Alltagsprobleme

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Auf dem Weg nach Hause war ich ziemlich müde, aber es war schon dunkel und mich beschlich wieder ein unwohles Gefühl eventuell verfolgt zu werden.

Ich blicke selbst beim Fahren sehr selten in einen der Spiegel, weil mich immer mehr das Gefühl überkommt, dass Spiegel eine Art Tür zu einer dunklen, angsterfüllten und grausamen Parallelwelt sind. Meine Hände pressen sich fest ans Lenkrad und mein Fuß tritt fest ins Pedal, plötzlich sehe ich einen hellen Blitz und mir wird klar, dass ich 50 km/h zu schnell fahre, also lockert sich langsam mein Bleifuß, aber dadurch verstärkt sich wieder das Gefühl der Verfolgung.

Ich fahre ohne weitere Vorkommnisse oder relevanten Gedanken den restlichen Weg nach Hause und parke, wie immer direkt vor dem kleinen Wohnhaus wo sich meine kleine Wohnung befindet, die ich mir mit meiner wunderschönen Freundin teile. Mein Schlüssel fühlt sich so ungewohnt kalt in meiner Hand an und meine Finger werden locker, ich schließe mit zittrigen Händen die Tür auf, hänge meine Jacke an den Hacken, stelle meine Schuhe ins dafür vorgesehene Regal und gehe in die Küche, wo ich direkt mit einem Kuss von Lena begrüßt werde, sie fragt, warum ich schon so früh wieder da sei, da ich in letzter Zeit immer öfters viel zu viele Überstunden nehme, aber trotzdem immer einer der ersten in der Kanzlei bin, „Herr Winter hat gesagt, ich soll mal früher gehen." antworte ich, und lasse mich tief in den unbequemen Holzstuhl an den viel zu kleinem Esstisch fallen. Lena stellt zwei Teller auf den Tisch und setzt sich mir gegenüber.

Etwas später am Abend sitzen wir gemütlich vor dem Fernseher, doch ich kann mich nicht auf die Bilder in der Mattscheibe konzentrieren, weil ich wieder total in Gedanken versunken bin, mein Kopf kann nicht mehr aufhören an Spiegel zu denken. Plötzlich wird der Fernseher kurz dunkel und in der Reflexion der Flimmerkiste sehe ich ein dunkles Etwas hinter mir, plötzlich verschwindet es. Geschockt frage ich Lena, ob sie das auch gesehen hätte, aber sie verneint diese Frage und empfiehlt mir, mir mal Wasser durchs Gesicht laufen zu lassen.

Widerwillig stehe ich auf und gehe langsam ins Bad und versuche nicht in den Spiegel zu schauen. Doch dann blicke ich vom Waschbecken auf und sehe meinem Spiegelbild in die Augen, es grinst mich Böse an und blickt mir mit dunkelroten Augen ins Gesicht, es kam mir so vor, als würde es durch mich durchschauen, ich balle meine Hand zu einer Faust, zerschlage den Spiegel und der rote Lebenssaft tropft auf den Boden. Ich konnte es nicht mehr ansehen, dieses leere, bedrohliche etwas welches auf keinen Fall ich bin. Es klopft an der Badezimmertür und meine Freundin stürmt ins Zimmer und redet panisch auf mich ein, doch alle meine Sinne scheinen ineinander zu laufen, ich merke nur noch, dass meine Hand blutet bis alles schwarz und still wurde.

Ein Krankenwagen fuhr mit Martinshorn und Blaulicht zu einem kleinen Wohnhaus in der Innenstadt wo ein Mann ohnmächtig wurde, nachdem er einen Spiegel zerschlagen hatte. Nicht grade die Routine, da er anscheinend davor laut mit seinem Spiegelbild gestritten haben soll. Doch das Rettungspersonal schafft es ihn rechtzeitig ins Krankenhaus zu bringen, wo erstmal seine Hand ärztlich versorgt und er aus der Ohnmacht geholt wird. Er ist sichtlich verwirrt und redet von Spiegeln und dunklen Wesen die sich als Spiegelbilder tarnen, er kriegt einige Beruhigungsmittel und schläft danach. 3 Tage soll er im Krankenhaus bleiben, da er sonst zu schwach für seinen Alltag wäre, doch er lässt sich schon nach 24 Stunden entlassen, auf Eigenverantwortung. Er fährt, obwohl er voller starker Medikamente ist, direkt zu seinem Arbeitsplatz. 

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