Kapitel 17.

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-Nicolai-

Mit dröhnenden Kopfschmerzen wachte ich in einem, mir fremden, Bett auf. Auch als ich mich in dem Zimmer umsah, konnte ich keinen Anhaltspunkt ausmachen, der mir verriet, wo ich mich hier eigentlich befand. Das einzig, mir bekannte in diesem Zimmer, lag neben mir und schlug verwundert die Augen auf. Noah. Immerhin war ich nicht allein. Als er mich sah, grinste er erschöpft.

„Hey.." nuschelte er und drückte mir einen Kuss auf die Schulter. „Hi.." erwiderte ich kurz, ehe ich etwas an meinem anderen Arm spürte. Noah lag zu meiner rechten und als ich mich vorsichtig umsah, musste ich geschockt feststellen, dass Patrice zu meiner linken lag. Nackt. Genau, wie Noah und ich. Und dann fiel es mir wieder ein. Nachdem Noah und ich in der Nische miteinander Sex gehabt hatten, war Patrice uns aufgelauert, auf der Suche nach ihrem heißersehnten Karnevals-Dreier. Sie wollte Noah unbedingt mit dabei haben, doch er bestand darauf, dass ich mitmachte.

Jetzt lag ich also hier, zwischen einer guten Freundin und meinem Arbeitskollegen und bereitete mich mental schon darauf vor, von Josh verprügelt zu werden. Auch wenn ich gar nicht mit Patrice geschlafen hatte. Es war vielmehr so, dass ich mit Noah beschäftigt gewesen war, während er sich zeitgleich um Patrice gekümmert hatte. Auch nicht grade besser.

Ich setzte mich ein wenig auf und versuchte nicht auszuflippen. Die Kopfschmerzen machten mir zu schaffen und als ich Patrice's nackte Brüste an meiner Haut spürte, wurde mir übel. Nichts gegen sie, aber das war zu viel für mich. Die beiden schienen zu bemerken, dass etwas nicht stimmte und deuteten gleichzeitig zur Tür. „Auf den Flur raus, dann die zweite Tür, links." Murmelte Patrice und schmuste sich an Noah, sobald ich aus dem Bett gestiegen war. So viel hatte ich überhaupt nicht getrunken. Immerhin konnte ich mich noch an alles erinnern. Dennoch siegte die Übelkeit, als ich das Bad erreichte und vor der Toilette zusammenbrach. Als ich fertig war, ich mir den Mund ausgespült und dafür gesorgt hatte, dass auch alles sauber, wie zuvor war, starrte ich mich unentschlossen im Spiegel an. Plötzlich, als wenn ich etwas Bestimmtes im Spiegel gesehen hätte, schoss ein unerträglicher Schmerz durch meine Schläfen. Meine Finger krallten sich an dem Waschbecken fest und ich musste mir auf die Zunge beißen, um nicht laut aufzuschreien.

Ich kannte dieses Gefühl. Dieses beengende Gefühl der Panik. Ohne mein Zutun, riss es mich mit sich. Mein Herzschlag dröhnte, wie eine Sirene in meinen Ohren. Nicht jetzt, nicht hier! Ich kniff verzweifelt die Augen zusammen und versuchte dem Schmerz zu umgehen. Vor meinem inneren Auge flackerten Lichter. Erst weiße, dann bunte. Es war ein Strudel aus blinkenden Lichtern, die mich umgaben, ehe sie Stück für Stück zu Bildern zusammengesetzt wurden. Wie ein Puzzle schienen die Farben sich zu verbinden.

Ich vernahm eine Stimme, die meinen Namen sagte. Immer und immer wieder. Es war so eine schöne Stimme. Ich wollte ihr folgen. Ich wollte dort sein, wo diese Stimme war.

„..Wir sind doch auch eine Familie." Hörte ich mich sagen.

„Wir? Eine Familie?" Da war sie wieder. Diese schöne Stimme. Sie klang verwundert und glücklich zugleich.

Du bist meine Familie." Hörte ich meine Stimme erneut flüstern. Sie war getränkt von Liebe und Sehnsucht, als Bilder aufblitzten, die mir den Atem raubten.

Levin, wie er mich schüchtern ansah. Wie sich unsere Hände ineinander hakten. Wie wir uns küssten, als wenn nichts anderes auf der Welt zählte.

„Ich liebe dich, Nicolai"

Worte, die er mir im Schlaf zuflüsterte. Worte, die nie dafür bestimmt waren, dass ich sie hörte.

„Ich bin in dich verliebt."

Die Schmerzen in meinem Kopf, wurden unerträglicher. Ich ließ das Waschbecken los und sackte langsam auf die Knie. Es tat so furchtbar weh, dass ich ein aufkeuchen nicht unterdrücken konnte. Jemand klopfte gegen die Badezimmertür.

See You Again (Band 2)Where stories live. Discover now