Vierundvierzig

764 79 8
                                    

Namjoon

Ich lehnte mich zurück und senkte meinen Blick. „Was ich dir jetzt erzähle... das habe ich noch niemandem gesagt. Du musst mir schwören, dass du es niemand weitererzählst." Ich sah, wie er nickte, also holte ich tief Luft und knetete meine Hände.

„Ich hab ihn getroffen, da war ich grade dreizehn. Also vor vier Jahren ungefähr... Er ist viel älter als ich. Er hat mir nie gesagt, wie alt er wirklich ist, aber er muss vor vier Jahren schon volljährig gewesen sein. Er konnte schon Auto fahren und hat die Firma von seinen Eltern übernommen, die kurz davor gestorben sind.

Unsre erste Begegnung war in einer Bibliothek. Wie klischeehaft..." Ich lachte auf. „Er verwickelte mich in ein Gespräch und war mir vom ersten Augenblick an sympathisch. Er hat die selben Interessen und liebt es auch zu lesen, weshalb wir dann irgendwann angefangen haben uns öfters in der Bibliothek zu treffen.

Ich hab mich immer darauf gefreut ihn zu sehen und war immer total aufgeregt. Das habe ich ihm dann auch mal gesagt und er sagte mir, dass es ihm genauso ging."

Ich seufzte. „Und irgendwann... kam es dann zu unserem ersten Kuss. Ich hatte mich noch nie so gut gefühlt und ich wollte mehr davon. Aber ich wusste, dass es falsch war. Wir waren ja zwei Kerle und die dürfen sowas nicht..." Nervös knetete ich meine Hände und spürte Hoseoks stechenden Blick auf mir. „Dann habe ich ihm gesagt, dass ich ihn nicht mehr treffen will und danach hat er sich komplett verändert. Er drohte mir allen zu sagen, was wir miteinander gemacht haben und ich war natürlich so dumm und habe ihm geglaubt. Er hat mich dann dazu gezwungen, Dinge zu tun..."

Ich wollte nicht weiterreden und kniff meine Lippen zusammen. Mein ganzer Körper litt unter den Gedanken an die nicht nur physischen Schmerzen, die er mir zugefügt hatte.

Zögernd traute ich mich, einen Blick auf Hoseok zu werfen, dem schon wieder Tränen über sein Gesicht liefen. „I...Ich kann nicht fassen, dass jemand dir sowas böses angetan hat. Das hast du nicht verdient..." Seine Unterlippe zitterte und er versuchte seine Tränen wegzuwischen was jedoch nichts brachte, da immer neue nachliefen. „D...Du bi...bist doch so ein li...hieber Mensch..."

Unwillkürlich musste ich ein wenig lächeln. Es schmeichelte mich, dass er so über mich dachte, auch wenn das so offensichtlich nicht der Fall war. Schnell zog ich ihn wieder in eine feste Umarmung und strich ihm sanft über den Rücken. „Es ist ja jetzt vorbei..." Er schüttelte den Kopf. „Du hast gesagt, dass deine Blackouts da sind seit er wieder da ist. Es beschäftigt dich immer noch, Namjoon..."

Ich seufzte und drückte ihn etwas von mir weg. „Das muss ja nicht sein. Vielleicht liegt es auch an etwas ganz anderem und ich irre mich..." Ich wusste genauso gut wie er, dass ich mich damit nur selbst belog.

„Du solltest zu einem Arzt. Also einem, der dir auch wirklich helfen kann..." Sofort schüttelte ich den Kopf. „Ich will nicht."

Er seufzte. „Du musst trotzdem gehen, das weißt du ganz genau. Bevor noch irgendwas schlimmes passiert..." Zu stur um irgendwas zu erwidern zuckte ich mit den Schultern.

Er legte seinen Kopf schief und musterte mich eindringlich. „Namjoon." - „Ist ja gut, ich denk drüber nach." Sofort zierte sein Gesicht ein leichtes Lächeln. „Danke." Ich lächelte zurück und stellte ein weiteres Mal fest, wie lieb ich Hoseok eigentlich in der kurzen Zeit gewonnen hatte.

Heißhunger | Namjin✔Where stories live. Discover now