitete ich schon hier. Ich hatte mich recht schnell zur Assistentin des Chefs hochgearbeitet. Ich nahm viel Arbeit mit nach Hause, arbeitete auch am Wochenende bis in den Abend. Diese Stelle war genau das, was ich wollte. In der Zeit nach dem Universitätsabschluss, wurde Nick an der Polizeiakademie angenommen. Er hatte seine Ausbildung seit einem Jahr hinter sich. Sein Chef, hatte ihn unter seine Fittiche genommen. Er sah etwas in ihn, was er noch nicht genau definieren konnte. Oft bekam Nick von seinen Kameraden Neid und Eifersucht entgegen geschleudert, doch das prallte nach der Zeit an ihm ab.

Wir hatten uns eine Wohnung in Washington gemietet. Der Tower erinnerte mich etwas an New York, wo unsere Geschichte begonnen hatte. Leider hatten wir den Central Park nicht in der Nähe.

Unsere Freunde von der Uni, wohnten nicht allzu weit weg. Lauren und Seth waren ebenfalls zusammengezogen. Phil war momentan bei Liebschaft Nummer 3. Er hatte etwas Startschwierigkeiten, denn sein letzter Freund hatte ihn nicht nur einmal übel zugerichtet. Ich war im letzten Jahr öfter im Krankenhaus, als ich eigentlich sein sollte. Mittlerweile kannte ich die Gänge zur Notfallstation auswendig. Sogar die Ärzte kannten mich. Sie sagten mir sofort, auch wenn ich nicht zu seiner richtigen Familie gehörte, wo er lag und was mit ihm passiert war.

Schlussendlich hatte er sich in seinen behandelnden Arzt verliebt, der ebenfalls ein Auge auf seinen Patienten geworfen hatte.

Als ich mit meinem Skript zur Hälfte durch war, wendete ich mich an die Akten. Ich stand auf und nahm sie vom Tisch. Plötzlich klopfte es zaghaft an meiner Tür. Durch die Glasscheibe konnte ich sofort sehen, dass Holly mit hängendem Kopf vor mir stand. Ich öffnete die Tür und begrüßte sie mit einem aufmunternden Lächeln. Es war offensichtlich, dass sie schlecht drauf war, wegen den Akten. „Ich habe es wirklich versucht so zu machen, wie er mir das gezeigt hatte. Aber ich habe die Reihenfolge vergessen und dann... keine Ahnung." Sie schlug ihre Hände vor das Gesicht.

„Holly du bist erst seit zwei Tagen hier. Mir ist das auch nicht sofort geglückt. Komm mit, ich zeig dir wie es geht."

„Aber dann wird Edward wissen, dass ich es nicht allein kann."

„Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Er wird nix merken. Jetzt komm," Ich zwinkerte ihr zu und lief dann den Gang zu den Aktenschränken entlang.

„Du wirst das schneller lernen, als jeder anderehier."     


Hallo ihr Lieben,

ich würde sehr gerne wissen, wie euch die ersten Seiten gefallen haben. Hinterlasst mir doch bitte euer Feedback, dann weiß ich, wie das Buch bei euch ankommt :)

Bis dann und danke :)

SKIN - treat her betterWhere stories live. Discover now