24 - Ich bin Louis' Bruder

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Harry

Mit einem Mal ging es wie ein Ruck durch meinen Körper und ich eilte aus dem Aufzug zu meinem Auto, öffnete es ungeduldig und setzte mich hinein. Ich wollte keine Zeit mehr verlieren. Wenn es Louis wirklich so schlecht ging musste ich mich beeilen. Ich wollte für ihn da sein und ihm helfen, sehen ob ich etwas tun konnte. Eilig nahm ich mein Handy und rief Niall an über die Freisprechanlage in meinem Auto. Ich fuhr mit quietschenden Reifen um die Kurve hinaus aus der Ausfahrt auf die Straßen Londons. 
"Horan?" hörte ich die genervte Stimme meines Freundes, er schien außer Atem zu sein. "Ich bin's." sprach ich und hörte ein Seufzen. "Es ist Wochenende." beschwerte er sich, doch ein Hupen unterbrach ihn. Ich hatte gerade jemandem die Vorfahrt genommen. Wahrscheinlich sollte ich etwas vorsichtiger fahren. "Bist du im Auto?" fragte Niall. "Ja, bin ich. Auf dem Weg ins Krankenhaus." 
"Krankenhaus?" wiederholte er mit alarmierender Tonlage. "Was ist passiert?" 
"Zayn war gerade bei mir. Louis hatte einen Unfall, es scheint wohl schlecht auszusehen." antwortete ich und hörte Niall nach Luft schnappen. Vor mir sprang die Ampel auf Rot und ich musste eine halbe Vollbremsung machen. "Verdammt." maulte ich leise und trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad herum.
"Ich komme da hin. Wie hat dieser Zayn überhaupt davon erfahren?"
"Louis hatte einen Unfall mit Liam's Auto. Liam ist dein Vorgänger. Er hat wohl Drogen genommen." sagte ich und seufzte tief. "Ach herrje. Ich ziehe mich an und komme da hin, okay?" sagte er und ich war mir sicher ich hörte auch noch ein genervtes Seufzen. Definitiv eine Frauenstimme. "Schon gut. Du musst nicht.." "Doch. Bis gleich." unterbrach er mich sofort und legte auf. Ich war Niall dankbar dass er nicht nachfragte. Dass er nicht auf die Idee kam zu fragen wieso ich zu Louis wollte, wo er "mich doch betrogen hatte". Niall und Louis waren vor unserer Trennung enge Freunde gewesen. Und ich wusste dass es meinem Kollegen nahe gegangen war dass Louis einfach so den Kontakt abgebrochen hatte. Ich hatte ihn versucht aufzuheitern und mich mit ihm anzufreunden, aber so richtig hundertprozentig war mir das auch nicht gelungen. 

Die ganze Fahrt über dachte ich daran dass ich Louis kein Stück vertraut hatte. Ich hatte die Bilder gesehen und nicht eine Sekunde an deren Echtheit gezweifelt. Was war ich nur für ein unsagbares Arschloch gewesen. Ich schüttelte den Kopf, ignorierte zwei rote Ampeln und parkte schließlich endlich auf dem Parkplatz des Krankenhauses. Bloß gut hatte mich die Polizei nicht bei diesem Manöver erwischt. Ich war mit 20 Stundenkilometern mehr durch die Innenstadt gerast. 
Mit eiligen Schritten lief ich in Richtung Eingang durch den Regen und seufzte innerlich. Warum musste es immer regnen wenn irgendetwas passierte. Warum musste überhaupt etwas passieren. Was war der Sinn dahinter dass er einen Unfall hatte? 
Ich lief zur Anmeldung und blickte zu der jungen Frau die hinter dem Tresen saß. Ihre Haare waren rot und in einem französischen Zopf zusammengebunden. Lächelnd sah sie mich an und schob mit dem Zeigefinger ihre Brille ein Stück hoch. "Hallo. Mein Name ist Harry Styles. Bei Ihnen wurde ein junger Mann eingeliefert, Louis Tomlinson. Ich wollte gern wissen was los ist, wie es ihm geht." sagte ich höflich und sah sie bittend an. 
"Mister Styles sind Sie ein Angehöriger?" fragte sie und ich schüttelte den Kopf. "Ich bin sein..." kurz stockte ich. "Ich bin sein Freund. Er hat nur mich." sagte ich und ihr Blick wurde bedauernd. "Wenn Sie kein Angehöriger sind kann ich Ihnen leider nicht helfen. Es tut mir leid." sagte sie und ich sah sie fassungslos an. Ich öffnete meinen Mund um etwas zu sagen, da spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und drehte mich um. 

