Kapitel 4

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- Selbstüberschätzung ist die gefährlichste Form des Leichtsinns -

Rey

Die Schönheit der Galaxis war komplex und mit dem bloßen Augen nur grob zu erkennen. Ich sah nicht nur die unzähligen Sterne, bewohnte und verlassene Planten, Sonnen und Monde – ich sah unter die Schicht des Geglaubten und ersehnte mir nichts mehr, als sie eines Tages alle miteinander verbinden zu können. Ja, vielleicht in Zukunft ein Teil von alldem zu sein.
Sprachlos saß ich im Millennium Falken und sah aus der Scheibe, die schon weit mehr gesehen hatte, als ich. Die Lampen der Armatur blinkten und blitzen, während das Rauschen des Getriebes durch den Frachter weilte. Der Einklang des Falken mit der Schwerelosigkeit waren mir beinahe so vertraut, wie das Schnarchen des Wookiees. Chewie war ein zotteliges Wesen, groß und stämmig und haarig. Doch besaß er ein sanftes Wesen und war mir von Anfang an ein guter Freund. Obgleich er sich nicht in Basic verständigen konnte, sondern allein über tierische Laute kommunizierte. Ich warf meinem Kopiloten einen flüchtigen Blick zu – ihn schien der Strudel an blauen Farben und Lichtpunkten nicht allzu zu faszinieren, wie es bei mir der Fall war.
     Die Abreise von Ahch – To war rasant gewesen, glich mehr einer Flucht als alles andere. Ziellos und überstürzt hatte ich das Dorf verlassen. In meinen Gedanken nicht mehr, als die hoffnungslose Zukunft und Kylo Ren. Ich wusste nicht wohin mich meine Reise führen würde, nicht einmal, ob ich der Generälin unter die Augen treten könnte – ihr Bruder hatte sich strickt geweigert, war ebenso verloren wie die letzten Überbleibsel der Republik.
Weder Chewie, noch R2 – ein kleiner Astromechdroide der R – Einheit – hatten an meiner frühzeitigen Abreise gezweifelt und waren mir still in den Falken gefolgt. Die Trauer ihren ehemaligen Master erneut zu verlassen, war selbst für mich  deutlich zu spüren gewesen.
     In solchen Momenten versuchte ich mich an die Stimme meiner Mutter zu erinnern, die mir lehrreiche Weisheiten auf den Weg gab. Aber am Ende hörte ich nicht mehr als eine ernüchternde Stille. Egal wie sehr ich mich auch zwang, nie erhaschte ich ein Blick auf ihr Gesicht oder ein Nachhall an den Klang ihrer Stimme. Als hätte mir jemand jegliche Erinnerungen aus dem Gehirn gestrichen und dort einen Schatten hineingesetzt. Verzweifelt hatte ich all die Jahre über auf Jakku gelebt, in der Hoffnung, dass meine Eltern eines Tages wiederkämen. Ich hatte in einer erträumten
Welt gelebt, nicht mehr darauf achtend, wie schrecklich es um sie stand. Ich hatte nicht das Böse gesehen, dafür jedoch Vaterfiguren in Menschen, die mich letztlich enttäuschten. Ja, ich träumte sogar Sehnsüchten hinterher, die nicht meinem Alter entsprachen.
    Ich war kein Kind mehr und sollte mich zusammenreißen.
Vielmehr ärgerte mich, dass Luke Skywalker seine Hilfe versperrte und tatenlos zusah.

»Was ist R2?«, fragte ich aus den Gedanken geschreckt, als der Droide aufgeregt zu flöten begann. Er wackelte nervös hin und her, pfiff und piepste. »Du hast Hinweise über einen möglichen Standort des Widerstandes?«, hakte ich nach und drehte mich zu ihm um. R2 trillerte neuerlich und konnte seine Begeisterung kaum in Grenzen halten. »Chandrila?« Ich hatte noch nie etwas über diesen Planeten gehört, geschweige denn von dem System, in den er sich befand. R2 rollte davon, sein Flöten erfüllte den gesamten Frachter, bevor er mit Zetteln in einem seiner Greifarme zurückkehrte.
Leise las ich vor mich hin, überließ Chewie das Kommando, der nach kurzer Zustimmung die Koordinaten eingab und den Kurs wechselte. Das Papier war fahrig beschrieben, mit einer Handschrift, die ich nur mit Mühseligkeit entziffern konnte. Die Informationen waren vage, beinahe unbrauchbar, doch würde ich mit dem hantieren müssen, das mir gegeben war: eindeutig war hier die Rede von einer kleinen Hafenstadt – Chewie schien zu wissen, wo sie sich befand – und einem Kontaktmann Namens Butt Jones.
Ich wendete das Blatt, überflog die wenigen Zeilen und schnaubte frustriert. Den Kopf abstützend sah ich aus dem Fenster, den Zettel weiterhin in der Hand ruhend, und musterte den blauen Planeten, der sich uns aufgetan hatte. Er füllte bereits das gesamte Fenster: atemberaubend schön. Die Wasserflächen gingen fließend in Kontinente, überdeckt mit Wäldern, Gräsern und Städten. Wolken schoben sich über den Planeten und ließen all das noch lebhafter und vollkommener aussehen. Chewie blökte, dann schüttelte er mit dem Kopf, als amüsierte er sich über meine Sprachlosigkeit.

Die Suche nach dem Licht Onde histórias criam vida. Descubra agora