Kapitel 14

339 17 2
                                    


- Das Böse wird nicht angeboren, es wird gelehrt -

Kylo
___

Gelangweilt saß ich auf der grässlichen Pritsche und starte auf die  schlichte schwarze Wand. Das wenige Licht, welches den Raum erleuchtete, brannte in meinen müden Augen und warf einige Schatten in das Zimmer. Wo es Licht gab, gab es zwangsläufig auch Dunkelheit: gut und böse, richtig und falsch. Alles besaß einen Gegensatz, um im Einklang miteinander zu stehen. Die Galaxis war verbunden mit unzähligen Fäden, die genau jenes bestärkten: die Macht. Wenn ich genauer darüber nachdachte gab es seit geraumer Zeit keinen Unterschied mehr zwischen hell und dunkel. Die Linie, welche sonst die Macht in ihre Teile brach, war nur noch ein Abbild von dem ehemaligen Schein. Snoke hielt beharrlich an der Dunkelheit fest, obwohl jene in ihrer Einzigartigkeit verblasste. Ich selbst spürte es, wie mich beide Seiten der Macht ausfüllten und den Zwiespalt langsam aber sicher übertraten und zu einer Einheit wurden. Dasselbe hatte ich in Rey beobachtet: die Macht in ihr war verwoben und schmückten ihre Seele auf eine besondere Art und Weise, die ich zuvor bei noch niemanden gesehen hatte. Die Zeit war gekommen...
Rey... In Theed hatte ich felsenfest damit gerechnet, dass sie dort war. Doch als sie mir gegenüber stand, das Flehen in ihren Augen und ihre Worte; ich hatte den Auftrag nicht ausführen können. Hatte letztlich mit meinen Kameraden die Sturmtruppler abgeschlachtet und sie in die Sümpfe geschafft. Es war ein gefährliches Spiel, welches ich spielte. Jeder Zug konnte der letzte sein. General Hux stellte keine Bedrohung dar, doch wie lange konnte ich den Verrat noch vor Snoke verstecken. Er ahnte etwas, dem war ich mir sicher. Mein alter Lehrmeister stellte mich auf die Probe und testete meine Grenzen aus; ein weiterer Auftrag, der mit Toten enden würde.
Wir waren auf den Weg zu einem kleinen Handelsplaneten. Keldooine wurde von den Hutts regiert und Sklaverei gehörte dort zum Alltag. Snoke wollte einem Verdacht hinterherjagen: Gerüchte über einen Jedi. Es schürte die Hoffnung der Menschen und untergrub die Autorität der Ersten Ordnung. Hux würde mit seiner Flotte vor der Atmosphäre auf mein Zeichen warten und letztlich den Planeten zerstören. Ein unkluger Befehl, doch nahm ich ihn schweigend zur Kenntnis. Rouge hatte mich bereits gewarnt, dass Rey mit ihren Freunden seit einigen Tagen in Dorf verweilte, das Ziel unseres Anschlages war. Das erbärmliche Gefühl verteilte sich in meinem Körper und ließ mich an das Kommende zweifeln.
Rey ließ mich ohne Weiteres an allem zweifeln, wofür die Ordnung stand. Sie war in binnen kürzester Zeit zu meiner Schwäche geworden – eine durchaus gefährliche Schwäche, die meinen Plänen im Weg stand und alles ungemein verkomplizierte.
Ja, das Vorhaben wäre deutlich einfacher, wenn die junge Schrottsammlerin nicht ständig an dem Machtband griff und es beispiellos stärkte. Ihre Gefühle raubten mir die Sinne und machten mich wahnsinnig, dennoch konnte ich nicht sauer auf sie sein. Sie war neugierig und wer konnte es ihr verübeln. Ich selbst hatte die Verbindung zwischendrin ausgetestet; vorsichtig und versteckt, dass sie mich meist nicht bemerkt hatte.
»Du siehst nachdenklich aus«, kommentierte Monk, der im Türrahmen stand und seine Maske musterte. Er wog den Helm zwischen seinen Händen und es stand ihm ins Gesicht geschrieben, dass er von ähnlichen Gedanken geplagt wurde, wie auch ich. »Fühlt sich falsch an. Das in Theed war schon falsch, aber ich verstehe es«, murrte er, »dass mit dem Mädchen. Ich habe gesehen wie sie nach deiner Hand packte und dich so voller Hoffnung ansah. Sie ist töricht und blind, doch sieht sie etwas in dir, etwas Gutes.« Seine blonden Haare verdeckten seine Augen, auf seinen Lippen befand sich ein wissendes Lächeln. »Wir stehen an deiner Seite Ben, jeder einzelne von uns. Egal für welche Seite du dich entscheidest«, gab er mir zu verstehen und nickte mir zu.
»Danke Noah.«
Wieder nickte Monk, verlagerte das Gewicht und schien abzuwägen, ob er noch etwas sagen sollte. »Die Grenzen haben sich gelöst. Snoke spürt es und wir tun es auch. Ich denke es hat etwas mit dir und dem Mädchen zu tun.«
Ich lachte freudlos auf und strich die dunklen Locken aus dem Gesicht. Die Müdigkeit zerrte an meinen Nerven und ich sehnte mich nach einer Portion Schlaf. »Mach dich nicht lächerlich Monk. Es war abzusehen,  dass die Macht sich irgendwann wieder ihr Gleichgewicht sucht«, bedachte ich und stand mit schmerzenden Knochen auf. »Wir werden diesen Jedi töten und dann nach Hause fliegen... Ich habe es Leid Handlanger - Missionen zu erfüllen.« An Monk vorbei aus der Tür schreitend schnaubte ich auf, schob den Helm über den Kopf und sammelte meine Kräfte.
»Zuhause; was ist das schon«, belächelte mein alter Freund und folgte mir. Dabei hatte er voll und ganz Recht. Was war schon das Zuhause; sicher nicht die provisorische Basis. Für die Ritter der Ren gab es kein Heim, sie waren ständig unterwegs und verbreiteten den Schrecken der Ordnung. Sie kannten kein Gefühl des Nachhausekommens und ihn würde es auch auf ewig verwehrt bleiben.
Ein letzter Jedi, obwohl mich die damaligen geglaubten Ansichten anwiderten.
Ein letzter Jedi, vielleicht würde Snoke dann endlich ruhen.
Ein letzter Jedi, der doch nicht der Letzte war.

Die Suche nach dem Licht Where stories live. Discover now