"Ich bin Louis' Bruder." sagte Niall neben mir und sah die junge Frau ernst an. Die Rothaarige seufzte leise und sah uns beide mitleidig an. "Mr Tomlinson hat keine Angehörigen laut Akte. Es ist nicht das erste Mal dass er hier ist. Mir sind die Hände gebunden." sprach sie und sah Niall an. Dieser zog eine Schnute und sah mich an, strich mir über den Arm. "Es wird wieder." sagte er und ich sah zu ihm. "Das weißt du doch gar nicht. Er kann sonst was haben, er kann schon tot sein!" sprach ich und fuhr mir durch die Haare, sah mich um, versuchte eine Lösung zu finden. 
Vor lauter Angst um ihn kamen mir Tränen und ich wischte sie schnell weg. Niall neben mir wippte unruhig mit dem Bein auf und ab und ich vergrub das Gesicht in meinen Händen. "Ich weiß, es ist unfair. Aber ich kann Ihnen nicht weiter helfen, also sollten Sie vielleicht..."  "Ich gehe nirgends hin." sprach ich und setzte mich auf einen der Stühle im Wartebereich. Die Rothaarige musterte uns einen Moment und stand dann auf, kam zu mir und setzte sich neben mich. Fragend sah ich sie an und auch Niall sah zu ihr. 

"Ihr Freund hatte eine starke Menge an Alkohol und Drogen im Blut." begann sie flüsternd und ich sah sie an mit großen Augen und spürte wie mein Herz begann zu rasen. "Bei dem Autounfall ist sein Arm gebrochen, zwei Rippen und seine Nase, sowie Schnittverletzungen. Er hat eine Gehirnerschütterung und sein Handgelenk ist geprellt. Außerdem.." sie räusperte sich und ich hielt die Luft an. Es klang bis jetzt schon schlimm. "...hat er innere Verletzungen erlitten, ein sogenanntes Bauchtrauma.Wir haben sofort operiert, trotz der Substanzen im Blut.  Im Moment sieht es relativ gut aus, aber er muss die Nacht überstehen." erklärte sie mir und ich sah sie geschockt an. "Innere..also..." stammelte ich und schluckte. "Kann ich bitte zu ihm?" hauchte ich und ihr Blick wurde entschuldigend. "Mir sind die Hände gebunden, Mister Styles." sprach sie.
"Was wenn die Beiden verheiratet sind? Das gilt doch als Familie, oder nicht?" sprach Niall und ich sah kurz zu ihm und dann wieder zu der Rothaarigen, mein Blick hoffnungsvoll. "Natürlich gilt es als Familie, aber das ist ja nicht der..." "Na also." unterbrach Niall sie sofort. "Das hier ist Harry Tomlinson...Ehemann." sagte er und wir beide sahen die Krankenschwester nun voller Hoffnung und Spannung an. 
Sie musterte uns ud seufzte. "Fein. Kommen Sie." sagte sie, stand auf und ging zum Tresen. Ich folgte ihr sofort und sie hielt mir eine Liste hin. "Tragen Sie sich ein, Mister Tomlinson. Dann bringe ich Sie zu Ihrem Mann." sagte sie und lächelte mich leicht an.
Ich nickte und trug mich mit dem Namen ein, lächelte als ich es las und mir wurde bewusst dass ich das irgendwann mal sein wollte. Sein Ehemann. Ich wollte es unbedingt. Falls das hier alles gut ausging nahm ich mir vor ihn zu fragen mich zu heiraten. Ich wollte für immer mit ihm sein. Er fehlte mir so sehr. 

Die Rothaarige legte die Liste weg und zeigte mir an, ihr zu folgen. Ich tat es sofort und winkte kurz Niall zu, der mir aufmunternd zulächelte. Gemeinsam liefen wir den Gang entlang und ich schluckte als wir durch eine breite Tür liefen und vor einer Tür zum Stoppen kamen. 
"Er schläft im Moment, denke ich. Durch die ganzen Substanzen im Blut wird es wohl auch noch eine Weile dauern ehe er aufwacht." erklärte sie mir und ich nickte. "Vielen Dank." sagte ich zu ihr. Ich war ihr wirklich dankbar, sie hatte schon die Grenze überschritten als sie mir erklärt hatte was mit ihm passiert war. Ich war ihr mehr als dankbar und innerlich machte ich mir schon eine Notiz, ihr einen Strauß Blumen zukommen zu lassen. 
Tief atmete ich durch ehe ich die Klinke herunter drückte und in das Zimmer hinein ging. 


Fuck Me, Love Me ∆ L.S.Where stories live. Discover now