I would have said yes (Mormor)

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Unruhig spielte Sebastian an dem kleinen Döschen in seiner Hosentasche herum.
Tief im Inneren wusste er, dass es eine denkbar schlechte Idee war Jim Moriarty zu fragen, ob dieser ihn heiraten wolle.
Die beiden waren nun seit einem Jahr 'mehr oder weniger' zusammen und gerade dieses 'mehr oder weniger' beunruhigte Sebastian.
Sie hatten nie über den Stand ihrer Beziehung geredet oder ob es sich bei dem ''wir schlafen miteinander und ab und zu drücke ich dir einen Kuss auf den Mund'' überhaupt um eine Beziehung handelte.
Er wünschte es sich, denn er musste zugeben, dass er sich in den Consulting Criminal verliebt hatte.
Oh, dieses verdammte Herz. Wie oft hatte er seine Gefühle für den anderen Mann schon verflucht. Immerhin war dieser andere Mann der gefährlichste Mann Englands.

Doch wer war Sebastian schon, dass er sich diesen lächerlichen Gefühlen hätte widersetzen können?
Und so saß Sebastian nun in seiner kleinen Wohnung, hatte einen blöden Verlobungsring in der Hosentasche und hoffte, dass der ach-so-tolle Jim seiner Einladung folgen und sich in die lächerlich kleine Wohnung des Snipers begeben würde.
Die Zeit schlich dahin, als wolle sie den Weltrekord für Langsamkeit aufstellen und mit jeder Minute die verging wurde das Essen kälter und Sebastian unruhiger.
Sein Herz zog sich schmerhaft zusammen, als er sich schließlich eingestand, dass Jim nicht kommen würde. Das Essen war inzwischen auf Nordpol Temperatur abgekühlt, doch der Consulting Criminal hatte sich nicht blicken lassen.
Vermutlich hatte er geahnt, was Sebastian geplant hatte und wollte sich jeglicher Verantwortung entziehen, die eine Ehe oder eben eine Ablehnung mit sich brachten.

Seufzend machte Sebastian sich also daran den Tisch abzuräumen. Als er die Kerze auspustete und das helle Deckenlicht anknipste war endgültig alles romantische aus dem Zimmer verschwunden. Gut so, dachte Sebastian, der nach diesem Fiasko keine Lust mehr auf Romantik hatte. Ja, Romantik und Jim konnten ihm fürs erste gestohlen bleiben. Sollte Jim doch sehen, wie er ohne seinen besten Sniper klar kam.

Gerade als Sebastian sich auf die Couch fallen ließ, klingelte es an der Tür. Wenn das jetzt Jim ist bring ich ihn um, dachte Sebastian ärgerlich und überlegte kurz, ob er überhaupt öffnen sollte.
Beim zweiten Klingeln machte er dann die Tür auf.

Es war nicht Jim, der dort vor der Tür stand und ihn gehetzt anblickte. Es war ein Mann mittleren Alters, der schon des öfteren für Jim gearbeitet hatte, wie Sebastian wusste. Der Mann blickte ihn kurz an, ehe er sich an ihm vorbei in die Wohnung drängelte. Im Wohnzimmer angekommen ließ er sich auf den Sessel fallen. Er angelte sich Sebastians Bier vom Tisch und nahm erst einmal ein paar Schlucke, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder auf Sebastian richtete.

,,Wir kennen uns nicht so sonderlich gut'', stellte der Mann fest und nahm einen weiteren Schluck.
,,Aber der Boss hat ziemlich viel auf dich gehalten. Meinte er hätte noch ne Verabredung mit dir. Hat sich wohl ziemlich drauf gefreut. Naja, die Mission kam aber zuerst. Erst die Arbeit dann das Vergnügen, weißte. Wir wussten ja beide, dass es gefährlich werden würde. Der Boss hat dir deshalb nen Brief geschrieben, falls er's nicht zur Verabredung schaffen sollte. Er hat dann im letzten Atemzug gesagt, ich solle dir den Brief geben. War ihm wohl sehr wichtig'', der Mann reichte ihm einen Briefumschlag, auf dessen Vorderseite in ordentlichen Buchstaben Sebastians Name geschrieben war.

