Happy Ends sind nicht real

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POV: Taddl

Eigentlich sind wir an dem Punkt der Geschichte angelangt, an dem am Schluss dick und fett einfach nur Happy End stehen sollte. Prinz und Prinz in unserem Falle haben Krisen überstanden, zueinander gefunden, einander die Liebe gestanden und sich letztendlich sogar geheiratet. Eigentlich habe ich mir so etwas immer gewünscht, aber wenn wir ehrlich sind, müssten wir nach dem Happy End entweder einfrieren oder vor Freude tot umfallen.

Müde reibe ich mir den Kopf ob all dieser Gedanken. Erst letzte Woche sind wir von Hawaii zurückgekehrt, zwei volle Wochen, die nur uns vergönnt waren. Manu hatte sein Versprechen gehalten und alles bereits erledigt, alles gepackt, als ich nach Hause gekommen bin.

Heute hatten wir uns an den ersten Remix gesetzt. Stunden über Stunden im Studio, das zum Glück im gleichen Haus liegt. Lange Stunden, die dennoch endlos schlauchten, bis ich endlich da raus kam. Müde, erschöpft, erledigt. Er hat mich einfach in die Arme genommen, mich geküsst und nun ist er doch vor mir eingeschlafen, liegt neben mir und wirkt unendlich entspannt. Wann setzt endlich der Moment ein, in dem ich mein Glück wirklich fassen kann? Haben wir wirklich vor kurzem geheiratet? Fast fünf Monate schon ist es her. Wir zwei. Die wir nie ernsthaft Hochzeitspläne geschmiedet hatten. Im schwachen Licht des Winterschnees sehe ich seinen ersten grossen Liebesbeweis auf seiner blassen Haut schimmern. Er murmelt irgendetwas im Schlaf, kuschelt sich tiefer in die Kissen und seine Hand legt sich wie selbstverständlich auf meine Seite, sucht den Kontakt, zieht sich etwas näher und ich lege mein Kinn auf seine Stirn. Ich fühle seinen regelmässigen Puls. Manchmal ist es einfacher zu glauben, dass das alles wirklich passiert, aber diese weirden Nächte wie diese lassen alles so unwirklich erscheinen.

Als ich aufwache, ist bereits wieder helllichter Tag und ich habe Mühe, mich aus dem Bett zu quälen und so zu tun, als wäre ich wach. Manu ist bereits an seinem Computer und arbeitet fleissig. Das mit dem Homeoffice klappt besser, als ich je gedacht hätte. Alle zwei Wochen muss er im Büro auftauchen sowie bei wirklich wichtigen Meetings anwesend sein, alles andere kann er von hier aus machen.

„Guten Morgen", brummt er nur ohne aufzusehen, während ich an seinem Büro vorbei tapse.

„Morgen", murmle ich zurück, bleibe stehen und schiele auf die Uhr. Fast zwei Uhr. Oh je. Schon wieder den halben Tag verschlafen. Mein Schlafrhythmus ist wirklich jenseits von Gut und Böse.

„Wo sind Ardy und Liv?"

„Die sind in der Stadt einkaufen. Mary kommt gegen fünf und will weitermachen, solange ihr einen guten Flow habt, sagt jedenfalls er. Und der Hund muss nochmals raus", informiert mich Manu knapp und tippt weiter.

Ich schiele auf das Pelzknäuel von Promenadenmischung, das mich glücklich an hechelt.

„Ist doch eigentlich Livs Aufgabe", brumme ich widerstrebend und diesmal dreht er sich um.

„Ja, aber wer so lange schläft, kann ruhig einmal Gassi gehen. Sonst kannst du die Sauerei wegmachen."

Wie auf Befehl fiept die kleine Fussel und rennt zur Tür. Dieser Hund ist schlauer, als er aussieht. Was im Kopf des braunen Hundes alles vor sich geht, wird wohl immer ihr Geheimnis bleiben. Die Erziehung überlasse ich aber vollkommen ihrer Besitzerin.

„Ja, lass mich doch erst mal was anziehen, Fussel!", rufe ich hinterher. Wenn sie so drauf ist, muss man sich wirklich beeilen. Keine zehn Minuten habe ich den Hund an der Leine und führe sie an allen möglichen Bäumen und Grasbüscheln vorbei bis zum Park, in dem sie ein wenig tollen darf. Wenigstens ist sie gut erzogen und hört auch brav auf mich. Das bewundere ich an der Hündin, sie findet schnell immer wieder neue Freunde. Nur sehen mich viele dann als dahergelaufenen Penner an, dass die Besitzer kaum ein Wort mit mir wechseln. Kann mir auch recht sein, haben wir meistens eher unsere Ruhe. Müde setze ich mich auf eine freie Bank und werfe ihr den Kong so lange weg, bis sie es leid ist, mir das Teil zurück zu bringen und sich neben mich auf den Boden legt und mit mir gemeinsam das Treiben beobachtet. Sanft kraule ich sie zwischen den Ohren. Irgendwann angle ich nach meinem Telefon und schreibe Manu eine Nachricht.

Zwischen Masken und MusikWhere stories live. Discover now