Der Neuanfang 2.0

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Ich weiß nicht wie lange wir dort am Fenster saßen. Wahrscheinlich ziemlich lange, denn die Sonne geht langsam unter und meine Augen sind schon ganz verschwollen.

Langsam reiße ich mich wieder zusammen, wische mir die letzten Tränen weg und richte mich auf.

Declan sitzt immer noch vorgebeugt in seinem Zimmer und hält meine Hand.

Ihm scheint es auch nichts auszumachen, denn er schaut immer noch sehr mitfühlend und geduldig zu mir.

Mir fehlt aber die Motivation mit ihm zu reden auch wenn ich ihm sehr dankbar bin.

"Declan"

"Ja?"

"Danke. Für alles aber ich leg mich jetzt schlafen, wenn das ok ist"

"Willst du das ich rüber komme?"

Eigentlich will ich ja alleine sein aber warum nicht.

Ich nicke nur und mache ihm Platz, damit er rüber steigen kann.

Er steigt in mein Zimmer und setzt sich neben mich aufs Bett.

Mittlerweile ist die Sonne schon fast untergegangen und ich kann sein Gesicht in der Dämmerung kaum erkennen. Aber seine Augen sehe ich trotzdem, denn im dunkeln scheinen sie nur noch mehr zu leuchten.

Er nimmt mich in den Arm und lehnt sich gegen das Bettgestell. Dort bleibe ich auch liegen für den Rest der Nacht.

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Am nächsten Tag wache ich auf, weil ich meinen Wecker höre. Ich richte mich auf und merke, dass ich gar nicht auf meinem gewohnten Kissen liege, sondern auf einer Brust?

Oh Gott lag er etwa die ganze Nacht hier?

Ich kann mir zum Glück sicher sein, dass meine Eltern gestern nicht mehr in mein Zimmer reingeschaut haben, sonst würde er hier bestimmt nicht mehr liegen.

Declan scheint meinen Wecker nicht gehört zu haben, denn er reagiert kaum.

Wie fest kann dieser Junge schlafen?

Ich schlage ihn mit dem Kissen, damit er endlich aufwacht und wir nicht zu spät zur Schule kommen.

Er schaut verwirrt auf und ich muss lachen. Als er merkt, dass ich das war lächelt er nur und schubst mich vom Bett.

"Hallo!?"

"Du hast doch angefangen", sagt Declan und legt sich wieder in mein Bett.

Ich stehe auf und schaue zur Tür. Hoffentlich haben meine Eltern nichts mitbekommen, wir waren ja doch ziemlich laut gerade.

"Declan steh auf wir müssen in die Schule"

"Nein heute ist doch Samstag", nuschelt er in mein Kissen.

"Samstag? Heute ist Mittwoch. Na los komm"

Irgendwie kriege ich ihn dazu, dass er wieder zurück in sein Zimmer steigt, damit ich mich in Ruhe fertig machen kann.

Heute Morgen geht es mir schon besser. Ich weiß nicht, wie Declan das hinbekommen hat aber Lorenzo ist kaum noch in meinem Kopf.

Wenn ich ihn sehe wird sich das aber bestimmt ändern. Trotzdem nehme ich mir einfach vor, mich ihm gegenüber so kalt wie möglich zu verhalten.

Oh und seine Sachen bekommt er auch wieder zurück.

Auch wenn das etwas wehtut, denn ich habe meine neuen Sachen wirklich geliebt.

Aber ich brauche nun mal einen Neuanfang. Schon wieder.

Nachdem ich mit meinen Eltern gefrühstückt habe (die es bedauerten mich gestern nicht gesehen zu haben) stürme ich raus, um zu Declan zu kommen. Ich muss mich nochmal richtig bedanken für gestern und mich auch entschuldigen, weil ich Lorenzo ihm immer vorgezogen habe.

Aber zu meiner Überraschung steht nicht Declan vor dem Haus, sondern...

Ja richtig geraten, Lorenzo.

Was macht der denn hier?

Den kleinen Herzstich kann ich trotzdem nicht vermeiden, als ich ihn sehe auch wenn ich es noch so versuche.

Lorenzo scheint meine Verfremdung ihm gegenüber nicht zu bemerken und kommt auf mich zu.

"Na du. Wir haben uns gestern ja gar nicht gesehen"

Oh ich habe dich gesehen. Aber du warst du sehr damit beschäftigt, deine Zunge in den Mund von diesem Mädchen zu stecken.

"Ja ich musste nach der Schule schnell nach Hause. Hausaufgaben und so du verstehst"

"Naja, ich habs nicht so mit Hausaufgaben", grinst er mich an, doch ich schicke ihm nur weiterhin giftige Blicke zu.

Er schaut etwas verwirrt zu mir, vielleicht scheint er jetzt endlich verstanden zu haben, dass ich nicht in Laune bin mit ihm zu reden. Oh da fällt mir was ein.

"Warte kurz hier", sage ich deshalb nur kurz angebunden und renne schnell hoch in mein Zimmer.

Dort hole ich den Beutel mit meinen ganzen Klamotten, die er mir gekauft hat und laufe runter.

"Hier. Deine Sachen."

Lorenzo schaut mich nur weiterhin verwirrt (und verletzt?) an.

"Wieso? Die waren doch ein Geschenk"

"Ich kann das aber nicht annehmen. Tut mir Leid"

Ehe er noch was erwidern kann laufe ich an ihm vorbei in Richtung Declans Haus.

Den ganzen Weg über spüre ich seinen Blick auf meinem Rücken, zwinge mich aber nicht zurückzublicken. Wenn ich jetzt zurückblicke werde ich die Situation grade eben vielleicht bereuen. Aber sie war notwendig. Notwendig, damit ich mich von ihm losreißen kann.

Ich klingele an Declans Tür (wieso ist er heute überhaupt so spät dran?) und warte eine gefühlte Ewigkeit, bis er mir endlich aufmacht.

"Na endlich. Wir kommen noch zu spät"

"Ja Ja ich komme schon"

Auf dem Weg zu seinem Auto fällt mir auf, dass Lorenzo und sein Wagen nicht mehr da sind.

Wahrscheinlich ist er gegangen, als ich auf Declan gewartet hab, was mir einige Erklärungen ihm gegenüber erspart.

„Declan warte"

Ich halte ihn am Arm, bevor wir an seinem Auto ankommen und drehe ihn zu mir.

„Danke. Für gestern. Und einfach generell für alles. Du warst ein echt guter Freund und ich hab mich manchmal daneben benommen und es tut mir leid"

Declan schaut mich überrascht an, fängt aber nach ein paar Sekunden an zu lächeln.

„Kein Ding Stalker Girl. Und vergiss Lorenzo. Er ist zwar einer meiner besten Freunde hier, hat dich aber nicht verdient. Du findest was besseres", sagt er zwinkernd und steigt in sein Auto.

Ich lächele nur und weiß sofort die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

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