29 - Stechend blaue Augen

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Als sich die Aufzugstüren öffneten sah ich hinein in die Wohnung, die mir so vertraut gewesen war. Ich schluckte und sah zu der schwarzen Küche, die ich so wunderschön gefunden hatte. Ich sah zu dem Esstisch, zu dem Bett. Zur Fensterfront, die die Dachterrasse zeigte.

Ich spürte wie Harry den Arm um mich legte und ich krallte mich leicht in die Krücken und sah hoch zu ihm.
„Wie fühlt es sich an?" fragte er mich und ich dachte darüber nach.
„Seltsam." sprach ich ehrlich und er nickte. Tief atmete ich durch und betrat die Wohnung.
Es war jetzt zwei Wochen her dass ich im Krankenhaus gelandet war und heute wurde ich entlassen.
Harry war jeden Tag bei mir gewesen und hatte darauf bestanden dass ich mit zu ihm komme.
Ich hatte nicht widersprochen.

„Leg dich in's Bett, ja? Du musst dich schonen."
„Ich würde gern auf die Dachterrasse."
„Ach so. Natürlich." antwortete Harry und ich lief langsam zur Glastür. Harry folgte mir und öffnete die Tür für mich, sodass ich hinaus treten konnte.
Ich lief zu der Liegefläche und setzte mich etwas umständlich, stellte die Krücken neben mir ab und schaute über die Stadt. Ich atmete die Luft tief ein und schloss die Augen. Die Sonne schien und es war recht warm und so genoss ich die Sonnenstrahlen in vollen Zügen.

„Brauchst du etwas zu trinken, Lou?" hörte ich Harry und sah zu ihm, lächelte leicht. „Nein, danke." antwortete ich ihm leise und sah wieder auf die Stadt.
Ich spürte seinen Blick auf mir.

„Was, wenn ich wieder rückfällig werde?" fragte ich leise.
Ich hörte ihn näher kommen und kurz darauf senkte sich das Sitzkissen und ich schaute zu ihm.
„Wenn du mich lässt, dann passe ich auf dich auch, Louis. Ich bin für dich da." sagte er sanft und ich lächelte leicht. „Du bist so lieb." sagte ich leise und er lächelte auch. „Ich habe so viel wieder gut zu machen." sprach er und ich nickte leicht.

Wir hatten viel geredet in den letzten zwei Wochen und ich hatte versucht ihm zu verzeihen. Es war ein langwieriger Prozess, doch so sehr ich es manchmal wollte - ich konnte ihn nicht abweisen. Ich liebte Harry von ganzem Herzen und ich litt so sehr unter der Trennung.
„Hast du gerade Verlangen?" fragte er mich und ich dachte darüber nach, nickte leicht. „Ein wenig." hab ich ehrlich zu.
Er nickte und legte den Arm um mich. „Soll ich dich ablenken?" fragte er und ich schaute zu ihm in seine grünen Augen. „Mit was denn?" fragte ich ihn neugierig und er lächelte. „Warte hier..." sprach er leise und stand auf, verschwand in der Wohnung.
Ich sah ihm verwirrt nach und atmete tief durch, blickte wieder auf die Stadt.
Es war so ein schöner Anblick. Ich wollte für immer hier bleiben, hier an meinem Zufluchtsort. Mit Harry an meiner Seite, mit dem Mann den ich so unendlich brauchte in meinem Leben.
Ich spürte immer mehr wie der Wunsch nach Drogen abschwächte, wie das Verlangen nach ihm hingegen stetig wuchs. Er konnte noch so viele Fehler machen, ich wollte ihn dennoch.

Ein leises Miauen unterbrach meine Gedanken und als ich zur Seite sah, saß vor mir auf der Liegefläche ein dreifarbiges Katzenbaby mit stechend blauen Augen. So klein und zerbrechlich saß sie da, miaute und sah mich aus ihren großen blauen Augen an.
Ich öffnete überrascht den Mund. „Ach herrje." hauchte ich und sah zu Harry der schmunzelnd an der Tür stand.
„Gefällt sie dir?"
„Sie ist ja unglaublich süß." hauchte ich und kraulte sie, während das Katzenbaby auf mich kletterte und sich auf meinem Schoß einrollte. Ich schaute wieder zu Harry.
„Du hast dir eine Katze gekauft?"
„Nein. Ich habe dir eine Katze gekauft."
Meine Augen werden groß. „Mir? Wieso das denn?"

Er zuckte mit den Schultern und kam auf mich zu, setzte sich neben mich und streichelte der Katze über den Kopf. „Damit du nicht allein bist, wenn ich nicht da bin." antwortete er mir schlicht und ich schaute in sein Gesicht.
Er lächelte, doch ich konnte seine Unsicherheit in seinen Augen sehen. Tief atmete ich durch und lächelte.
„Es ist ein wundervolles Geschenk. Danke Harry." sagte ich sanft und küsste seine Wange.
Harry grinste und nickte. „Ich freue mich dass du sie magst. Sie ist ganz lieb. Braucht nur noch einen Namen." sagte er und ich schmunzelte und sah zu der kleinen Katze in meinem Schoß. „Dann sollten wir uns gemeinsam etwas überlegen." sagte ich. „Schließlich ist sie unser Baby."
Seine Augen weiteten sich leicht und er schaute in meine Augen, suchte nach einem Hinweis darauf ob ich wohl scherzte.
Ich schmunzelte leicht und legte die Hand an seine Wange.
„Ist es okay für dich, wenn ich hier bleibe?" flüsterte ich und seine Augen leuchteten auf.
„Du willst bei mir bleiben?"

„Ich kann sowieso nicht ohne dich. Ich liebe dich doch so sehr." sprach ich und im nächsten Moment spürte ich seine Lippen auf meinen. Er küsste mich sanft und liebevoll und in meinem Bauch kribbelte es wie verrückt.
Als er sich löste blieb er nah an mir und hatte die Augen noch geschlossen. „Nie wieder sollen wir aneinander verzweifeln. Nie wieder misstrauen." flüsterte er und ich bekam Gänsehaut.
„Für immer wir beide." sprach ich ganz leise und er küsste mich erneut.
In diesem Moment spürte ich kein Verlangen nach Drogen, keine Nachwirkungen waren zu erkennen. Ich fühlte nur Freude und Liebe.
Harry war wichtiger als jede Droge der Welt. Er war wichtiger als alles andere. Er war mein Freund und das würde er bleiben.

„Hallo?" hörte ich ihn fragen und sah zu ihm. „Hm?"
„Hast du mir überhaupt zugehört?"
„Oh..." sprach ich und wurde rot. „Nein hab ich nicht."
Harry lachte und küsste meine Stirn. „Ich habe gefragt was du davon hältst wenn ich uns Essen koche?"
Ich lächelte und nickte. „Sehr viel."

Mein Freund nickte, küsste meine Wange und ich sah ihm dabei zu wie er in der Wohnung verschwand. Lächelnd schaute ich zu der kleinen Katze und kraulte sie sanft. „Jetzt wird endlich alles gut, oder was sagst du?"
Die kleine maunzte mich an und ich lachte leise. „Das nehm ich als ein Ja." sagte ich und lehnte mich zurück, kraulte sie weiter und schaute auf die Stadt die vor mir lag, die Glasbauten glänzten in der Sonne und es war ruhig.
So fühlte sich Glück an, dachte ich und atmete entspannt durch.
Ich hatte das Schlimmste überwunden, da war ich mir sicher.

Fuck Me, Love Me ∆ L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt