Kapitel 18.

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-Levin-

Als ich seinen Anruf entgegennahm, wäre ich beinahe aus allen Wolken gefallen. Ich wusste nicht, was passiert war, aber etwas stimmte nicht. Er redete wirres Zeug und schien selbst nicht zu wissen, was los war. Nicolai war total aus dem Häuschen und schien wieder dort anzufangen, wo er aufgehört hatte, er selbst zu sein. Als hätte jemand einen Reset-knopf betätigt. Als ich ihm im Auto erzählte, dass wir nicht mehr zusammen waren, hatte ich für einen Moment die Befürchtung, er würde eine Panikattacke bekommen. Bevor ich noch irgendwas Falsches sagen konnte, brachte ich ihn ins Krankenhaus. Irgendwas stimmte da nicht. Also es stimmte schon eine ganze Weile nichts mehr, aber das hier war äußerst bedenklich.

Dr. Harper schien erst nicht zu verstehen, was das Problem war, doch als ich es ihm noch einmal genauer erklärte, presste er angespannt die Lippen aufeinander.

Wir hatten Nicolai allein im Raum zurückgelassen und besprachen vor dem Zimmer, wie wir vorgingen. „Ich werde versuchen ihm die wichtigsten Dinge zu erklären und führe nochmal eine Untersuchung mit ihm durch. Kannst du währenddessen versuchen, seine Therapeutin aus der Reha anzurufen?" Ich nickte nachdenklich und beobachtete, wie der Arzt wieder zu Nic ins Zimmer ging.

Ich hätte nie gedacht, dass ich sie jemals anrufen würde, aber es ging um Nicolai.

„Hallo?"

„Ich weiß, dass du die Telefonnummer von Nic's Therapeutin hast. Ich brauche sie."

„Dir auch einen schönen Tag." Pampte Amanda zurück, wirkte aber plötzlich besorgt. „Wofür brauchst du die Nummer? Ist etwas passiert?"

„Kann man so sagen. Ich bin mit ihm im Krankenhaus. Der Doc untersucht ihn grad."

„Ich bin sofort da!" Mit diesen Worten legte sie auf. Ich wollte doch nur die Nummer von seiner Therapeutin. Brummend ließ ich mich auf einen der Stühle im Flur nieder und wartete darauf, dass etwas passierte. Ich wagte es nicht zu hoffen. Das hier war mein Nic, doch er konnte genauso schnell wieder zu dem Mann werden, der mir so fremd geworden war. Ich hatte zu große Angst davor, mir Hoffnung zu machen.

„Was ist passiert?" Amanda kam neben mir zum Stehen und sah sich panisch um. Ich fasste kurz zusammen, was Sache war und beobachtete sie dabei, wie sie anschließend Nic's Therapeutin anrief. Es dauerte einen Moment, bis Nic mit den Untersuchungen fertig war. Als die Tür sich wieder öffnete, trat ein geschockter Nicolai heraus. Wie in einer Art Trance „schwebte" er an uns vorbei und setzte sich erst einmal hin.

„Ich habe seine Werte überprüft und ihn noch einmal geröntgt, aber körperlich geht es ihm gut. Es gab keinerlei Anzeichen auf abgestorbene Stellen im Gehirn. Seine fehlende Orientierung liegt also an der Psyche. Ich kenne mich in diesem Gebiet nicht so gut aus, aber man könnte von einer gespaltenen Persönlichkeit ausgehen. Wenn ihr Angela erreicht, kann sie bestimmt weiterhelfen." Erklärte er sachlich.

„Das wird nicht von heute auf Morgen besser werden. Er sollte bei jemanden sein, dem er vertraut." Fügte er noch hinzu und sah mich auffordernd an.

„Ich kümmer mich um ihn." Versprach ich dem Doc und setzte mich zu Nicolai. Er war fix und fertig.

„Ich kann nicht glauben, dass ich mein Studium abgebrochen habe." Stieß er atemlos aus und starrte geschockt auf seine Hände. „Und das wir uns getrennt haben. Was soll ich denn jetzt machen?" keuchte er verzweifelt und vergrub sein Gesicht in den Händen. Es tat weh, ihn so zu sehen. Bevor ich es mir anders überlegen konnte, hatte ich ihn in eine zärtliche Umarmung gezogen, die er sofort erwiderte. „Wir kriegen das schon hin." Murmelte ich und strich sanft über seinen Rücken. Amanda sah uns dabei stillschweigend zu. Ich konnte deutlich erkennen, was sie mir mit diesem Blick sagen wollte.

See You Again (Band 2)Where stories live. Discover now