Kapitel 1

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Ich saß im Auto und die Außenwelt zog am Fenster vorbei. "Elli.", riss mich eine Stimme aus den Gedanken. Keine geringere, als die meines besten Freundes. Levi Evans. Ich blickte in sein hübsches Gesicht, das von seinen blonden Haaren umgeben wurde und seine blauen Augen betonten. Seit der 8. Klasse waren wir unzertrennlich. Nun standen wir vor dem Beginn unseres Abschlussjahres. Ich schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln, er rollte mit den Augen, erwiderte es dann aber wortlos. Wir waren auf dem Weg zur einer Party. Nicht irgendeiner Party, es war die Party im Haus von Dean Arrow. Die fand jedes Jahr vor dem Ende der Ferien statt. Levi war ein guter Freund von Dean und deswegen kamen wir trotz vielen Diskussionen nicht umhin, dort aufzutauchen. Levi hielt an und wir standen vor einem großen Anwesen. Musik und Stimmengewirr war bis ins Auto zu hören. Ich will da nicht rein. Levi stieg aus und kam auf die andere Seite und öffnete meine Tür. "Auf geht's, Elli!", forderte er mich auf und bedeutet mir auszusteigen. Ich verharrte und musterte ihn. Er sah gut aus. Groß. Mit einem wunderschönen Lächeln. "Levi...", jammerte ich rum. "Ich will da nicht rein!", flehend sah ich ihn an. "Steig aus oder hole dich daraus. Ich habe versprochen, dass ich komme und du musstest mal weg von deinen Büchern. Also los.", behaarte her. Ich gab auf, diese Diskussion hatte wir in den letzten Wochen mehrmals und ich wollte keinen Streit. Ausnahmsweise hatte ich mich mal ein wenig geschminkt als nur Wimperntusche, ein schwarzer Lidstrich betonten meine grünen Augen und der rote Lippenstift schmeichelte meinen dunklen Haare. Ich stellte meine Füße auf dem Boden ab und atmete hörbar genervt aus, bevor ich Ausstieg und die Tür hinter mir ins Schloss warf. "Maximal eine halbe Stunde.", legte ich fest und sah Levi gespielt böse an. Er lachte kurz und schob mich in Richtung Haus. "Ja ja, alles klar. Wir werden heute Spaß haben.", tat er meine Forderung ab. Wir standen auf dem Tritt und Levi drückte auf die Klingel. Die Tür flog auf und vor uns stand einer gutaussehender Kerl mit schwarzen Haaren und blauen Augen. James Davis. Auch so ein Vollidiot aus Dean's Kreisen. Alle in Dean's Freundeskreis sahen unglaublich gut aus und die Kerle waren alle Aufreißer, aber bei denen herrschte Leere im Kopf. Er musterte mich und dann fiel er Levi um den Hals. "Levi, geil dass du da bist!", grölte er. Er war betrunken. Wenn man es nicht an dem scharfen Geruch erkannt hätte, dann spätestens als er anfing zu reden. "Und wer ist diese Schönheit hier, deine neue Freundin?", lallte er und musterte mich neugierig. War das sein scheiß Ernst? Wir gehen seit 6 Jahren in einen Jahrgang und er erkennt mich nicht. Ja ich hatte mich in den Ferien verändert, kleidete mich ein bisschen bewusster, trug nicht mehr meine große Brille sondern Kontaktlinsen und schminkte mich manchmal. Aber man erkannte mich noch. Genervt blickte ich zu Levi. "Das ist Elena Stevens. Sie geht in unserem Jahrgang.", erinnerte Levi ihn mit rollenden Augen. James starrte mich mit offen Mund an, brachte aber kein Ton heraus. Was für ein Idiot! "Auch schön dich zu sehen, James.", murmelte ich wütend und rauschte an ihm vorbei ins Haus. Das Haus war voll mit Leuten. Gefühlt war die ganze Schule da. Ich fühlte mich verloren. Levi war auch verschwunden also ging ich die Küche. Plötzlich rempelte mich jemand an und etwas nasses übergoss sich auf meinem weißen Top. Ernsthaft jetzt? Ich blickte entsetzt auf, vor mir stand ein Kerl aus einem Jahrgang unter mir und kicherte. "Upsi.", trällerte er besoffen. "Aber da sieht man gleich viel mehr. Zeig was du hast, Herzchen." Bevor ich etwas erwidern konnte, wurde er nach hinten gezogen. Jemand hatte ihn am Kragen gepackt und blaffte ihn an: "Ich glaube nicht, dass man so mit einer Dame spricht."
