siebenundzwanzig

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„Das hättest du wohl gerne", antwortete ich und versuchte meine Stimme so selbstsicher wie möglich klingen zu lassen, denn Lukas sollte meine aufsteigende Panik nicht merken.
„Ich komm nicht mit. Lass mich einfach in Ruhe."
Doch anstatt sich umzudrehen und wieder zu gehen, kam Lukas einen weiteren Schritt auf mich zu und baute sich bedrohlich vor mir auf.
„Das war keine Frage", zischte er und packte mich grob am Handgelenk.
Noch ehe ich etwas erwidern konnte, wurde ich rabiat hinter ihm hergezogen. Ängstlich huschte mein Blick durch die Menschenmenge, doch ich konnte weder Mika noch Molly oder ein anderes bekanntes Gesicht entdecken.
Na toll.
Natürlich versuchte ich mich zu wehren und von ihm loszureißen, doch gegen den stahlfesten Griff um meinen Arm konnte ich nichts ausrichten und musste mich wohl oder übel in den nächsten Flur zerren lassen.
Die dröhnende Musik war nur noch gedämpft zu hören und außer Lukas und mir schienen sich alle auf dem Ball aufzuhalten.
Warum ausgerechnet jetzt? Hoffentlich braucht Mika nicht zu lange und macht sich auf die Suche nach mir...
„Was soll das jetzt? Lass mich los, ich will wieder zurück, du Arschloch", keifte ich ihn an, doch Lukas dachte offensichtlich gar nicht daran mich gehen zu lassen.
„Das hättest du wohl gerne", antwortete er triumphierend grinsend, weil er den selben Satz benutzt hatte, wie ich zuvor. Unglaubliche Wut, gemischt mit Angst, machte sich in mir breit und ich schluckte resigniert, als mir klar wurde, dass ich ihm so schnell nicht entkommen würde, was auch immer er von mir wollte.
Ich wurde unsanft in eine Ecke, mit dem Rücken an die kalte Wand geschuppt und dann von Lukas mit beiden Armen dagegen gedrückt.
„Du denkst wirklich ich würde mich einfach so geschlagen geben? Du hast meinen Ruf an der gesamten Schule ruiniert und dann soll ich so tun als wäre nichts gewesen? Bestimmt nicht!"
Die Wut war deutlich herauszuhören, als Lukas sprach und ich fühlte mich in meiner hoffnungslosen Lage immer unwohler. Trotzdem hielt ich es für besser einfach zu schweigen und abzuwarten was als nächstes passieren würde.
„Du denkst wirklich, ich hätte dich nur benutzt. Dass ich ehrliche Gefühle für dich hatte, hältst du nicht für möglich.
Dabei habe ich es wirklich versucht, verstehst du? Ich wollte wirklich, dass das etwas wird."
Er senkte den Blick und wurde etwas leiser als er weitersprach, doch an seinem aufgebrachten Ton änderte sich nichts.
„Als wenn es nicht schon schlimm genug wäre, dass du mich abservierst, muss ich dann auch noch feststellen, dass es wegen einem scheiß Mädchen ist!"
Ich wollte etwas sagen, erklären, dass ich ihn auch nicht lieben würde, wenn ich Mika niemals kennengelernt hätte und sie vor ihm in den Schutz nehmen, aber ich schwieg weiterhin.
Ich wusste, dass Lukas mich nicht verstehen und mir nicht zuhören würde. Seine Wut und Verbitterung saß viel zu tief in seinem Inneren, als dass er seine Meinung darüber ändern würde, dessen war ich mir ziemlich sicher.
Langsam begannen meine Handgelenke zu schmerzen, denn Lukas drückte mich noch immer mit seinem ganzen Gewicht gegen die Wand. Ich wünschte, dass irgendjemand vorbeikommen und mich aus meiner misslichen Lage befreien würde, wünschte, dass Mika nach mir suchen und mich retten würde, doch es kam niemand. Die Schulflure schienen wie ausgestorben zu sein - ruhig und leer.
