zweiundzwanzig

3.1K 159 12
                                    

❁ ❀ ✿ ✾❁ ❀ ✿ ✾❁ ❀ ✿ ✾

Freundschaft ist die wohl schönste Verbindung, die Menschen miteinander teilen können, denn im Gegensatz zur Liebe schmerzt sie meistens nicht so sehr. Einen guten Freund schließt man ganz tief ins Herz ein und hält ihm dort immer einen Platz frei, so dass er sich geborgen und geehrt fühlt. Einer Person, die man über alles liebt, schenkt man sein Herz und überlässt es ihr, was natürlich ein Zeichen von Liebe ist, aber wenn die besagte Person auf deinem so verletzlichen Herzen herumtrampelt oder es fallen lässt, dann ist der Schmerz unerträglich. Auch Freundschaften können ein schmerzliches Ende nehmen und Streit und Trauer mit sich bringen, aber trotzdem sind sie oftmals nicht so sehr zum scheitern verurteilt wie leidenschaftliche Liebesgeschichten, die zwar impulsiv aber von kurzer Dauer sein können. Und dann, wenn das Herz gebrochen und in viele kleine Einzelteile zersplitterte ist, kommen die Freunde zum Einsatz, die dir durch die schwere Zeit helfen und für dich da sind, um dich über den Schmerz der verflossenen Liebe hinwegzutrösten.
Und dann wird dir wieder klar; wahre Freunde sind der größte Schatz, den ein Mensch wahren kann.

Als ich meine beiden besten Freundinnen mit einem zufriedenen Lächeln in die Arme schloss, wurde mir nicht zum ersten Mal bewusst, wie sehr ich die beiden brauchte und wie dankbar ich ihnen war, dass sie an meiner Seite standen und mich schon seit Jahren durch mein Leben begleiteten.
Dass Lene und ich etwas alleine unternahmen, ohne Molly dabei zu haben, kam so gut wie nie vor. Molly war diejenige, die uns drei zusammenhielt und Übernachtungen oder Städtereisen organisierte, wenn wir gemeinsam etwas unternehmen wollten. Lene hingegen hielt sich eher zurück. Sie war nicht diese Art von Freundin, mit der man täglich telefonieren musste, um die Freundschaft aufrecht zu erhalten. Sie war eher zurückhaltend, aber wenn es darauf ankam, dann war sie für einen da. Zu Molly hatte ich schon seit jeher eine engere Verbindung gehabt, doch ich liebte beide auf die gleiche Weise.

Wir trafen uns in einem kleinen Café über der Stadtbücherei, in dem meine Freundinnen und ich schon seit Jahren Stammkunden waren. Wir kamen längst nicht mehr in so regelmäßigen Abständen her wie früher, was einzig und allein der Schule verschuldet war. Seit wir Schüler der Oberstufe waren, mussten wir uns alle mehr auf den Unterricht konzentrieren und es kam öfter dazu, dass wir gemeinsame Treffen absagten, weil wir stattdessen lernen mussten.
Auch wenn unser letzter Besuch in unserem Stammcafé schon eine Weile her war, fühlte ich mich sofort wie Zuhause, als wir durch die schmale Tür in das gemütlich eingerichtete Café eintraten und mir sofort der Duft von frisch gemahlenem Kaffee und selbst gebackenem Kuchen in die Nase stieg.
Das Café wurde von einer älteren Dame geleitet, die für Molly, Lene und mich immer wie eine liebenswürdige Oma gewesen war.
Als wir drei die Schwelle übertraten und uns suchend nach einem freien Platz umsahen, kam sie hinter dem Tresen hervor, als hätte sie bereits auf unsere Ankunft gewartet. Sie begrüßte uns sogleich mit einem sonnigen Lächeln und deutete auf eine Sitzecke im hinteren Teil des Raumes.
"Einen wunderschönen Tag, Mädels! Dass ihr mir alten Frau mal wieder die Ehre erweist, kann ich kaum glauben. Das letzte mal, seit ihr meinen Kaffee genossen habt, muss eine Ewigkeit her sein! Ich bin froh, dass ihr hier seid. Setzt euch."
Wir drei begrüßten die ältere Dame und bedankten uns höflich, dann nahmen wir auf den weichen Sitzpolstern Platz und begannen uns über alles mögliche zu unterhalten. Trotz, dass nicht viele Leute das kleine Café in der oberen Etage, über der Bücherei kannten, war es heute erstaunlich gut besucht, was bei dem unvergleichlich leckeren Kuchen, der angeboten wurde, allerdings nicht unverständlich war.

"Ich bin froh, dass wir uns sehen. Heute war echt viel los in der Schule, wir können kaum noch Land sehen, bei all den Aufgaben, die wir erledigen müssen. Nächste Woche stehen schon wieder zwei Klausuren an, für die ich noch lernen muss", beschwerte sich Lene, als wir mal wieder dabei waren, über den Schulalltag zu sprechen.
Bisher hatte noch niemand meinen psychischen Absturz angesprochen, doch ich spürte, dass es unvermeidlich war und nicht mehr lange dauern würde, bis eine meiner Freundinnen das Thema darauf lenkte. Über den Grund, weshalb ich mich so betrunken hatte, hatten wir schließlich immer noch nicht gesprochen und ich fürchtete, dass die beiden mich ausquetschen und löchern würden, da sie es nicht ausstehen konnten, wenn sie, als meine besten Freundinnen, nicht alles über mich wussten.
"Bei uns ist es auch immer stressig in der Schule, aber der heutige Tag war erträglich", beteiligte ich mich an dem Gespräch mit Lene.
"Ach übrigens! Es gibt Neuigkeiten! Mein Gott, das hätte ich fast vergessen."
Ich konnte belustigt mit ansehen, wie die Augen meiner Freundinnen neugierig zu glitzern begannen.
"Was gibt's denn?", wollte Molly sofort wissen.
"An unserer Schule wird es einen großen Schulball geben und ich wollte fragen, ob ihr beiden kommen wollt?" warf ich die Frage in die Runde und konnte die Vorfreude bereits in den Gesichtern meiner Freundinnen lesen.
"Ehrlich? Das ist ja Wahnsinn, sowas haben wir noch nie gehabt. Klar kommen wir!", entgegnete Lene und auch Molly schien begeistert davon zu sein. Ich war überglücklich, dass die beiden nun auf das Thema Schulball konzentriert waren und freute mich, dass sowohl Molly als auch Lene Feuer und Flamme waren. Keine fünf Minuten später diskutierten sie darüber, welches Kleid sie tragen würden und wie hoch ihre Schuhe sein durften, damit sie möglichst elegant aussahen, aber dennoch darin einen ganzen Abend laufen konnten.

Since our fate has decided (girlxgirl)Where stories live. Discover now