Eine fremde Welt

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Magnus rannte zum Fenster und ließ seine Magie in die Tiefe schnellen, aber es war zu spät. Sein Vater war schon zu weit unten. Magnus sah ihn fallen und dann aufschlagen.

Entsetzt zog er den Kopf zurück ins Zimmer, als die Wachen auf die Leiche seines Vaters zu gerannt kamen.

Er taumelte zurück, bis er gegen eine Wand stieß, an der er sich runterrutschen ließ. Sein Rücken brannte und er hinterließ blutige Spuren auf dem Stein.

Was hatte er getan? Er hatte seinen eigenen Vater umgebracht! Vielleicht war er tatsächlich ein Monster.

Die Wachen würde kommen, gar keine Frage. Er musste hier weg! Oder sollte er sich einfach töten lassen? Ihn würde sowieso keiner vermissen. Er wollte Alec nur wenigstens noch ein Mal sehen. Er würde zu gerne in Alecs Armen sterben.

Entschlossen stand er auf und schnappte sich die Robe, die Alec ihm geschenkt hatten. Er sammelte den Dolch seines Vaters und sein Tagebuch auf, und steckte es in die großen Innentaschen der Robe. Dann lief er über den Übergang zum Glockenturm, wobei die Robe geisterhaft hinter ihm her wehte.

Magnus schwang sich auf den Balken und dann auf das Fenster kurz unterhalb des Glockengebälks.

„Er muss hier irgendwo sein!“, hörte er die Stimmen der Wachen, die soeben sein Zimmer betreten haben mussten.

Ohne nachzudenken sprang er in die Tiefe. Er brachte seine Magie in die Robe und bremste sich dadurch.

Aber der Sprung war tiefer als alles, was Magnus je mit seiner Magie aufgefangen hatte. Als er auf dem Boden aufkam, spürte er einen stechenden Schmerz in seinem Fuß.

Er hockte sich hin und schloss beide Hände um die schmerzende Stelle.

Es schien wahr zu sein. Seine Magie war nicht unerschöpflich, denn er merkte, wie sie schwächer wurde, während er sich heilte.

Dann zog er sich die Kapuze auf und verschwand in einer der dunklen Gassen. Eilig verdeckte er seine Augen und rannte weiter. Er wusste nicht, wo er hin rannte. Er wusste nicht mal, wo dieses Huntersmoon sein sollte und von hier unten konnte er die Stadt kaum spüren.

„Hey!“, hielt ihn eine Stimme auf.

Magnus fuhr herum. Die Straßen waren fast leer, also war es sehr wahrscheinlich, dass er gemeint war.

Vor ihm stand ein bleicher Junge, der einen Kopf kleiner war als er, aber er starrte ihn unverhohlen an.

„Du bist kein Schattenjäger.“, stellte er fest.

Magnus sah ihn verwirrt an. Woher kannte der Junge die Schattenjäger.

Magnus setzte seine Kapuze ab.

„Was bist du?“, fragte er dann skeptisch.

Der Junge grinste und offenbarte dabei seine scharfen Eckzähne.

Magnus betrachtete ihn interessiert. Er hatte nie einen Vampir gesehen, aber er war sich sicher, dass der Junge einer war.

„Also … wohin des Weges, Nicht-Schattenjäger?“, fragte der Vampir.

„Zum Huntersmoon. Weißt du, wo das ist?“, fragte Magnus hoffnungsvoll.

Der Junge legte den Kopf schief.

„Willst du mich verarschen. Jeder, der mit der Schattenwelt in Verbindung steht, weiß es.“, bemerkte der Junge skeptisch.

Magnus stieß einen erleichterten Seufzer aus.

„Kannst du mich hinbringen?“, fragte Magnus hoffnungsvoll.

Der Junge zog eine Augenbraue hoch.

First and Last - A Malec StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt