2. Natürlich... ich

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Verträumt lief ich durch die noch ruhigen Straßen von New York und lauschte meinen Absätzen, sie auf dem Stein ein gleichmäßiges Klacken erzeugten.
Von unserem Haus bis zu dem süßen kleinen Cafe war es nicht weit, sodass ich ohne Probleme zu Fuß gehen konnte, ohne auch bei hohen Schuhen Fußschmerzen zu bekommen.
Doch so entspannt, wie ich anscheinend war, war ich keines Falls. Ich konnte mich einfach zusammenreißen und  sah mich immer wieder um. Wenn man  bei einer super geheimen Organisation gegen die Nationalsozialisten arbeitet, bringt es die Arbeit wohl mit sich. Ich war die jüngste Agentin, was manchmal ziemlich anstrengend sein kann.
Noch dazu als Frau.
Man musste immer mindestens doppelt so gut sein, doppelt so viel leisten und alles wissen. Ein Glück war ich nicht allein, ich hatte Peggy. Eigentlich Margaret Carter, aber jeder nannte sie Peggy.
Sie hatte sich in den letzten Jahren zu meiner besten Freundin entwickelt und das obwohl wir uns kaum ausstehen konnten, als wir uns kennengelernt hatten.
Sie verstand mich besser als jeder andere und hatte mich schon mehrmals gerettet, ob es vor dem Chef war oder beim Training.
Es war wirklich nicht leicht sich dort durchzusetzen, vor allem, wenn einem der Ruf eines verwöhnten kleinen Mädels voreilte, die nicht wegen ihrer Qualifikationen, sondern wegen ihres Bruders einen Ausbildungsplatz bekommen und überhaupt bestanden hatte.
Das konnte einen schon manchmal ganz schön in die Mangel nehmen.
Apropos durchsetzen; ich würde in den nächsten Tagen meine Außendienstzulassung auffrischen müssen...
Und vertieft in meine Gedanken wie ich war, rannte ich in jemanden hinein.
Naja, rein rennen ist vielleicht etwas übertreiben, aber ich prallte mit der Schulter an eine andere, worauf sowohl ich als auch mein Gegenüber ins straucheln kamen.
Das war so typisch für mich! Tollpatschig bis zum geht nicht mehr und dann Agentin, man sollte mir echt meinen Waffenschein entziehen...
"Es tut mir so leid. Ich habe sie nicht gesehen. Ich war in Gedanken..." Begann ich mich bei dem Mann zu entschuldigen, den ich versehentlich angerempelt hatte, doch er unterbrach mich schnell.
"Alles in Ordnung, Mam. Mir tut es leid, ich hätte ausweichen können." Lächelte er leicht und strich sich leicht die hellbraune Jacke glatt.
Ich lächelte ihn dennoch an und musste unweigerlich feststellen, dass wir uns auf einer Augenhöhe befanden. Ich muss vielleicht noch erwähnen... ich bin nicht gerade groß.
Doch dieser Zustand führte auch dazu, dass mich sofort zwei tiefblaue Augen fesselten.
"Steve Rogers." Stellte er sich vor und grinste schief.
"Elizabeth Stark." Meinte ich immer noch etwas geschockt, doch fasste mich schnell wieder.
"Geht es Ihnen gut? Es tut mir wirklich leid."
"Ja, wie schon gesagt, ich hatte auch aufpassen können. Machen Sie sich keine Sorgen."
"Sind Sie sich sicher?" Zweifelnd sah ich ihn nochmal an, doch er nickte schnell.
"Ich muss dann auch weiter, es hat mich sehr gefreut, Miss Stark." Er lächelte noch einmal und drehte sich dann um.
,,Auf Wiedersehen, Mr. Rogers." Erwiderte ich ebenfalls und drehte mich um, meinen Weg fortsetzend.
Das eigenartige war nur, dass ich mir sicher war seinen Blick noch im Nacken zu spüren, doch zwang mich mich nicht umzudrehen, um es nachzuprüfen.
Doch nach ein paar hundert Metern ging es wieder.
Bei dem Gedanken an sein Gesicht, hatte ich trotzdem ein seltsames Gefühl.
Ich war mir hundertprozentig sicher, dass ich ihn schon mal gesehen hatte.
So kam ich an dem Barcenc's an.
Dort stand sie auch schon in ihrem roten Kleid mit knallrotem Lippenstift und der schrägen Sonnenbrille, scheinbar auf mich wartend. 
,,Lis!" Reif sie quer über die ganze Straße und rannte dann auch schon darüber.
,,Hallo Peg!" Rief ich zurück und umarmte sie.
Wir setzten uns an das gemütliche Eck ans Fenster, in der man immer die Straße und den Park mit im Blick hatte.
Hier drinnen roch es immer nach Kaffee und Schokolade, gemischt mit Zimt und Muskat, das bedeutete, gerade im Winter nach meinem Leben.

,,Wieso kuckst du die ganze Zeit eigentlich so komisch?" Fragte sie nach einer Weile und nippte an ihrem Kaffee mit Zimt. Ich verschluckte mich prompt und sah sie verwirrt an.
,,Na, du kuckst die ganze Zeit so, als wärst du das Honigkuchenpferd persönlich. Also was ist los?"
Das sagte gerade sie. Mit jedem Wort wurde ihr Grinsen breiter.
"Mach ich das?"
"Ja, was ist denn los mir dir?"
"Ich bin vorhin in einem sehr netten Mann rein gelaufen, aber warum ich lach weiß ich auch nicht." Antwortete ich nur schulter zuckend, doch ich hatte die Braunhaarigen unterschätzt.
,,WAS?!" Schrie sie sofort so laut, dass sich alle zu uns umdrehten und ich mir sicher war, dass es Howard zu Hause vor seinem Schreibtisch noch hörte.
,,Und wieso erfahre ich das erst jetzt?!" Fügte sie eine Spur leiser hinzu.
"Was weiß ich? Ist doch nicht so wichtig, oder?"
"WAS?? Nicht wichtig? Ich will alles erfahren!!"
Lächelnd  nippte ich nochmal an meinem Getränk und ließ sie noch ein bisschen zappeln...

『 Iced Angel 』➳ AvengersOnde histórias criam vida. Descubra agora