Kapitel 2

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„Lydia!" Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht mitbekam, wie der Lehrer mit drangenommen hatte. Erschrocken sah ich zu Rosalia rüber, doch die zuckte nur mit den Schultern. Sie hatte auch nicht aufgepasst. Links von mir grinste mich Charlotte hämisch an. Sie wusste die Antwort. Ich wollte mich schon ergeben und darum bitten, die Frage noch einmal zu wiederholen, als ich plötzlich ein Flüstern hinter mir wahrnahm. Schnell wiederholte ich denn Satz. Mr. Faraize nickte nur und bat um ein bisschen mehr Aufmerksamkeit. Erleichtert blickte ich zu Rosalia, die aber entgeistert hinter mich starrte. Auch Lysander schien ein bisschen fassungslos. Nun blickte auch ich hinter mich. Castiel tat so, als würde er schreiben, blickte dann aber hoch. „Was?", fragte er genervt, als er bemerkte, dass wir ihn alle anstarrten. „Gar nichts", erwiderte Rosalia nur knapp und drehte sich wieder um. Ich hätte aber schwören können, dass ich ein kurzes Lächeln bei ihr sah. Der Rest der Stunde verlief ziemlich unspektakulär, Geschichte war nicht wirklich mein Fach, deshalb kritzelte ich nur so vor mich hin und wartete darauf, dass die Stunde zu Ende sein würde. Als nächstes hatten wir eine Doppelstunde Chemie. Zusammen mit Rosalia holten wir unsere Laborkittel, dabei wollte sie einfach nicht verstehen, wieso ich mich auf die kommende Stunde so freute. „Es ist ganz einfach: Man muss nicht reden, muss nichts interpretieren. Alles lässt sich logisch erklären und hat einen Grund. Und man kann experimentieren. Wie kannst du Chemie nicht mögen?" Erwiderte ich lachend, als sie mich zum x-ten Mal fragte, wie das denn möglich sei. „Chemie ist nicht logisch, es ist der Teufel, als Lernstoff verkleidet!" Sie übertrieb masslos. Chemie war neben Bio, Mathe und Musik eines meiner Lieblingsfächer. Ich war ehrlich gesagt auch ein bisschen froh darüber, als ich hörte, dass wir hier auch in der vierten Klasse die naturwissenschaftlichen Fächer behalten würden. In meiner alten Klasse hätte ich sie in diesem Jahr abschliessen müssen. Ich dachte an meine alten Freunde und sofort verschlechterte sich meine Laune, was nicht unbemerkt blieb. Plötzlich wurde ich von hinten umarmt, was mich aufquieken liess. „Wer ist denn heute so schlecht gelaunt, und das an ihrem ersten Tag? Rosa, hast du unserer neuen Schülerin etwa von der fiesen Mrs. Delanay erzählt?"-„Haha, im Gegenteil, Alexy, sie freut sich auf die Chemiestunde! Das heisst auch, dass sie gut ist. Lydia, du bleibst schön bei mir, hast du verstanden?", drohte sie mir lächelnd. „Zu Befehl, Captain!", sagte ich in einem gespielt ernsten Tonfall.

Unterwegs erfuhr ich so allerlei über den Zwilling mit den blauen Haaren und ich gewann ihn sofort lieb. Rosa hatte recht. Alexy war wirklich toll. Auch lernte ich Iris, sowie Viola und Pia besser kennen. Zum ersten Mal seit meinem Umzug fühlte ich mich wirklich wohl. Zwar hatte ich am Anfang Schwierigkeiten mit der Sprache, doch es ging leichter als gedacht und mit der Zeit vergass ich meine Sorgen komplett. Die folgenden Stunden vergingen wie im Flug, Rosa zwang mich, überall neben ihr zu sitzen, da sich herausstellte, dass Mathe und Chemie nicht wirklich ihre Stärken waren. Ich hatte ehrlich gesagt nicht wirklich was dagegen, denn ich mochte sie immer mehr.

„Vergiss nicht, morgen müssen wir uns für die AG's einschreiben, also sei pünktlich da. Die guten sind sehr schnell weg." Ermahnten mich Iris und Pia. „Okay, ich werde rechtzeitig hier sein", sagte ich zum Abschied und machte mich auf den Weg nach Hause. Ich hatte wirklich keinen langen Schulweg, innerhalb von zehn Minuten stand ich schon vor meiner Haustüre. Meine Eltern löcherten mich natürlich mit allen möglichen Fragen und ich versuchte, so detailliert wie möglich zu antworten. Als ich fertig mit meinem Bericht war, blickten sie mich voller Stolz, aber auch mit einem Hauch der Erleichterung an. Denn natürlich waren sie besorgt, dass mein erster Tag in Paris in einer Katastrophe hätte enden können. Nach dem Essen ging ich auf mein Zimmer und schaltete den Laptop an. Bisher wusste ich nichts von den AG's, doch Nathaniel sagte mir, ich fände die Liste mit den verschiedenen Möglichkeiten auf der Homepage der Schule. Und da gab es so einiges; Garten AG, Basketball AG, Tanz und Gesang, Volleyball, Kalligraphie, Chor... Es gab auch ein Orchester, man musste zwar vorspielen um sich zu qualifizieren, doch da machte ich mir keine Sorgen. Ich las kurz die Kriterien durch.

Ein Jahr Erfahrung mit dem gewählten Instrument. Das Vorspiel beinhaltet zwei Stücke; Ein vorgeschriebenes (siehe Liste) und ein selbst gewähltes Stück. Das Vorspiel findet am 29. August statt, eine vorzeitige Anmeldung muss jedoch erfolgen.

Der 29. August, das war ja schon morgen. Ich sah mir kurz die Liste mit den vorgegebenen Stücken an. Vier davon hatte ich schon einmal gespielt, ich müsste sie heute nur noch kurz repetieren. Ganz unten bei den Kontaktangaben fand ich eine Telefonnummer, die ich sofort in mein Handy eintippte. „Hallo, was kann ich für Sie tun?"-„Guten Tag, ich, ähm, ich heisse Lydia Grey und bin neu an der Schule. Ich würde morgen gerne für das Orchester vorspielen, aber hier steht, man bräuchte eine Voranmeldung." Die Frau am Telefon war nicht gerade begeistert, bestand eine Weile darauf, dass ich doch im nächsten Semester ins Orchester wechseln könnte, aber ich liess nicht locker. Mir gefiel sonst ehrlich gesagt nicht wirklich etwas auf der Liste. Endlich gab sie nach und mailte mir ein Formular, welches ich schnell ausfüllte und zurückschickte. Danach nahm ich die Geige in die Hand und begann zu üben.

How you changed my life... {Castiel Fanfiction}Where stories live. Discover now