10. Ja, genau...lustig

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Es war wirklich alles andere als lustig.
Auf den Rücken eines tollwütigen Rentieres mit Schlittschuhen an den Füßen geschnallt einen Gletscher zu erklimmen wäre dagegen der reinste Freude gewesen.
"Du sollst mitkommen."
Aha, wieder der Typ, der mich einfach stur duzte.
"Warum." Sagte ich leise, stumpf an die Wand sehend.
"Was, warum?! Du hast hier keine Fragen zu stellen und jetzt beweg dich!"
Ungeduldig packte er mich an Arm, versuchte mich von meinem Platz in der Ecke des Zimmers weg zu ziehen, doch ich blieb dort sitzen, als sei ich fest geklebt, mal davon abgesehen, dass ich immer noch angekettet war.
Das passierte dauernd, anscheind waren die hier alle samt zu dumm zum sehen.
"Hast du mich nicht gehört, Zuckerpüppchen?"
Und wie ich ihn gehört hatte.
Ich hatte nur schlicht und einfach weder Kraft noch Motivation irgendeinen Muskel, außer die meiner Augen zu bewegen.
Langsam glitt mein Blick zu ihm, doch bewegte sich dann wieder auf den großen hellroten Fleck an der Wand, von dem ich die ungute Vermutung hatte, dass es sich um Blut handelte.
Mein Körper war langsam geworden, bewegte sich nicht so wie ich wollte, doch im Moment wollte ich es nicht mal.
"Du.sollst.aufstehen."
Er könnte es auch einfach gleich  buchstabieren, als sei ich geistig zurückgeblieben.
"Ich.will.nicht. Und außerdem kann kann nicht. Der Horrordoktor hat mir irgendein Muskelrelaxanx gespritzt, wie soll ich da aufstehen??" Sagte ich genervt, wurde allerdings durch einen Hustenanfall unterbrochen.
"Ach, die Kleine ist krank?" Die ungute Färbung sich aus seinem Gesicht und machte einem breiten Grinsen Platz.
"Was haben Sie denn gedacht? Dass man an einem Hitzschlag stirbt, wenn man bei -20° auf einem Steinboden sitzt und fragwürdige Substanzen injiziert bekommt, die das Immunsystem schwächen sollen??" Fauchte ich, inzwischen sauer.
War ich denn hier nur von masochistischen Idioten umgeben?
Offensichtlich ja, aber ich hatte trotzdem auf das Gegenteil gehofft.
"Na, wenn das so ist..." Wenn möglich wurde sein Lächeln noch breiter, doch er löste die Ketten und nahm mich unter den Armen.
Einem Teil meiner Persönlichkeit, und zwar einem sehr großen, widerstrebt er mehr als nur hier von meinem Erzfeind durch die Gegend getragen zu werden, aber selbst wenn ich gewollt hätte, hätteich nicht laufen können.
Mein kompletter Unterkörper war taub und kribbelte so stark, dass mir bei dem Versuch sie zu bewegen schlecht wurde.
Der Doktor hatte mich gestern nämlich zur einer Sondersitzung 'eingeladen' und hatte mir ein Mittel gespritzt, dass laut ihm mein Immunsystem schwächen sollte, dass ich die erneute Sitzung heute auch überstehen würde.
Wie freundlich er war, nicht?
Man bemerke die Ironie, vor allem wenn man bedachte, dass ich heute Nacht wieder mit offenen Türen verbracht hatte und halb an den Steinen festgefroren wäre.
"Weißt du, süße Maus, wenn du hier nicht gefangen wärst und keine von den Amerikanern, dann würde ich sogar in Betracht ziehen dich zu heiraten."
Ah, aha, das freute mich ja für ih...
Warte, Was????
Anscheinend sah er meinen doch etwas entsetzten Gesichtsausdruck, denn er fuhr fort.
"Ich kann natürlich verstehen,  dass er für dich schwer zu begreifen sein muss, warum so ein gutaussehender, gutgebauter Mann so ein mickriges Kind begehren könnte, aber ich könnte mich dich durchaus vorstellen mit so einer hübschen geblümten Schleife an der Schütze am Herd stehend..."
