{05. Kapitel - Part 2}

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»NUR, damit wir uns einig sind«, meinte Kaiden, während er den Zettel mit meinen Antworten spielerisch faltete und in einer der Taschen seines Mantels steckte. »Würde ich vorschlagen, dass wir uns versprechen, diese Zettel niemanden zu zeigen. Sie sind schließlich sehr persönlich.« Viel zu dramatisch legte ich mir einen Finger auf die Lippen und bedeutete ihm damit, dass meine Lippen versiegelt waren. Ich glaubte zwar nicht, dass ich den Zettel vor meiner Zimmernachbarin verstecken konnte, doch ich wusste ja insgeheim, dass seine Worte nicht ernst gemeint waren. Die Antworten enthielten schließlich überhaupt keine intime oder geheime Informationen über ihn, sondern lediglich seinen unfassbar amüsierenden Humor. Wie auf Kommando meldeten sich unsere Handys, denn vor wenigen Minuten waren wir mit dem Essen fertig geworden. Kaiden grinste mir zu, bevor er nach seinem Handy griff und auch ich machte es ihm nach.

Henry (16:30 Uhr): War das nicht unglaublich romantisch? Ich weiß. Euer nächstes Ziel ist die Straße runter, zweimal links und die erste Tür, zu welcher ihr drei Treppen runtergehen müsst. Sie ist leicht zu übersehen, also Augen auf, Turteltauben. 

Als ich nach Kaiden aus meinem neuen Lieblingscafé trat, umhüllte mich die Kälte so schnell wieder, wie sie mich beim reinkommen verlassen hatte. Es war noch nicht dunkel, aber man konnte dem Himmel langsam ansehen, dass der Sonnenuntergang nicht mehr lange auf sich warten ließ. Zügig steckte ich meine Hände in die Taschen von Violet's Mantel, um sie von dem pfeifend Wind zu schützen. Kaiden deutete mit dem Kopf in die Richtung in die wir mussten und wechselte die Seite, um sich freundlicherweise zwischen den Wind und mich zu stellen. »Danke dir«, meinte ich lächelnd, woraufhin er mich nur anlächelte. Ihm schien überhaupt nicht kalt zu sein, aber wahrscheinlich war er diesen Wind einfach schon gewohnt. Ich kannte etwas ganz anderes aus San Francisco. Trotzdem würde ich nicht mehr mit Paris tauschen wollen. Mir gefiel es hier wirklich unglaublich gut. Ich nahm mir vor nochmal durch diese Straßen zu gehen, wenn es nicht mehr so kalt war und Bilder mit meiner Polaroidkamera zu machen. Die kleinen Gassen mit den gepflasterten Boden und den hohen alten Gebäuden gefielen mir bis jetzt am besten an der Stadt, die ich nun mein Zuhause nannte. 

Wir gingen schweigend die Straße runter, was mir aber überhaupt nichts ausmachte. Wir hatten uns eben während des Essen die ganze Zeit über unterhalten und das musste ich erstmal sacken lassen. Es war schön gewesen ausgelassen mit jemanden quatschen zu können, ohne unangenehme Fragen beantworten zu müssen. Mit Violet und den anderen war es zwar auch nicht unangenehm, aber bei ihnen war die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie Fragen über San Francisco oder das letzte Jahr stellen würden. Kaiden hatte sich weniger für meine Geschichte, sondern mehr für mich interessiert. Ich hatte zwar nichts intimes preisgegeben, aber genau das war die Sache. Das Gespräch war locker gewesen und ohne jegliche Hemmungen. Er selber hatte  auch ein bisschen was erzählt, aber natürlich hatten wir uns an Henry's Regeln gehalten und hatten die 'Standardfragen' weggelassen. 

Erst nachdem wir das erste mal links abgebogen waren meldete Kaiden sich wieder zu Wort. »Wie findest du es bis jetzt in Paris? Zwei Tage sind zwar nicht genug, um deine Antwort schon wirklich zu kennen, aber wie ist dein Bauchgefühl?«, fragte er und klang dabei wieder so aufrichtig interessiert. Komischerweise war ich von dieser Frage überhaupt nicht überrumpelt, obwohl ich die Antwort bis jetzt noch nie ausgesprochen hatte. »Paris ist ... unbeschreiblich. Ich habe bereits wundervolle Menschen kennengelernt, mir werden Orte gezeigt, die ich alleine wahrscheinlich nie gefunden hätte, ich fühle mich unglaublich wohl. Hier ist einfach alles ... gut.« Auch wenn Kaiden stutzig über meine letzte Aussage wäre, ließ er es sich nicht anmerken. Dafür war ich ihm unfassbar dankbar, denn ich wollte nichts erklären müssen. Zu dem Thema sagte er lediglich: »Freut mich wirklich, dass es dir hier gefällt.«

10 Minuten später waren wir in der richtigen Straße angekommen und immer, wenn wir ein Geländer sahen welches Treppen herunter führte, wurden unsere Schritte schneller und wir grinsten uns wie kleine Kinder an. Doch nie waren es drei Treppen. Die ersten male viel zu viele um sie zu zählen, dann sechs, vier, zwei. Fragend blickte ich zu Kaiden auf, als wir so gut wie am Ende der Straße angekommen waren. »Sie ist leicht zu übersehen«, murmelte er vor sich hin. Plötzlich leuchteten seine Augen auf und er zeigte auf die andere Straßenseite. »Ich glaub ich weiß, wo wir hin müssen«, meinte er nun wieder mit diesem Grinsen auf den Lippen und reichte mir die Hand, um mir von dem riesigen Bordstein auf die Straße zu helfen. Er führte mich ein Stückchen die Straße zurück und dann durch einen Überdachten Eingang, zu denen es eigentlich zu den Wohnblöcken ging, so wie die Schilder davor es mir verrieten. Im Innenhof angekommen entdeckte ich daraufhin die rote Tür, zu der es drei Treppen herunter ging. 

Ai ajuns la finalul capitolelor publicate.

⏰ Ultima actualizare: Apr 01, 2018 ⏰

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