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Jia POV

"Fühlst du dich jetzt sicherer?", fragte Hyungwon, als sein Manager wieder gegangen war. "Ja, es ist viel besser jetzt." Er lächelte und schaute in sein leeres Glas. "Ich weiß ja nicht, wie's dir geht, aber ich könnte ganz gut noch etwas mehr vertragen." Es war schon Abend, aber heute war Samstag, also dürfte es kein Problem sein. "Von mir aus, wieso nicht? Aber ich hab nichts. Den Sekt haben wir gerade gekillt."
"Ich hab bei mir was. Gehen wir einfach rüber?"
Ich nickte und wir wechselten in Hyungwons Wohnung.

Wir tranken ein Glas Wein nach dem anderen, redeten, lachten, hatten einfach eine gute Zeit. Dann fiel mir plötzlich ein Bild auf. Es stand auf seinem Nachtschrank neben dem Bett. Es zeigte ihn mit einem Mädchen, das mir etwas ähnlich sah. Sie sahen glücklich zusammen aus, irgendwie süß. "Wer ist das?", fragte ich und zeigte auf das Bild. Hyungwon lief schnell zum Schrank und kippte den Rahmen um, sodass das Bild nicht mehr zu sehen war. "D-das ist... Meine Freundin. A-also, naja, eher Ex, sie... Sie ist verstorben."
"Oh man, das tut mir leid."
"M-muss es nicht, ist schon lange her."
"Wir sollten ihr Grab besuchen."
Ich sah, wie sich Schweiß auf seiner Stirn bildete, irgendwas stimme mit ihm nicht.
"Das geht nicht, sie... Wurde nicht hier begraben, sonder ziemlich weit weg. Wechseln wir das Thema."
"Klar, tut mir leid."

Er setzte sich wieder und eine Weile saßen wir da nur in Stille, bis Hyungwon auf einmal eine Gitarre holte und mich erwartungsvoll ansah. "Das Lied, das wir heute morgen mehr oder weniger zusammen gesungen haben. Lass es uns nochmal singen. Und dieses Mal wirklich zusammen."
"Aber ich weiß den Text gar nicht mehr."
"Du wusstest ihn doch heute. Komm schon, ich helfe dir auch, wenn du raus bist."
"Na gut..."

Er fing an zu Spielen. Und auch, wenn ich mir ziemlich sicher war, dieses Lied noch nie gehört zu haben, wusste ich, welche Akkorde und Strophen als nächstes kamen. Wir sangen das Lied, als hätten wir es Monatelang geübt. Es war so einfach, aber etwas war komisch. Ich kannte dieses Lied nicht und sang es, als wäre es die Melodie meines Lebens, wie ein Lieblingslied, das man so oft gehört hatte, dass man jedes noch so kleine Detail kannte. Ich war auf einmal so verwirrt und Tränen entkamen meinen Augen, obwohl ich auf irgendeine Weise glücklich war.
Hyungwon hörte auf, zu spielen. "Jia! Ist alles okay?", fragte er, stand besorgt auf und setzte sich neben mich aufs Bett. "Ich weiß nicht", lachte ich, während ich mir eine Träne nach der anderen aus dem Gesicht strich. "Hör zu, ich denke", begann er, "wir sind jetzt so weit, dass du mir alles sagen kannst. Wir sind Freunde und jetzt Nachbarn. Also sag schon, was denkst du gerade? Warum hast du so plötzlich geweint?"

"Ich hatte das Gefühl, dass dieses Lied ganz tief in mir verankert ist, aber... Ich bin mir sicher, ich habe es noch nie zuvor gehört. Das klingt bestimmt total verrückt." Es schien wirklich verrückt, denn seine Augen weiteten nicht. Aber in ihnen spiegelte sich nicht nur Verwunderung wieder, sondern auch ein Stück Hoffnung.
Ich griff nach meinem Glas und leerte den Rest Wein in einem Zug und kurz danach machte sich mein Kopf bemerkbar und fing an, höllisch zu schmerzen. Wie viel hatten wir getrunken? Ich hab nicht mehr gezählt...

Im nächsten Moment lag ich auf dem Rücken. Hyungwon über mir. Er hatte nun ebenfalls Tränen in den Augen. Ich musste lachen. "Was ist nur los mit uns? Ich sollte jetzt gehen, wir haben ganz schön viel getrunken." Doch als ich aufstehen wollte, nahm Hyungwon meine Handgelenke und drückte mich zurück.

"Jia..."

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Fate || Hyungwon x LeserWhere stories live. Discover now