Wenn dieses riesige Ekel mich nicht gerade halb auf den Armen gehabt hätte und mich höchstwahrscheinlich hätte fallen fallen lassen, hatte ich ihm eine rein gehauen.
Aber mit vollem Einsatz.
Ich als seine Ehefrau?
Nein, Sekunde eher Ehefrauchen.
Von einer gleichberechtigten Ehe könnte man bei dieser Beziehung ja schlecht reden.
Also, fangen wir mal von Anfang an:
Wo genau war dieser unattraktive Klotz Mensch gutaussehend und gutgebaut? Gut fett traf es wohl eher.
Mickriges Kind? Wo war ich bitte ein mickriges Kind? Gut ich war vielleicht etwas kleiner als der Durchschnitt und war vielleicht nicht gerade ein muskelbepacktes Kontainerschiff, aber so dünn war ich dann auch nicht.
Zu dem Thema Küche, sollte ich den Typ vielleicht sagen, dass ich im Kochen eine absolute Niete war, wenn es nicht gerade um Nudeln ging, bei denen ich mich schon Mühe geben musste sie nicht zu verbrennen?
Nein, lieber nicht.
Aber bei der geblümten Schleife war ich ernsthaft gekränkt.
Ich hasste nämlich Blumenmuster aller Art, wenn ich sie nicht gerade auf meinem persischen Teppich fand.
"Ich glaube nicht, dass das mit uns jemals etwas werden könnte." Sagte ich scheinbar bedauernd, doch anscheinend hatte der auch von Ironie noch nie etwas gehört sondern war der Meinung, es handle sich um eine ausländische Nachspeisenspezialität mit Kirschen.
"Ja, mir selbst tut es etwas leid..." Selbstverliebt sah er nach oben. "Aber du bist mir zu eigenwillig, zu aufmüpfig... und überhaupt bist du in weniger als zwei Stunden wahrscheinlich tot."
Das war der erste Satz bei dem ich ernsthaft zugehört hatte und der brachte mich zum aufkeuchen.
"Warum bin ich in zwei Stunden tot,  wenn ich fragen  darf?" Presste ich außer Atem zwischen den Zähnen hindurch.
"Wie nett... Du brauchst aber keine Angst zu haben, Zuckerpüppchen. Wenn, dann bekommst du das sowieso nicht mit!" Er lächelte scheinbar freundlich, doch mir lief nur ein Schauer den Rücken hinunter.
Den  dieser Kerl hätte seinem Lächeln nach zu urteilen nichts dagegen, mich, bevor er mir das Licht auspustete, noch kurz zu vergewaltigen.
Toll.
"Aber so viel darf ich dir nicht mal sagen. Aber wenn du das doch überlegst, dann kannst du gerne nochmal über mein Angebot nachdenken."
Wir waren bei dem Labor angekommen, an dem der Typ kurz klopfte, worauf sich die Panzertüre mit einem grauenvollen Quietschen öffnete und der Kopf des Kartoffelgesichts erschien, der mich mit seinen gelblichen Zähnen angrinste.
"Da sind sie ja, kleine Miss Stark! Ich habe schon sehnsüchtig auf sie gewartet..."
"Ja, kann ich mir vorstellen." Zischte ich feindselig, wärend ich von dem Idiot an die mir inzwischen bekannte Liege geschnallt würde.
Der hatte doch keine anderen Beschäftigungen als mich hier Tag für Tag zu foltern.
"Ah, ihr Kampfgeist ist immer noch aktiv, das ist gut! Vielleicht hält sie ja wirklich durch..."
Der Idiot winkte mir noch einmal zu, worauf ich nur die Augen verdrehte und den Kopf abgewandte, während der Horrordoktor wieder zu mir getrippelt kam, einen dunkelhaarigen Kerl hinter sich herziehend.
"Elizabeth, das ist mein Neffe Richard ist gerade zu Besuch bei mir uns macht, naja, so etwas ähnliches wie ein Praktikum bei seinem Lieblingsonkel." Strahlend vor Freude legte er dem Jungen einen Arm um die Schulter und lächelte ihn schon fast liebevoll an.
Naja, so liebevoll wie ein verrückter Arzt sein Lieblingsfolterinstument ansah.
