Der Anfang

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14. Oktober 2001, 4:05

Ich liege hellwach in meinem Bett, ich kann einfach nicht schlafen und denke über alles mögliche nach. Meine Freundin schläft seelenruhig neben mir. Es ist jede Nacht das gleiche. Das gleiche schreckliche Gefühl, dass mich irgendwer beobachtet und jede meiner Bewegungen verfolgt und mich immer genau im Blick hat. Dieses Gefühl nimmt mir jede Möglichkeit zu schlafen in der Ungewissheit des dunklen der Nacht. Nicht eine Sekunde kann ich in der Nacht schlafen. Aber sobald die ersten Sonnenstrahlen des Tages einbrechen, verschwindet langsam dieses Gefühl des Unwohlseins.

Ich bin ein ganz normaler Mann, 1,82 Meter groß, kurze braune Haare, dunkelbraune Augen, habe eine normale Statur, führe ein normales Leben und arbeite als Anwalt in einer kleinen etwas überarbeiteten Kanzlei, auch wenn ich dafür erst spät nach Hause komme. An Wochenenden gehe ich mit meiner Freundin essen oder mit Kumpels auf Konzerten oder ähnlichen Veranstaltungen.

Plötzlich drückt meine Blase, eigentlich vermeide ich es zu so einer Uhrzeit ins Bad zu gehen, aber ich muss wirklich dringend und so begebe ich mich, ohne weiter nachzudenken auf den Weg zur Toilette. Ich verrichte mein Geschäft und will grade durch die Tür gehen, als ich plötzlich den Drang hatte in den Spiegel zu schauen, obwohl ich diese Tätigkeit lieber vermeide da ich Spiegel schon immer Suspekt und etwas unheimlich fand. Als ich dann mein Spiegelbild sah, dachte ich für einen kurzen Moment, dass ich, da eine ganz andere Person anblicke mit tiefe Augenringen, Falten auf der Stirn und einem leeren Blick der einem direkt in die Seele schaute. So kannte ich mich gar nicht. Ich blieb ca. 20 Minuten regungslos stehen, als plötzlich mein Spiegelbild die Augen schloss und verschwand. Ich dachte mir nichts dabei und schob es auf meinen Schlafentzug und ging wieder ins Bett.

Ich nehme meinen Walkman, stecke meine Kopfhörer ein, lege eine gebrannte CD mit einigen Michael Jackson Liedern ein, schließe meine Augen und lausche dem Klang der Musik. Ich versuche wieder einzuschlafen doch die Gedanken an das grade erlebte lassen mich nicht mehr los, ich kriege Gänsehaut und spüre, wie sich mein Magen umdreht, ein Gefühl der Angst überkommt mich.....

Es war 12 Uhr Mittags als die Anwälte der Kanzlei WinterBerg in den verschiedensten Restaurants und Imbissbuden ihre Mittagspause verbringen. Nur ein junger Anwalt, der erst seit kurzem mit dem Studium fertig ist, arbeitet die ganze Pause durch. Nicht weil er an einem schwierigen Fall sitzt, sondern weil er fast schon wie besessen davon ist so früh wie möglich Partner zu werden und somit sich, seiner Freundin und den geplanten Kindern ein besseres Leben ermöglichen kann, als er es bisher hatte.

Er sitzt mit tiefen Augenringen und ziemlich viel Koffein im Blut an seinem mit Dokumenten überfülltem Schreibtisch und ist mit geschlossenen Augen tief in seinem quietschendem Bürostuhl versunken und denkt über das nach, was vor wenigen Stunden mit seinem Spiegelbild geschah. „Ich mach Pause und sie vergessen ja nicht den 15 Uhr Termin." mit diesen Worten wird Markus Radel von seiner launischen Sekretärin Petra aus seinen Gedanken gerissen. „Bringen Sie mir bitte noch einen Kaffee mit", murmelte er etwas angespannt, doch da war sie schon lange aus dem Raum. „Alles muss man hier selber machen." denkt sich der junge Anwalt, während er aufsteht, um sich zu strecken und um dann müde den Gang Richtung Kaffeemaschine anzutreten ‚Ist alles okay bei Ihnen?" fragt ihn sein Vorgesetzter Werner Winter „Ja, natürlich Herr Winter'antwortet Markus darauf erwidert der alte Anwalt, dass es nicht so scheine und dass er ruhig mal eine Pause einlegen könne. Beide gingen mit ihrem Kaffee wieder zurück in ihre Büros.

SpiegelweltWhere stories live. Discover now