{03. Kapitel}

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And so I can't keep this  u p

I have had  e n o u g h

{Sum 41 - Machine Gun}

NUR. Noch. Ein. Schritt. Mit meiner letzten Kraft hievte ich die drei Tüten (zwei trug ich in der rechten Hand und eine in der linken) in den Kofferraum von Luke's Wagen und atmete tief durch. Wenige Sekunden später erreichten auch meine beiden Begleiterinnen das Ziel. »Verfluchter Dreck«, heulte Violet sofort auf, als sie ihre Tüten los war. »Mein Nagel ist so was von am Arsch«, etwas schmollend zeigte sie mir ihren Nagel, der eingerissen war. Zara strich sich ihre  erdbeerblonden Haare aus dem Gesicht und band sie zu einem festen Zopf zusammen, während sie Violet mit einer hochgezogenen Augenbraue musterte. »Du gehst doch sowieso jede Woche zur Maniküre, also stell dich nicht so an. Du warst diejenige, die gesagt hat, dass Flo all diese Sachen« - mit ihrem Finger wedelte sie Richtung Kofferraum - »dringend braucht.«

Violet verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte Zara an, doch man bemerkte an dem kleinen Schmunzeln auf ihren Lippen, dass sie überhaupt nicht sauer war. Ich kannte Violet Clark seit etwa sieben Stunden und war mir sicher, dass es wirklich einiges benötigte, um sie so richtig richtig sauer zu machen. Ich hatte das Gefühl, dass sie einer der wenigen Menschen war, die sich für wirklichen jeden Menschen das Beste wünschte und keinerlei Vorurteile gegen irgendjemanden hatten. Trotzdem war sie, soweit ich das beurteilen konnte, einer der beliebtesten Schülerinnen der Schule und das musste ja was heißen. In San Francisco waren die größten Zicken die beliebtesten Mädchen der Schule gewesen - Je t'aime, Paris.

«Sie braucht auch all die Sachen, die ich ihr ausgesucht habe. Neben meiner Seite sieht ihre einfach total leer und ... langweilig aus«, meinte sie und sah mich dann sofort entschuldigend, aber lächelnd an. »Nichts gegen dich, Flo. Ich weiß ja, dass du nicht allen möglichen Kleinkram aus San Francisco hättest mitbringen können.» Ich nickte nur und wank ihren Kommentar ab. Ich wusste ja, wie komisch unser Zimmer im Gesamtbild aussah. Allerdings würde das nicht mehr lange der Fall sein, denn ich war mir fast schon sicher, dass Violet und ich die ganzen Sachen die wir gekauft hatten, auch heute Abend noch auspacken würden.

Zara wohnt ebenfalls im Haus Deux, was ich erfuhr, als wir nachdem Frühstuck auch ihre Tasche und Jacke geholt haben. Sie hatte ihr Zimmer in der vierten Etage und teilte es sich mit einer Zimmernachbarin, die wohl so gut wie nie in ihrem Bett übernachtete. Zara war aber sowieso gerne für sich, weswegen Violet und sie sich auch kein Zimmer teilten. Nachdem wir ihre Sachen geholt hatten, waren wir endlich Richtung Einkaufszentrum gefahren.

Neben Dekorationen wie Lichterketten, Kerzen, kleine Figuren (ja, auch einen Eiffelturm), Bilderrahmen und Schulsachen, waren wir auch in Klamottenläden gewesen und haben Violet hilfsbereit beraten. Zara und ich hatten nicht sonderlich Lust gehabt noch nach den vier Stunden in den Dekoläden Klamotten einzukaufen. Die Tüten von den Dekoläden hatten wir solange bei dem Informationsschalter gelassen, was Violet wohl öfters machte, da die Dame sie schon zu kennen schien. Kein Wunder also, dass wir uns halb zu Tode geschleppt hatten, bis wir endlich wieder beim Wagen angekommen waren. Trotzdem war der Tag wirklich lustig gewesen. Tatsächlich war er für mich der schönste Tag, seit einer langen, langen Zeit.

Ich hatte den beiden sogar tatsächlich ein wenig von mir erzählt, allerdings nur das nötigste. Ich war von San Francisco hergezogen, meine Eltern wohnten durch ihren Job allerdings noch da, ich hatte keine Geschwister und konnte nicht wirklich Französisch sprechen. Violet war vor einem Jahr nach Paris gezogen, weil ihr Dad befördert wurde - was wohl öfters passierte, da sie schon in Los Angeles, Dubai und Amsterdam gewohnt hat - war single, aber ready to mingle und hatte einen kleinen Bruder. Zara lebt schon ihr ganzes Leben in Paris und ging auch schon immer auf die 'American School' und davor sogar in einen amerikanischen Kindergarten, weil die beste Freundin ihrer Mutter Amerikanerin ist und die beiden wollten, dass ihre Kinder zusammen aufwachsen. Der Sohn der besten Freundin ihrer Mutter ist übrigens Luke, was erklärte, warum die beiden sich so unglaublich gut verstanden. Allerdings waren die beiden kein Paar, was ich einfach so vermutet hatte und deswegen ganz schön ausgelacht wurde. Ich finde trotzdem, dass sie total süß zusammen aussehen würden.  Auch wenn Zara mich mit den Worten 'wir sind wie Geschwister füreinander' versucht hat vom Gegenteil zu überzeugen. Das einzige, was wir drei also wirklich gemeinsam hatten war, dass wir alle 17 Jahre alt und single waren.

HopelessWhere stories live. Discover now