44. Kapitel

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Fast zeitgleich mit der Sonne, die den Tagesanbruch zeichnete, indem sie sich über den Horizont erhob, brach auch eine störende Unruhe unter den bereits wach gewordenen Sturmmäntel aus. Diese ließ Sandir aus dem Schlaf aufschrecken. Er erkannte Sedna, die noch seelenruhig neben ihm schlief und sah darauf verwundert zu den Kriegern. "Was ist denn hier los?!"
Maron, der ebenfalls bereits wach war, wandte sich zu ihm um. "Guten Morgen. Tut mir es leid, die Nervosität macht allen hier etwas zu schaffen. Die Angst, dass der Verrat auffliegen könnte, lässt die Männer fast durchdrehen." 

Sandir schüttelte genervt den Kopf und pfiff plötzlich laut. Sofort schreckten alle auf und wandten sich zu ihm um. Sedna weckte er ebenfalls so und sie setzte sich sofort alarmiert auf.
"Was soll das hier? Wir sind hier nicht in einem wildgewordenen Hühnerstall!", schrie Sandir zurechtweisenden und fuhr fort. "Da ich jetzt die Aufmerksamkeit von allen Anwesenden habe, werde ich diesen Augenblick nutzen um euch etwas zu erklären, was eigentlich jedem von euch bewusst sein sollte. Ja, es kann sehr wohl sein, dass jeder einzelne von euch, jetzt ein Gesuchter ist. Dass die Königlichen, aber auch die Rebellen Irakors meinen und Sednas haben wollten, sollte kein Geheimnis mehr sein. Genau deshalb sollten wir auch unseren Plan so schnell wie möglich umsetzen, anstatt hier komplett durchzudrehen, um unsere Erfolgschance zu erhöhen!"

Er stieß auf Zustimmung von Seiten der Sturmmäntel. Sedna rieb sich noch ein wenig verschlafen die Augen und fragte, "Hast du dir etwa schon einen genauen Plan überlegt?" Sandir zuckte mit den Schultern und sah zu den Kriegern, die anfingen ihr weniges Hab und Gut zusammen zu packen. "Nein, noch nicht wirklich, dafür habe ich allerdings auf wem Weg nach Virania noch genug Zeit." Sedna runzelte etwas unzufrieden die Stirn, aufgrund seiner aufschiebenden Herangehensweise. "Sandir, bist du sicher, dass du auf dem Weg genug Zeit haben wirst? Du nimmst, das doch nicht etwa auf die leichte Schulter, oder?" Sandir seufzte und antwortete neckend, "Nein, Mama! Ich bin alt genug ich weiß was schon ich tue." Sedna blies beleidigt ihre Wangen auf, "Du weißt ganz genau wie ich das gemeint habe, du Bauer!" Er kniff ihr einfach, mit einem frechen Grinsen im Gesicht, in ihre Wange. "Ja ja schon gut, Kleine!" Maron unterbrach die beiden plötzlich, "Entschuldigt die Störung, aber wir wären nun Abreise bereit." Sandir ließ sofort von ihr ab, worauf sich Sedna mit der Handfläche über die brennende Wange rieb. "Gut, wenn das so ist steht dem Aufbruch nichts mehr im Wege."

Ihre Reise führte sie drei Tagesmärsche vom Aufbruchsort in die wichtige, im östlichen Außenlandes liegende Handelsstadt Virania, wo sie ihren Plan besprachen. Diese war die wahrscheinlich reichste Stadt des ganzen Reiches. Das hatte sie ihrer günstigen Lage direkt am Meer und am Haupt-Handelskanal, der bis in den östlichen Innenbezirk reichte, zu verdanken. Man importierte hier über den Seeweg alle möglichen Waren aus dem Ausland, und verschiffte ebenso eine riesige Anzahl von Handelsgütern. Zum Beispiel konnte man in Fateum, dank des einmaligen Klimas, eine Vielzahl von Früchten und Gemüsearten anbauen, die sehr beliebt und selten waren. Dieser Handel blühte bereits seit Jahrhunderten. 

Sandir hatte sich vor die Männer gestellt und erklärte mit lauter Stimme, "Gut, der Plan sieht folgendermaßen aus. Ihr werdet die Bürger der Stadt terrorisieren, worauf Sedna und ich einschreiten, um euch aufzuhalten. Dies dient dazu um die Bürger darauf aufmerksam zu machen, dass sie tyrannisiert werden und stellen den Fürsten infrage. So zetteln wir einen Aufstand an! Nachdem dieser begonnen hat, machen wir sogleich wieder die Fliege und hinterlassen gut sichtbare Fluchtspuren, sodass wir von Irakor auch wirklich gefunden werden!" Sedna nickte zustimmend und meinte, "Klingt gut! Dann lasst uns anfangen!"

 Virania war schon länger von den Sturmmänteln besetzt. Die Folgen die dies mit sich führte, waren Zweifel unter den Bürgern und ebenso ständige Angst um ihre Leben. Man erkannte in den Gesichtern der Bewohner ihre Ratlosigkeit. Sie hatten sich gegen den König gestellt, und waren somit ein Teil der Rebellion, doch hatten sie Angst vor ihren eignen Mitstreitern und vorallem auch vor ihrem Fürst, vor Irakor. Die Menschen versuchten trotzdem, ihren alltäglichen Aufgaben und Arbeiten nachzugehen, um wieder eine gewisse Ordnung ihres Lebens, an der sie sich festhalten können, zu erschaffen.

𝐃𝐈𝐄 𝐑𝐄𝐈𝐒𝐄 - 𝐮𝐧𝐯𝐞𝐫𝐦𝐞𝐢𝐝𝐥𝐢𝐜𝐡𝐞𝐬 𝐒𝐜𝐡𝐢𝐜𝐤𝐬𝐚𝐥 Where stories live. Discover now