"Na, aber jetzt hab ich schon wieder zu viel geredet... wir haben viel zu tun, sonst wird Ritchis Patenonkel sauer und das wollen wir ja alle nicht..."
Demnach war der Patenonkel des reizenden Jungen Johann Schmidt. Das machte ihm mir gleich sympathischer! Ebenso wie dieses Lächeln, mit dem er jetzt auf mich zu kam.
Warum mussten eigentlich alle Bösen immer lachen wenn sie etwas nicht gerade Nettes im Sinn haben? Immer?
"Es ist schon der letzte Zyklus, oder? Heute ist die letzte Gabe?" Begeistert sah Richard zu seinem Onkel, der vor Stolz abschwellend nickte.
"Ganz richtig, mein Kleiner. Es handelt sich um eine Mischung, eigenhändig von mir zugemischt. Tantal und Promethium, eine gewagte Mischung, aber ich war der Meinung,  dass man ein kleines Risiko eingehen sollte." Urplötzlich hatte er eine kleine Ampulle mit einem Perlmuttfarbenem Zeug in der Hand, das er nun langsam in eine Spitze zog.
"Onkel, aber woher kommt den die Färbung? Das ist mit keinem der uns bekannten Elemente zu erreichen!"
"Das stimmt ebenfalls. Ich habe noch ein anderes Element hinzugefügt. Es heißt Zolanium."
Von dem bescheuerten Element hatte ich ja noch nie gehört.
"Zo...was?" Auch der herzallerliebste Richard schien verwirrt.
"Zolanium. Ein von mir entwickeltes Element, ich habe einige Splitter des Teserakts benutzt und so wurde dieses besondere Element erschaffen."
Wenn er jetzt noch weiter heischen würde, würde er vor Stolz platzen.
Nicht dass ich etwas dagegen gehabt hätte...
"Aber wie genial auch immer ich sein mag, wir haben ja etwas besonders vor. Ritchi, willst du nicht dir Voruntersuchungen vornehmen."
Es war meine richtige Frage und der lebenswerte Junge wartete auch nicht weiter.
Er leuchtete mir in die Augen, prüfte Reflexe und setzte einige Schmrezreize.
An den Beinen war mir das herzlich egal, da spürte ich ja immer noch nichts, aber überall sonst tat es höllisch weh.
Die Tatsache, dass ich hier in einem, heute würde man  es Flügelhemd nennen, herumlag und mich keinen Zentimeter bewegen konnte.
"Es ist alles in Ordnung, mal von der Lungenentzündung abgesehen, aber sie scheint Angst zu haben."
Hm, was erwartest du denn, du Genie? Dass jemand komplett ruhig bleibt, wenn jemand mit einer riesigen Spritze mit irgendwelchen wahrscheinlich giftigen oder tötlichen Zeug vor der Nase herum wedelt und der andere einen in regelmäßigen Abständen mit einer Nadel sticht, um zu kucken ob man noch lebte?
Nein, bei allem Verständnis.
"Ich dachte sie ist eine Agentin? Müsste sie das nicht aushalten?"
"Nein, sie ist die jüngste und ziemlich ängstlich, deswegen wurde sie ausgewählt." Erzählte Arnim Zola beiläufig wärend er meine Liege aufrichtete, um durch ein Loch darin an meine Wirbelsäulen zu gelangen, und mein Adrinalinpegel so wie meine Angst ins unermessliche schossen.
Ich wollte das nicht.
Ich wollte nicht sterben und erst recht nicht so.
Und was wäre wenn dieses 'Projekt' glücken würde?
Könnte ich dann jemals wieder in den Spiegel sehen und mich selbst darin erkennen?
Doch weiter konnte ich leider nicht mehr nachdenken, denn da hörte ich nur noch ein kurzes "Und los." und spürte einen schrecklichen Schmerz auf der Höhe meines Herzens.
Dann wurde erst alles eiskalt und dann dunkel und ich fiel.
Fiel hinab in die Dunkelheit.

Ach, und ein ganz herzliches Dankeschön an meine Leser, ganz besonders, die, die trotz meiner nicht-aktiven Phase dran geblieben sind ♡
Wir haben 1k Reads ^^

『 Iced Angel 』➳ AvengersTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang