Numb & Getting colder :

188 17 8
                                    

Auf einem kleinen Tisch steht eine Schneekugel, aus dünnem, leichten Glas. Aber sie ist wunderschön. In ihr steht eine zarte Porzellanfigur, welche sich beim schütteln der Kugel bewegt und von dichten, weißen Schneeflocken umgeben wird. Sie war immer sicher, bis sie vom dem kleinen Tisch hinunter fällt.

Erst gibt sie einen dumpfen Ton von sich, bis sie zerspringt. In nicht ein, zwei Teile, sondern in tausende kleine, winzige Scherben. Sie verteilen sich auf dem Boden. Die Figur liegt auf den Fliesen und sieht starr geradeaus. Die Freude, welche sie ausgestrahlt hatte, ist entwichen. Leblos liegt sie auf dem steinernen Boden. Umgeben von klitzekleinen Abertausenden Splittern aus Glas.

So konnte man meine jetzige Gefühlslage gerade beschreiben. Ich war die Kugel und gefallen. In meine Einzelteile zersprungen und vermutlich könnte man mich nie wieder zusammenbauen oder nicht mehr genauso.

Der Regen war etwas leichter geworden und ich rannte die Straße hinunter. Tränen liefen an meinem Gesicht hinüber und langsam wurde es echt lästig, wie oft ich weinte. Früher war ich nie so nah am Wasser gebaut gewesen.

Ich wusste gar nicht genau, wohin ich wollte. Eigentlich nur weg. Meine Mum fragte sich bestimmt auch schon wo ich blieb, weil ich seit ein paar Tagen nicht mehr zuhause gewesen war.

Andererseits könnte ich noch umkehren, ich hatte ihm gesagt, dass ich ihn hasste. Ich wusste nicht einmal wieso mir diese Worte über die Lippen gekommen waren. Es war nicht beabsichtigt gewesen, ich hasste ihn nicht. Doch ich war so wütend, dass ich mich nicht unter Kontrolle hatte. Nein, ich würde nicht umdrehen. Wieso fühlte sich diese Entscheidung so falsch an?

Irgendwie wusste ich nicht ob ich Sehnsucht hatte oder ein schlechtes Gewissen. Andererseits, er hatte Scheiße gebaut und nicht ich. Es war ja nicht meine Schuld. Aber ich wollte nicht mit ihm zerstritten sein. Doch wie sollte ich ihm wieder verzeihen können? Er könnte wieder etwas derartiges tun. Was sollte ihn beim nächsten Mal davon abhalten? Aber Menschen lernen aus Fehlern... nicht?

Aber ich wollte nicht so schnell nachgeben. Das wäre nicht gerecht. Dann würde ich diejenige sein, die immer nachgibt und ich war keine dieser Frauen, die harmoniesüchtig waren. Die immer alles für ihren Mann taten, damit sie ihn gefielen und immer nachgaben, selbst wenn es nicht ihre Schuld war. Nein, so wollte ich nicht sein. Auch wenn ich ihn noch mochte, irgendwie.

Meine Hand berührte den Knopf und klingele. Ehrlich gesagt wusste ich nur wegen Mira, wer hier wohnte.

Ungläubige Augen sahen mich an und weiteten sich. Vermutlich sah ich jämmerlich aus. Verheult und durchnässt.

Er nahm meine Hand und zog mich ohne ein Wort zu sagen zu sich ins Haus.

'Warte ich hol dir etwas anderes zum anziehen', hörte ich ihn sagen und sah den braunhaarigen Jungen anschließend die Treppe hoch huschen.

Wie angewurzelt stand ich in dem Flur des Hauses und sah mich um. Überall standen Vasen und an den Wänden hingen Bilder. Es war relativ modern eingerichtet. An einer Wand hingen Fotos, sie zeigten den Jungen und sein Bruder mehrere Male.

Chris kam die Treppe hinunter und reichte mir einen weiten Hoodie und eine Jogginghose. Ohne Widerrede nahm ich diese dankend entgegen.

'Also es könnte dir etwas zu groß sein, aber für das Erste sollte es reichen', meinte er und lächelte leicht.

Er zeigte mir das Badezimmer, damit ich mich umziehen könnte. Ich striff mir die schwarze Hose und den grauen Kapuzenpullover über. Es sah ein bisschen aus, wie ein Sack. Zumindest trug ich trockene Klamotten.

Note to Blake  (Richardson)Where stories live. Discover now