Sebastian fühlte sich wie betäubt, als er den anderen aus seiner Wohnung warf. Es war als blicke er von weitem auf sich hinab und alles kam ihm schrecklich langsam und fern vor. Der andere hatte die Wohnung gerade verlassen, als Sebastian zusammenbrach. Er ließ sich auf den Boden fallen und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Haustür. Sein Blick ging ins Leere, doch es kamen keine Tränen. Da war eine unendliche Leere in ihm, doch er schaffte es nicht zu heulen. Der Brief in seiner Hand, wirkte schwer und schien doch nicht real. Alles schien surreal; wie könnte so etwas real sein?
Komm schon, Sebby, ich hab mir doch nicht umsonst die Mühe gemacht dir einen Brief zu schreiben. Lies ihn gefälligst, hörte er Jims Stimme in seinem Inneren wiederhallen.
Und er gehorchte.

Lieber Sebastian,

ich hoffe, du weißt wie sehr ich dich schätze und dass ich nicht auf diese gefährliche Mission gehen würde, wenn ich nicht müsste. Ich wünschte du würdest mich begleiten, doch ich vermag es nicht dich einer solchen Gefahr auszusetzen.
Ich möchte, dass du weißt, dass ich mich sehr über deine Einladung zum Essen gefreut habe und gerne erschienen wäre. Wenn du diese Zeilen ließt, wurde mir ein Abendessen mit dir verwehrt.
Das tut mir leid, denn so kann ich dir nicht sagen, dass du etwas ganz besonderes bist. Ich glaube, ich habe dir das viel zu selten gesagt. Das tut mir leid. Es tut mir auch leid, dass du diesen Brief von Jones erhalten musstest, der vermutlich der herzloseste Idiot ist, den es in dieser Welt gibt. Nach mir natürlich, der ich nie den Mut hatte, dir zu sagen, dass ich dich liebe.
Vermutlich hast du das aber schon gewusst. Es war doch ziemlich offensichtlich und du bist nicht blöd.
Es kommt trotzdem zu spät.

Ich könnte dir noch so viel mehr schreiben. Noch so viel mehr von dir schwärmen, doch ich fürchte, dass nun nicht die richtige Zeit für verpasste Worte ist. Denk bitte immer daran, dass ich dich geliebt habe.

In Liebe Jim

Ps: Ich hätte Ja gesagt

Sein Herz brannte. Heiße Tränen bahnten sich ihren Weg über seine Wangen. Die Taubheit war fort und an ihre Stelle war ein brennender Schmerz getreten. Sein ganzer Körper schmerzte, während er erbärmlich vor sich hin schluchzte.
Jims Brief presste er gegen sein Herz. Oh, dieses verdammte Herz. Er wollte den Schmerz nicht mehr spüren, wünschte er hätte Jim nie kennengelernt.
Es tat weh und er war sich sicher, dass es nie wieder aufhören würde, dass er nie wieder normal atmen können würde.

Irgendwann nach Wochen des Schmerzes hatte er gelernt wieder normal zu atmen. Er hatte gelernt, dass es mehr gab als nur den Schmerz, obwohl er sich manchmal immer noch wünschte, Jim nie kennengelernt und den Brief nie erhalten zu haben. Doch er machte weiter. Trotz der Taubheit, trotz der Trauer.
Er hatte begonnen den Ring zu tragen und wenn immer er auf das hübsche Ding an seinem Finger angesprochen wurde, antwortete er mit einem wehmütigen Lächeln, er gehört dem Mann den ich über alles liebe, auch wenn ich mir oft wünsche, ihm nie begegnet zu sein.
Die meisten schauten ihn dann verwirrt an, zuckten mit den Schultern und hörten auf ihn zu behelligen. Es störte ihn nicht. Ebenso wenig wie es ihm störte, dass er nur wenige Freunde hatte und dass die meisten Leute ihn wohl für seltsam und eigenbrödlerisch hielten. Er wusste, dass er geliebt worden war und wenn er das jemals vergessen würde, könnte er den Brief rausholen, um sich Jim Worte in Erinnerung zu rufen.

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Es tut mir wahnsinnig leid, dass solange nichts Neues gekommen ist. Ich kann leider nicht versprechen, dass es besser wird, weil manchmal einfach Inspiration und Zeit fehlt bzw. das eine fehlt, während das andere da ist.
Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem und es tut mir echt leid, dass es kein Happyend für die beiden gab. Ich fand es so irgendwie passender.

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