Kapitel 14

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P.o.V Paluten

Das, was ich am gestrigen Tag an Freude fürs Aufräumen empfunden habe, war heute komplett verpufft. Als ich relativ spät aufwachte, in die Küche ging und betete, dass ich noch irgendwas essbares daheim hatte, fiel mir der unangenehme Geruch auf, der aus dem Müll zu kommen schien. Ich blieb stehen und atmete tief durch. Ich versuchte Mut zu schöpfen, den ich definitiv zusammen mit Überwindung brauchen würde, um den kleinen Schrank unter der Spüle zu öffnen und die Quelle des Gestanks zu beseitigen. Mit raschen Schritten näherte ich mich dem Problem und meine Vermutung wurde bestätigt. Der Müllsack war bis oben hin vollgestopft und stank fürchterlich. Ich hielt die Luft an und band ihn zu. Derweil fragte ich mich, warum genau ich das hier nicht einfach gestern schon gemacht hatte. Ich beeilte mich, die zwei Stöcke nach unten zu gehen, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass mein Schlüssel in der Tasche meiner Jogginghose war, und versuchte dabei möglichst den Geruch nicht einzuatmen.

Erleichtert seufzte ich auf, als die Tüte in hohem Bogen in der großen Mülltonne landete. Erledigt!

Schnell ging ich zu der Tür zurück und trat über deren Schwelle. Der Wind schlug die Tür zu, kaum war ich hineingegegangen. Sofort hörte ich, wie auch einige Stöcke weiter oben eine Tür zufiel. "Muss wohl der Zug hier gewesen sein...", dachte ich mir und kehrte zu meiner Wohnungstür zurück. Ich sperrte sie schnell auf und trat ein. Für meine Verhältnisse war die Wohnung extrem aufgeräumt und es überraschte mich selbst, wie viel schöner und offener sie dadurch wirkte. Ich ließ mich in meinem Aufnahmezimmer auf meinen Schreibtischstuhl fallen und griff nach meinem Handy, das dort noch lag. Schnell entsperrte ich es und öffnete Twitter. Ein neuer Tweet von Germanletsplay. Neugierig las ich ihn durch und sofort war meine Besorgnis erweckt. Private Gründe? Die Befürchtung, dass er etwas schlimmes über seine Schwester erfahren hatte, bestätigte sich, als ich ihn anschrieb und er mir keine Minute später in einer kurzen Nachricht antwortete, was passiert war. Mitleid machte sich in mir breit und ich schrieb zurück, dass er sich immer bei mir melden könnte, wenn er etwas bräuchte und sprach ihm mein Beileid aus. Danach antwortete er nicht mehr. Leichte Enttäuschung machte sich in mir breit und ich legte mein Handy wieder auf den Schreibtisch. Ich fuhr meinen PC hoch und überlegte mir, was ich alleine Aufnehmen könnte. Manu war ja gerade verhindert, von Zombey wusste ich, dass es ihm momentan gesundheitlich nicht so gut ging und er deshalb gemeinsame Aufnahmen mied, um nicht so laut sein zu müssen und maudado wird wohl, dank seinem verkorkstem Schlafrhythmus, auch nicht erreichbar dein. Mit den anderen wollte ich aus verschieden Gründen auch nichts aufnehmen, auch wenn ich wahrscheinlich dadurch meine Gesellschaft bekommen hätte. Mein Blick fiel auf das Lenkrad, das fein säuberlich in meinen Schrank stand und beschloss einfach eine Runde Reisebussimulator aufzunehmen. Es machte weniger Arbeit als andere Spiele und es kam immer irgendwas lustiges heraus.

Nach einer doch etwas längeren Aufnahme, machte ich die Endcut(?) und im Anschluss die Kamera aus und ich stoppte die Aufnahme. Und obwohl ich gerade überhaupt keine Lust hatte, irgendwas zu schneiden, erledigte ich das auch gleich noch und lud das Video hoch, nachdem es noch gefühlte Jahre gerändert worden war.

Mein Magen rumorte und erinnerte mich daran, dass ich ja eigentlich schon am Vormittag etwas essen wollte. Mir einem erneuten Blick in den Kühlschrank, der wieder wenig befriedigend war, beschloss ich einfach etwas zu bestellen. Ich würde zwar nochmal einen Weile warten müssen, doch das war mir allemal wert.

Das erste Mal, dass ich nach dieser Beschäftigung wieder zur Ruhe kam, war, als ich mich auf meine kleine Couch setzte und kurz die Augen schloss. Sofort kam alles wieder und war nie präsenter als nun. Das war das Problem an Verdrängen. Auch wenn es nur unabsichtlich war, kommt danach alles doppelt so schlimm zurück.

Augenblicklich plagten mich wieder die selben Sorgen wie davor. Ich seufzte. Entweder ich würde dieses "Problem" mit Manuel lösen oder ich müsste es weiter verdrängen. Da ersteres gerade überhaupt nicht in Frage kam, musste ich mich wohl mit meiner zweiten Wahl begnügen, auch wenn es immer wieder schmerzhaft war.

Ich erhob mich und ging zurück an meinen PC. Mein zweites Video für diesen Tag war mir Manu und als ich es wohl oder übel schneiden musste, hörte ich die ganze Zeit seine Stimme. Immer wieder fuhr ein schmerzhafter Stich durch mich, wenn ich die ganzen kleinen Kürbistumor-Momente bemerkte. Nie waren sie mir so krass aufgefallen. Nicht einmal mein Essen, das mir bald von einem jungen Mann ausgeliefert wurde, heiterte mich auf, auch wenn es eines meiner Lieblingsgerichte war. 

Warum musste ich eigentlich so unglücklich verschossen sein? Warum?

Endlos Telenovela...(#kürbistumor)Where stories live. Discover now