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Einige Wochen waren seit der Feier bei Seokjin vergangen, wobei ich immernoch nicht glauben konnte, was alles in der Zeit passiert war. Es war ungewöhnlich jeden Morgen mit einem Lächeln aufzuwachen, wenn ich eine Nachricht von Jin bekommen hatte, in welcher er mir einen guten Morgen und einen schönen Tag wünschte. Jeden Tag war ich verblüfft darüber, wie anders alles mit Seokjin lief, im Vergleich zu meiner Beziehung mit Gyeong, was im Endeffekt natürlich auch logisch war, da sie vollkommen unterschiedliche Charaktere hatten.

Jin und ich hatten uns zuletzt vor einigen Tagen gesehen, da ihn der ganze noch u lernende Stoff ziemlich auf trab hielt und ich manchmal sogar gar nicht von ihm hörte. Doch machte ich ihm deshalb natürlich keine Vorwürfe- seine Prüfungen waren definitiv wichtiger als ich, auch wenn er mich jedes Mal widersprach. Das war jedoch nicht das Problem. Das derzeitige Problem waren Haneul und Yoongi, die Jimin und mich förmlich in den Wahnsinn trieben.

“Lass mich in Ruhe”, brummte Haneul Yoongi an, der bis gerade eben noch über beide Ohren gegrinst hatte, dieses Grinsen jedoch augenblicklich aus seinem Gesicht verschwunden war. Angesäuert steckte sich Haneul ihre Kopfhörer in die Ohren und ging beleidigt voraus, während sie Yoongi, Jimin und mich fassungslos zurück ließ. Seit einigen Tagen ging Haneul bei jeder Kleinigkeit an die Decke. Egal, was Yoongi sagte, es war immer das falsche.

“Was habe ich denn jetzt schon wieder getan?”, fragte er bedrückt, doch konnten Jimin und ich nur ratlos mit den Schultern zucken.
“Vielleicht atmest du ihr ja zu viel”, versuchte Jimin eine Erklärung zu finden, durch die wir drei nervös lachen mussten. Am Ende war das wirklich noch der Grund.

Nachdenklich gingen wir nebeneinander her und steuerten die Schultore an, um uns endlich in die Freiheit zu entlassen. Doch ging ich nicht zu mir nach Hause.
"Wohin gehst du?”, fragte Yoongi verwundert, als ich noch weiter mit ihm und Jimin ging, statt über die grün gewordene Ampel zu meiner Wohnung zu gehen.
Ich gehe zu Haneul”, gab ich mein unüberlegtes Vorhaben kund und sah, wie Jimin lachte.
“Wenn du es nicht mit ihr aufnehmen kannst, sind wir wohl verloren.”
Zustimmend nickte ich, wobei ich mich wirklich fragte, wieso Jimin vor Haneul Angst hatte, wenn sie mal sauer war, aber mit mir stets klar kam. Es konnte vielleicht daran liegen, dass er an meine Launen, die wirklich oft kamen, gewöhnt war und an Haneuls nicht. Oder es lag schlicht und ergreifend daran, dass Haneul immer ruhig war, wenn sie sauer war. Sie fraß alles in sich hinein und tötete andere Leute bloß mit ihrem Killerblick, während ich wie eine Katze fauchte und jeder sofort wusste, was mein Problem war.

“Dann wünscht mir mal Glück.” Eher bemitleidend als aufmunternd sahen die Jungen mich an und lächelten leicht. Auf auf in die dunkle Höhle des Schreckens.

(...)

Seit einer Weile saß ich nun schon in Haneuls Zimmer und wartete erst einmal schweigend ab, um die Situation einzuschätzen. Im Grunde genommen war sie nicht anders als Yoongi, wenn sie sauer war, nur mit dem Unterschied, dass das eher Yoongis mürrischer Verfassung glich, Yoongi einem dann aber nicht immer sofort unnette Dinge an den Kopf warf.

Zum Glück war heute nicht so ein Tag. Ich hatte mich zum Glück geirrt.

Seufzend legte Haneul ihr Handy beiseite und stand auf, um aus ihrem kleinen Schrank eine Tüte Chips zu holen.
“Möchtest du?”, fragte sie mich neutral, doch schüttelte ich meinen Kopf. Meine Mutter hatte mir gestern noch gesagt, dass ich nicht so viel fressen sollte, da ich sonst nicht mehr in meine Klamotten passen würde und Jin mich niemals nehmen würde. Sie wusste bloß noch nicht, dass Jin und ich schon längst zusammen waren und deshalb verstand sie auch nicht mein dümmliches Grinsen, welches ich dann immer im Gesicht hatte.