Als hätte Lukas meinen immer stärker werdenden Schmerz gespürt, lockerte er im selben Augenblick seinen Griff und wich etwas zurück. Sofort lockerte sich meine Haltung und ich atmete tief durch, hoffte, dass er nun alles gesagt hatte, was er sagen wollte. Eigentlich vermutete ich sogar, dass er mich nun endlich gehen lassen würde, aber natürlich war das nicht der Fall.
Ganz im Gegenteil.
Als wäre all das, was Lukas eben gesagt hatte, niemals gesagt worden, bildete sich plötzlich ein spöttisches Grinsen auf seinen Lippen und ich hatte beinah das Gefühl, Vorfreude und Triumph in seinen Augen sehen zu können.
Was hatte er bloß vor?
In nächster Sekunde lag seine linke Hand plötzlich an meiner Wange, während die rechte mich wieder stärker am Arm packte.
Mit bedrohlich rauer und leiser Stimme flüsterte er in mein Ohr:
„Die Schüler tolerieren euch, das hab ich jetzt gemerkt - Punkt für dich. Aber wird Mikas Mutter genauso gelassen reagieren? Ich habe gehört, sie hat's nicht so mit widerlichen Lesben. Könnte das vielleicht ein Problem darstellen?"
Bei Lukas' Worten lief mir ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter. Ich wusste, dass er irgendetwas vorhatte um Mika und mir zu schaden, aber damit hatte ich nicht gerechnet. Was passieren würde, wenn Mikas Mutter von unserer Beziehung erfuhr, wollte ich mir gar nicht erst vorstellen.
Ich war so verzweifelt, dass ich nicht ein einziges Wort herausbrachte und still rannen die ersten Tränen meine Wangen hinunter.
Ich versuchte gar nicht erst sie zurückzuhalten, fühlte mich wie versteinert und sah regungslos in die vor Spott glitzernden Augen meines Gegenübers.
„Eine kleine Möglichkeit hättest du allerdings noch. Ich will mal nicht so sein und lasse dir eine letzte Chance", sagte Lukas böse grinsend, während er meinen traurigen Anblick regelrecht zu genießen schien.
Erwartungsvoll sah ich in sein Gesicht, darum bemüht nicht vor Hass in sein Gesicht zu spucken oder in die Hand zu beißen, die noch immer auf meiner Wange ruhte.
„Trenn dich von Mika und küss mich."
Moment mal. Was?
Hatte er das gerade wirklich laut ausgesprochen? Ich wartete darauf, dass er deutlich machte, dass es sich um einen dummen Scherz handelte, doch die Entschlossenheit in seinem Ausdruck überzeugte mich vom Gegenteil.
Das meinst du nicht ernst...
„Du spinnst doch komplett", fauchte ich, vor Wut und Entrüstung zitternd, während unaufhaltsam weitere Tränen aus meinen Augen flossen.
Ich wollte mich losreißen und ihn nie wieder sehen müssen, aber er war einfach zu stark für mich und noch ehe ich realisieren konnte, was soeben passierte, lagen seine Lippen plötzlich auf meinen und ich wurde unsanft und fordernd geküsst.
Blitzartig empfand ich nichts als unsagbar großen Ekel und fühlte mich beschmutzt und ausgenutzt.
Mein Würgereiz brachte Lukas dazu, sich wieder von mir zu lösen, doch zur selben Zeit stürmte jemand in den Flur, rannte auf uns zu, doch blieb bei unserem Anblick abrupt stehen.
Ich erhoffte mir Hilfe und sah hastig in die Richtung, aus der die Person angerannt gekommen war, doch als ich sah wer dort stand und mich fassungslos anstarrte, durchzuckte ein eisiger Blitz meinen Körper.
Nein. Bitte nicht, das darf nicht sein!

Since our fate has decided (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt