Das letzte Jahr.

Kapitel 5

Meine Augenlider wurden immer schwerer und jeder Wimpernschlag dauerte länger.

"Ich hab gehört, wir beide schlafen heute in deinem Bett, Prinzessin?", ertönte plötzlich eine gähnende Stimme an meinem Ohr. Ich zuckte leicht zusammen und wurde direkt knallrot. Das letzte Wort betonte er besonders kokett und es hing noch ein paar Sekunden später in meinen Ohr. Seine Stimme halt in meinem Kopf wieder. Ich räusperte mich verlegen.
WIE BITTE?
"Ähm, ich glaube nicht, nein.", erwiderte ich möglichst trocken. Das war doch jetzt nicht sein Ernst.
"Ich hab noch einen Wunsch frei.", meinte er nun triumphierend. "Eigentlich sogar zwei", fügte er noch schnell hinzu und grinste noch breiter. Ich blickte ihn an. Er war schön, sogar wenn er so frech grinste. Auch jetzt, wenn seine Haare so zersaust waren und sein Gesicht gerötet, von der Sonne. Mit diesen schimmernden Augen, die einen Gefangen halten konnten. Das Grübchen auf seiner linken Gesichtshälfte, wenn er so grinste. Er hatte wirklich nur ein Grübchen. Er sah irgendwie niedlich und kaum ernstzunehmen aus, ich musste mir ein Lachen verkneifen. Ich verstand was die Mädchen an der Schule an ihm fanden, aber ich war nicht eine davon. Keine Chance. Niemals.
"Wünsch dir was anderes!", gab ich gespielt trotzig zurück, als ich aus meiner Gedankenwelt zurückkam.
"Dann möchte ich einen Kuss.", feuerte er zurück.
Stille.
Ich bin immer wieder erstaunt über dieses Selbstbewusstsein. Wollte ein Teil von mir das nicht eigentlich? Von ihm geküsst werden, wie auf der Party. Dieses Gefühl, seine Lippen und das Hochgefühl, dass dann durch die Adern floss. Reiß dich zusammen, Elena! Das ist Dean Arrow.
Er bemerkte mein zögerliches Verhalten und kam mir bereits ein Stück näher. "Aber ich will ein richtigen Kuss, Prinzessin."
Scheiße. Scheiße. Scheiße. Was soll ich tun?
Mein Blick wanderte kurz zu Levi und Sarah, doch die schliefen tief und fest. Vielen Dank für eure Unterstützung, Leute.
"Ich habe zwei Wünsche frei, Prinzessin und ich werde sie definitiv einfordern. Diese sind noch harmlos, ich könnte mir auch was anderes einfallen lassen.", sagte er trocken und sein nachdenklicher Blick löste Panik in mir aus.
"Okay, okay.", antworte ich verlegen. "Du kannst in meinem Bett schlafen.", gab ich mich geschlagen. Es war die bessere Alternative.
Dachte ich.

Ich schloss die Zimmertür hinter mir und machte mich an meinem Kleiderschrank zu schaffen, um etwas zum anziehen zu finden, das mich nicht vor Hitze sterben ließ, aber auch nicht zu viel von meinem Körper preisgab, während mich Dean von meinem Bett aus musterte. "Du brauchst auch gar nichts anziehen, frieren wirst du neben mir sicher nicht."
Verächtlich schnaubend verließ ich mein Zimmer ohne ein weitere Wort und schloss mich im Badezimmer ein. 
Beim Umziehen ließ ich mir elendig viel Zeit, in der Hoffnung, dass er bereits eingeschlafen wäre, wenn ich zurückkam.

Leise öffnete ich die Zimmertür und schaute zu meinem heutigen Bettbesetzer, er lag grinsend da und mustere mich, er trug noch seine Unterhose. Ist das sein scheiße Ernst?
"Niedlich.", gab er verschmitzt von sich, als er meine kurze rosa Hose und das passende Shirt betrachtete. 
"Und warum genau, hast du nichts mehr an?, wollte ich wissen und ignorierte sein Kommentar.
"Viel zu warm für Klamotten, außerdem ich trage ich doch ein Unterhose.", quengelte er und deutete an sich herunter.
Es war einfach komisch. Alles. Gestern war meine Welt noch in Ordnung. Und heute? Heute liegt Dean Arrow in meinem Bett, nur in Unterhose.
Müde ließ ich mich auf meine Bettseite nieder.

Ich hatte die Augen geschlossen, Dean atmete ruhig neben mir und keiner sagte etwas.
Unruhig drehte ich mich und Dean's Hand streifte meinen Oberschenkel. Ich zuckte zusammen.
"Upsi.", gab er leise von sich und ich rollte mit den Augen.
Vorsichtig drehte ich mich auf die Seite, um weitere Berührungen zu vermeiden.
"Kein Gute-Nacht-Kuss?", wollte er nun wissen. In seiner Stimme lag pure Provokation.

"Reicht jetzt, Dean!", sagte ich gähnend und ohne ein weiteres Wort schliefen wir beide ein.