Bedrückt schaute Haneul drein, während sie sich frustriert ein paar Chips in den Mund stopfte und dann endlich mit der Sprache rausrückte.
“Als wir von Jin nach Hause gegangen waren, wollte ich den nächsten Schritt machen, weil Jimin woanders hin wollte. Ich konnte es aber einfach nicht Jinri-ah. Wir standen uns gefühlte 5 Minuten schweigend gegenüber und so sehr ich meine Worte auch im Kopf geschrien hatte, kamen sie mir einfach nicht über meine Lippen.”

Mitfühlend sah ich sie an, als sie sich durch ihr Haar fuhr und mich hilfesuchend ansah. Jetzt war wohl mein Einsatz.

“Das wird schon Haneul-ah. Die Tatsache, dass du überhaupt bereit bist, den ersten Schritt zu machen, zeigt schon, dass du schon ein ganzes Stück geschafft hast.” Sie nickte zwar zustimmend, doch als sie fortfuhr, kam die echte Haneul wieder zum Vorschein, wie sie leibt und lebte.

“Ich habe es seitdem so oft versucht ihm zu sagen. Wirklich. Aber immer wenn der passende Zeitpunkt da war, hat er irgendwas von sich gegeben, was ich mir zu sehr zu Herzen genommen habe und dann wurde ich sauer. Es waren nicht einmal fiese Dinge, sondern Dinge, die er aus Spaß gesagt hatte. Dennoch wurde ich einfach sauer, weil er einfach nicht merkt, wie ich für ihn empfinde. Merkt er denn gar nicht, dass ich bei ihm vollkommen anders bin? Merkt er nicht, dass ich eigentlich bei keinem anderen Jungen so bin, wie ich bei ihm bin und wie wohl ich mich bei ihm fühle? Ist er so blind?”

“Geht es dir nicht genauso?”, fragte ich meine Gegenfrage eigentlich viel zu schnell, da ich den Rest meiner Antwort noch gar nicht richtig zusammen gebastelt hatte. Fragend sah Haneul mich an, weshalb ich gezwungen war zu improvisieren.

“Wenn ich dir jetzt sage, dass er Gefühle für dich hat und das eigentlich noch deutlicher zeigt wie du, wie würdest du dann reagieren? Ich helfe dir auf die Sprünge. Du würdest es sofort abstreiten und dich selbst wieder fertig machen von wegen, dass er sich niemals in jemanden wie dich verlieben würde. Und dennoch hat er es getan, da kannst du es runter reden, so oft du möchtest. Nur in dieser Zeit, in der ihr beide dasselbe denkt und ihr euch beide nicht traut, es dem anderen endlich deutlich zu machen, könntet ihr schon längst zusammen sein. Und ich weiß, dass Yoongi da wirklich nicht anders ist und denkt wie du Haneul-ah. Jimin und ich haben uns immerhin auf euch beide verteilt, daher weiss ich aus der sichersten Quelle der Welt, dass er Gefühle für dich hat.”

Weit hatte Haneul ihre Augen aufgerissen, während sie mir aufmerksam zugehört hatte und nun ihre Chips beiseite legte.
“Ich habe ihn heute wieder ziemlich angefahren, stimmt’s?”
“Ja, hast du. Und das eigentlich sogar grundlos. Du bekommst es nicht mit, aber Yoongi guckt dann immer ziemlich verzweifelt drein, was man ihm nicht verübeln kann.”

“Aish. Was soll ich denn jetzt machen?”, fragte sie und ließ sich zurück in ihre Kissen fallen. Ich erhob mich von ihrem Stuhl und ging zu ihr hinüber, um sie ansehen zu können.
Ich denke, dass eine Entschuldigung ein guter Anfang wäre”, sprach ich sanft und lächelte sie mitfühlend an, ehe ich nach der Tüte griff und mit ihren Chips in die Richtung ihrer Tür ging.

“Wohin gehst du?”

“Nach Hause. Ich habe auch noch ein Leben nach der Schule meine Liebe”, lachte ich und wurde gleich daraufhin mit einem Kissen beworfen.
Yah!”
Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass sie mir noch etwas an den Kopf werfen würde, doch lächelte sie stattdessen.
“Dankeschön Jinri-ah.”
Dafür bin ich doch da”, entgegnete ich ebenfalls lächelnd und verließ ihr Zimmer, um mich auf den Weg nach Hause zu machen. Ich fragte mich wirklich, wie viel Zeit die beiden noch benötigten.

burdened// k.sj✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt