Kapitel 49

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Belle

"Raus!", zischte ich aufgebracht. "Verschwinde, ich will dich nicht mehr sehen!"

"Belle-" Dad sah mich warnend an.

"Raus.", knurrte ich.

Sowas wie Erbarmen konnte ich ihm nicht zeigen. Er hatte auch keins gegenüber dem Jungen gezeigt, als er, was auch immer, mit ihm gemacht hatte.

"Ich werde morgen abreisen, aber lass uns diese Zeit noch-", sagte er, aber ich unterbrach ihn.

"Nein, ich will, dass du dieses Haus sofort verlässt. Pack deine Sachen, dann geh."

Ich drehte mich um und lief nach oben in mein Zimmer. Wütend warf ich die Tür hinter mir zu. Dad sollte einfach gehen. Eine weitere Woche könnte ich diesen Mann nicht dulden. Denn jedesmal wenn ich ihn anblickte, kam mir Matthew in den Sinn und dann meine absurde Lüge gegenüber Jack.

Aber was hätte ich machen sollen? Ich wusste einfach nicht weiter. Wenn ich Jack verraten hätte, was Jason und mein Vater getan hatten, dann würde er sicher Rache wollen, oder? Das konnte ich einfach nicht einschätzen. Es ging nicht.

Frustriert warf ich mich rücklings auf das Bett. Dann drückte ich ein Kissen auf mein Gesicht und schrie die Frust raus. Erneut flossen Tränen über meine Schläfen. Ich legte die Stirn in falten.

Und weiter?

Unmöglich könnte ich Jack weiter belügen. Irgendwann würde er es kapieren und mich umso mehr hassen. In nicht mal einer Woche war Silvester. Ich würde es ihm in Neujahr sagen. Ja.

Er sollte nicht traurig ins neue Jahr starten.

Als ich Geräusche vor meiner Tür wahrnahm, richtete ich mich auf und starrte es an. Als nichts passierte, stand ich genervt auf, wischte mein Gesicht trocken und öffnete die Tür.

"Sierra?", hielt ich sie auf, als sie den Koffer die Treppen runterziehen wollte.

Sie blieb stehen und drehte sich zu mir. Wartend blickte sie mich an. Unter ihren Augen waren tiefe Augenringe bemerkbar.

Blinzelnd fragte ich sie: "Was machst du da?"

"Du willst uns doch nicht mehr hier haben?", erwiderte sie, was eher nach einer Frage klang.

"Ich will nur meinen Vater nicht mehr sehen, du und Emily, ihr könnte doch noch bleiben." Es war eher eine Bitte. Ich wollte nicht mehr alleine sein. Ich brauchte die beiden. Vor allem Emily hatte ich in meiner Zeit bei den Blauen sehr vermisst. "Bitte."

Sierra seufzte und ließ ihren Koffer stehen, als sie auf mich zukam. "Wir müssen langsam los, aber ich verspreche dir, wir kommen wieder, okay?"

"Dann ohne meinen Vater, okay?"

Sie lachte auf. "Wie du willst, Süße."

Danach nahm ich ihren Koffer und half ihr runter. Emily wurde ebenfalls aufgeweckt. Müde trottete sie aus dem Gästezimmer und stellte sich mit verschränkten Armen vor mich.

Ihre blauen Augen blickte müde in meine. Sie streckte ihre zierlichen Arme aus, weswegen ich sie hochhob.

"Wieso gehen wir?", gähnte sie.

"Das wird dir Sierra im Auto erzählen.", sagte ich und strich ihr eine lose Strähne hinters Ohr.

"Kommst du nicht mit?", fragte sie schmollend.

Ich lächelte ein wenig. "Nein, Kleines, ich werde noch eine Weile hier bleiben. Aber bald werde ich auch zurückkehren."

"Bitte komm jetzt mit.", umarmte sie mich.

Red PrincessTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon