Kapitel 4

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Ich hatte Glück, der Musiklehrer hatte sich beruhigt, und als er feststellte, dass ich die Arbeit der nächsten zwei Stunden erledigt hatte während ich draussen wartete, liess er mich mit einer Mahnung gehen. Auch das Vorspiel lief unverhofft gut, ich hatte selten so leichthändig gespielt. Sie bedankten sich und meinten, ich würde in einigen Tagen den Entscheid erhalten. Wie ich feststellen konnte, war das Schulorchester doch nicht dermassen unbeliebt, das Vorspiel musste sogar sein, denn es waren nur sieben Plätze frei.

Die ersten Wochen vergingen wie im Flug und ich fand langsam meinen Platz an der neuen Schule. Die Leute waren echt nett, ich hatte mit allen ein zwei Worte gewechselt und mir wurde auf einmal bewusst dass mir die Sprache doch leichter fiel als gedacht. Rosalia und Alexy konnte ich schon jetzt zu meinen engsten Freunden zählen und auch mit den restlichen Mädchen verstand ich mich gut. Auch mit Lysander verbrachte ich oft Zeit, mit ihm konnte ich über Sachen wie Literatur, Kunst oder Musik reden, Themen, von welchen die anderen überhaupt nicht angetan waren. Und dadurch, dass ich oft bei Rosa war und sie wiederum oft bei ihrem Freund Leigh, war es beinahe unvermeidlich Lysander anzutreffen. Anfangs fand ich es doch ziemlich seltsam dass mich Rosa einfach so zu ihnen mitnahm aber eigentlich war es richtig cool, denn Lys und sein Bruder wohnten allein in einer Wohnung. So hatten wir unsere Ruhe und konnten machen was wir wollten, ohne dabei gestört zu werden.

Nur mit jemanden konnte ich nicht wirklich warm werden. Mit Castiel hatte ich ganze vier oder fünf Sätze ausgetauscht, die nie besonders gut verliefen. Anfangs waren wir ab und zu zu viert, also Rosa, ich, Lysander und er, jedoch hatte er sich nie wirklich an unseren Gesprächen beteiligt, meist ging es soweit dass er seine Kopfhörer aufsetzte, sobald er uns kommen sah. Irgendwann liessen wir es dann bleiben und trafen uns meist ausserhalb der Schule, und das ohne ihn. Ich meinerseit erkannte mich kaum wieder. Jedesmal wenn er in der Nähe war, wurde ich nervös und plapperte blödes Zeugs. Er verunsicherte mich auf eine Art wie ich es noch nie erlebt hatte und musste dafür nicht mal etwas machen. Leider blieb das nicht unbemerkt.

"Was ist nur mit dir los?",fragte Rosa genervt, als ich meinen Stift aus Versehen fallen lies als er am morgen an uns vorbei lief. "Nichts", murmelte ich und suchte peinlich berührt nach dem Stift. Verdammt nochmal, wo ist er hingerollt? Rosa hob nur eine Augenbraue und begann dann, etwas in ihr Heft zu kritzeln. Ich versuchte, nicht rot zu werden und suchte immer noch verzeifelt nach dem blöden Stift. Das gab es doch nicht, wo war er? Ich fand ihn einfach nicht. Ich gab es auf und setzte mich hin. Trotzdem konnte ich es nicht vermeiden, den Boden noch einmal abzuscannen. Kein Stift. Das konnte doch wirklich nicht wahr sein, ein Stift verschwindet doch nicht einfach so! Allmählich machte es mich richtig wütend und ich bekam kaum was vom Unterricht mit. Nach der Stunde wartete ich, bis alle rausgegangen waren und suchte nochmal danach. Das war doch nicht zu fassen! "Suchst du etwa das?" Schlagartig drehte ich mich um. Castiel stand da, an die Wand gelehnt und schaute mich belustigt an. In seiner Hand schwang er einen Stift... MEINEN Stift! Erleichterung durchflutete mich, gefolgt von Wut. "Ja", antowrtete ich trocken, "gibst du ihn mir bitte?"–"Was, gar kein Finderlohn?", fragte er ginsend, "das Stück Holz muss doch ziemlich wichtig sein, so wie du ihn die ganze Zeit gesucht hast..." Die Röte schoss mir ins Gesicht. Er hatte ihn die ganze Zeit über? Ich habe wahrscheinlich wie eine bekloppte ausgesehen, so wie ich den Stift die ganzen Stunden lang gesucht habe. Und er hatte perfekten Ausblick auf das Spektakel, immerhin sass er direkt hinter mir. "Ich hoffe, du hast dich gut amüsiert", giftete ich ihn an, stürmte an ihm vorbei und riss ihm den Stift aus der Hand.

Ich schäumte vor Wut. Die ganze Zeit, er hatte mich die ganze Zeit über vorgeführt. Ich war so in Gendanken versunken, dass ich prompt gegen jemanden prallte. "Oh, Lys, sorry, ich hab nicht aufgepasst", murmelte ich und rieb mir meine Schulter. Er musterte mich kurz. "Alles in Ornung?", fragte er besorgt. "Ja... nein... aber es ist nicht so wichtig". Er hielt mich zurück. "Willst du reden? Du weist, du kannst mir alles sagen. Und ich kann gut zuhören". Ich schaute zu ihm hoch und er sah mich freundlich an. "Es ist echt nicht so wichtig, nur... Ich dachte ich hätte den hier verloren...", ich hielt den Stift hoch. Lysander runzelte die Stirn, zweifelsohne hatte er ihn bei Castiel gesehen. "Du bist durcheinander wegen einem Stift?", fragte er verwirrt, jedoch behutsam. "Ja... weisst du, dieser Stift... er gehörte meiner kleinen Schwester..."

How you changed my life... {Castiel Fanfiction}Where stories live. Discover now