Ich beobachte mein Handy. Seit geschlagenen zwanzig Minuten versucht mich Moon zu erreichen. Zuerst dachte ich, dass sie es gleich aufgeben wird, dann hat sie noch einmal angerufen und dann noch einmal und noch einmal.
Genervt blase ich meine Wangen auf und greife nach dem rechteckigen Ding. ,, Ja?", frage ich schroff in den Hörer und streiche mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Irgendwie habe ich keine Lust auf irgendwas gerade. Vor allem auf die Geschichtsaufgaben vor mir.
,, Endlich, weißt du, wie lange ich dich schon zu erreichen versuche?", fragt sie leicht aufgebracht und macht eine kleine Atempause.
,, Zirka zwanzig Minuten. Plus, Minus einer Minute.", antworte ich auf die rhetorische Frage und bekomme ein genervtes aufsetzen zu hören.
,, Du hast gesehen, dass ich dich anrufe und hast einfach entschieden, dass es witziger ist, nicht ranzugehen und mich damit zu quälen?" Moon hört sich verzweifelt an.
,, Ungefähr, ja.", antworte ich ehrlich und zucke mit den Schultern. ,, Du hast es aber nicht anders verdient nach gestern."
Im Hintergrund höre ich Devin etwas murmeln, leider so leise, dass ich es nicht verstehe.
,, Deswegen rufe ich auch an.", fängt Moon ihren Satz an, ehe ich rauschen und gedämpfte Stimmen höre.
,, Hey, ich bin's.", informiert mich die tiefe Stimme von Devin. ,, Ich mach es kurz, weil Moon nicht auf den Punkt kommen will. Du stehst jetzt auf, ziehst deine Jacke und eventuell Schuhe an, kommt darauf an, ob du gerade welche an hast, und bewegst deinen süßen Arsch vor deine Haustür. Wir machen einen Ausflug und ich, und auch Moon, haben entschieden, dass du mitkommst. Nein, du hast keine Wahl. Bye."
Das Freizeichen ertönt.
Ich schaue mich irritiert auf meinem Schreibtisch um. Was war das gerade? Leicht überfordert stehe ich, wie Devin es mir gesagt hat, auf und ziehe meine Jacke an. Da meine Schuhe unten vor der Haustür stehen, stecke ich mir mein Portmonee und meinen Schlüssel in die Jacke. Unten angekommen ziehe ich noch meine Schuhe an und gehe noch einmal in die Küche, um ein Glas Wasser zu trinken.
Gerade als ich aus der Haustür trete, fährt Devin in seinem Auto in meine Einfahrt. Zügig schließe ich die Haustür an und marschiere auf den schwarzen Geländewagen zu.
,, Soll ich fragen oder ist das verschwendete Energie?", frage ich als ich die Tür hinter mir zu ziehe und den Anschnallgurt anlege.
Moon sitzt vorne auf den Beifahrersitz und dreht sich zu mir um. Auf ihrem Gesicht ist ein riesiges Lächeln abgebildet.
,, Dir auch einen schönen Abend.", fängt sie an und schaut kurz zu Devin. ,, Es ist eine Überraschung."
,, Wie eigentlich alles, was du machst.", nuschel' ich leise vor mich hin und setze mir ein Grinsen auf.
,, Danke.", erwidert Moon weiterhin grinsend und dreht sich wieder zu mir um, da sie sich zwischenzeitlich vernünftig hingesetzt hat.
,,Was ist mit Schule?", frage ich leicht gestresst und fahre mir über's Gesicht. Ich kann wirklich nicht noch mehr Unterricht verpassen.
,, Hättest du nicht die letzten Stunden geschwänzt, hättest du mitbekommen, dass wir morgen Lehrerkonferenz haben.", mischt sich Devin leicht genervt und auch vorwurfsvoll ein.
,, Warte, du hast geschwänzt? Wieso?", gibt Moon überrascht von sich und schaut mich mit einem 'gehst du überhaupt noch zur Schule'-Blick an.
Ich zucke mit den Schultern und wende mich von ihr ab. Als ich mich zum Fenster drehe, treffe ich kurz den Blick von Devin im Rückspiegel.
,, Musste was mit wem klären.", murmel' ich leise und schließe meine Augen. Irgendwie ist es gerade ziemlich viel. Wieso musste Aves bloß hier auftauchen?
,, Mit einem der Neuen? Welcher war das nochmal? Theo?", mischt sich Devin wieder vorwurfsvoll ein und beschleunigt den Wagen.
,, Bruderherz, du weißt, dass ich dich liebe und so, aber du hast kein Recht eifersüchtig zu sein.", neckt Moon Devin. ,, Also, Violet, was musstest du mit Theo klären? Warte, woher kennst du ihn überhaupt?"
Ich öffne meine Augen und drehe meinen Kopf wieder nach vorne. Ich schaue Moon nicht direkt an, kann sie jedoch im Augenwinkel sehen.
,, Ich kenne auch Aves.", sage ich monoton. ,, Und ich möchte nicht darüber reden. Ich rate dir aber, dich von beiden fernzuhalten. Sie bringen dir nur Ärger."
,, Und deswegen triffst du dich mit Theo?", fragt Devin weiterhin vorwurfsvoll und schaut mich mit einem verletzten Blick durch den Rückspiegel an.
Ich schaue sofort wieder weg und fange an, mit dem Saum meines Shirts zu spielen.
,, Ich musste wissen, wieso sie hier sind.", lüge ich. Eigentlich ist es keine wirkliche Lüge, ich wollte jedoch nur wissen, ob er wusste, dass ich hier lebe und ob Aves mit Absicht hierher gekommen ist.
,, Und?", fragt Moon interessiert. Ich spüre ihren Blick auf mir.
,, Sie wollten einen Neuanfang.", lüge ich weiter und fahre mir durch die Haare. Ich bin erschöpft. ,, Fahren wir jetzt die ganze Nacht durch oder machen wir irgendwo eine Pause?"
,, Du wechselst das Thema.", bemerkt Devin und biegt auf den Highway ab. ,, Aber zu deiner Frage, wir haben noch nicht entschieden, ob wir eine irgendwo übernachten oder durchfahren."
,, Wieso sagt ihr mir nicht, wohin wir fahren? Ich fühl mich dezent gekidnappt.", maule ich und lehne mich nach hinten.
Die Geschwister schauen sich kurz an, grinsen und schweigen. Moon setzt sich vernünftig auf ihren Sitz und tut so, als hätte ich gerade keine Frage gestellt.
,, Klar, ignoriert mich ruhig.", murmel' ich leicht genervt und verschränke die Arme vor der Brust. ,, Ach, verdammt."
,, Was ist?", fragt Moon und dreht den Kopf zu mir um.
,, Ich wollte mich noch mit Ethan treffen.", antworte ich ihr und suche nach meinem Handy in meinen Taschen.
Es dauerte eine Weile bis ich mich erinnert habe, dass ich mein Handy auf meinem Schreibtisch liegen gelassen habe. Ich fluche leise vor mich hin.
,, Ich hab mein Handy vergessen.", verkünde ich verzweifelt und reibe mir die Augen.
,, Wir fahren deswegen nicht zurück.", informiert mich Devin genervt.
,, Du kannst mein Handy nehmen.", bietet mir Moon an und holt ihr Handy aus ihrer Tasche.
,, Danke."
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Uff, wer ist dafür, dass ich paar Kapitel lösche und neu schreibe?
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Violet ✔
ChickLit» Du kannst dich nicht vor deiner Vergangenheit weglaufen, geschweige den verstecken.«