"Oh, ähmm.. Dean! Tut mir leid. Das war ausversehen.", stotterte er. "Verpiss dich von meiner Party, ansonsten haben wir ein Problem.", brüllte er ihn an und der Kerl suchte ganz schnell das Weite. Dann wendete sich Dean mir zu. "Alles okay bei dir?", fragte er mich höflich und musterte mich mit seinen braune Augen, die farblich identisch mit seinen Haaren waren. Wow, wir reden seit 6 Jahren zum ersten Mal miteinander. "Ja.", antworte ich knapp. Und blickte an mir herunter. Mein Shirt war fast durchsichtig. Warum hatte ich mich bloß für weiß entschieden. "Komm mal mit.", forderte Dean mich auf und lief aus der Küche und die Treppe hoch. Sollte ich? Ich blickte mich nach Levi um, doch er war nicht zu sehen. Dann folgte ich Dean. Oben schloss er eine Tür auf und bedeutete mir zu folgen. Es war mir unangenehm. Aber jemand wie Dean interessierte sich nicht für Mädchen wie mich. Also betrat ich das Zimmer. Ich sah mich in dem Zimmer um. Das musste Seins sein. Aus dem Augenwinkel sah ich was fliegen. Ich zuckte zusammen und vor mir landete ein Stück Stoff. Fragend blickte ich von ihm zu dem Stoff und wieder zurück. "Das ist eines meiner Shirts.", klärte ich mich auf. Ich sah ihn verwirrt an. "Ich glaube nicht, dass du damit weiter rumlaufen willst, also nicht das es mich stören würde...", grinsend deutete er auf mein durchsichtiges Oberteil. Jetzt verstand ich was er meinte und wurde ein bisschen rot. Ich hob sein Shirt auf und sah ihn erwartungsvoll an. "Soll ich rausgehen?", fragte er enttäuscht. Aber sein Grinsen bestand. Was für eine dumme Frage. Natürlich.
Ich sagte nichts und wartete bis er an mir vorbeilief und das Zimmer verließ.
Mein Shirt zog ich über den Kopf. Mhmm... Wodka. Und stopfte es in meine Tasche. Dann zog ich Dean's an. Es roch gut. Sehr gut sogar und es war weich. Dann stieg wieder die Treppe runter und erkannte Levi in der Menge, er stand neben Dean, umgeben von ein paar weiteren Leuten. Beide sahen zu mir als ich auf Levi zusteuerte. Dean sah mich anerkennend an. Ich quetschte mich durch die Menge bis neben Levi zum stehen kam. "Wo warst du?, fragte er mich. "Wo warst du?", gab ich die Frage ironisch zurück. Bevor die Frage beantwortet wurde gesellte sich Dean zu uns und ich wandte mich ihm zu. "Hey Dean, danke für das Shirt.", sagte ich höflich. Doch ich konnte meine Verlegenheit in der Stimme nicht verbergen. Er blickte auf mich herab. "Steht dir eh viel besser, Prinzessin.", gab er grinsend zurück. Ich wurde rot. Prinzessin?! Ich merkte wie Levi neben mir die Augenbrauen hob. Ich hasste Spitznamen, nur bei Levi akzeptierte ich, dass er mich "Elli" nannte, auch wenn es mir nicht gefiel. Bevor ich protestieren konnte wurde das Gespräch unterbrochen. "Flaschen drehen!", brüllte jemand. Lieber Gott, bitte nein. Ich hasse dieses Spiel. Die Menge versammelte sich im Zimmer und bildete einen Kreis. Ich wollte schnell verschwinden, doch eine Hand hielt mich auf. "Stop! Du spielst mit, du schuldest es mir.", hielt Dean mich auf. "Nein. Ich möchte nicht. Ich hasse dieses Spiel.", gab ich zurück und versuchte an ihm vorbei zu kommen. "Okay, dann spiel nicht mit, aber dann musst du mein Shirt ausziehen. Das ist nur fair.", bestimmte er grinsend. Das konnte unmöglich sein Ernst sein. Alle sahen uns an, sie saßen bereits und wir standen immer noch. Wir hatten die komplette Aufmerksamkeit des Raumes. Mist. Ich gab mich geschlagen und setzte mich, Dean ließ sich triumphierend neben mir fallen und grinste gewinnend.
Ich träumte eigentlich die ganze Zeit. Es passierte nicht viel Spannendes. Eben das selbe wie immer bei diesem Spiel. Pikante Fragen. Getuschel. Küsse. Fummeln. Dann zeigte die Flasche auf Dean. "Pflicht.", entschied er. "Küsse jemand in dieser Runde", bestimmte ein Mädchen und ein unüberhörbares Raunen ging durch die Menge. "Lassen wir die Flasche entscheiden, wenn ich küsse.", schlug Dean vor. Niemand würde widersprechen. Niemand hat Dean jemals widersprochen. Er beugte sich nach vorne und drehte die Flasche erneut. Sie hielt genau zwischen mir und Dean. Alle Blicken waren auf uns gerichtet. Dean bewegte leicht seinen Fuß und stieß sie dabei an. Nun zeigte sie auf mich. Mein Magen verkrampfte sich und ich lief rot an. Ich wollte protestieren, aber ich wusste, dass Dean immer seinen Willen bekam und ich mich hier niemand unterstützen würde. Hilfesuchenden schaute ich zu Levi, doch der zuckte nur hilflos mit den Schultern. Dean stand auf und kniete sich vor mir hin. Er grinste entschuldigend. Panik kam in mir hoch. Alle Augen lagen auf uns. Er streckte seine Hand aus und berührte meine Wange. Sie war warm und weich. Er beugte sich vor und unsere Lippen trafen sich. Seine Lippen waren so schön und sinnlich. Ein Schauer jagte mir über den Rücken. Es war als würde ein Feuerwerk explodieren.
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Erstes Kapitel. Ich freue mich über Feedback, Votes und auch sehr über eure Theorien. ❤️

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