11 - Esbit

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Palles Sicht

Aufmerksam blickte ich in Manus Richtung und nickte immer, wenn ich das, was er sagte, verinnerlicht und verstanden hatte. Mathe war mit Abstand das Fach bei dem ich die größten Probleme hatte. Aber seien wir ehrlich, wozu um alles in der Welt musste ich berechnen können, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass man sieben Mal hintereinander Mädchen mit den selben Schuhen sieht, wie viele Kilometer der Horizont entfernt ist, wenn man auf einem 34 Meter hohen Leuchtturm steht, und wo die Nullstellen einer Parabel liegen? Herr Heinemann konnte mir noch so oft erklären, wann ich die pq-Formel anwenden muss und wozu ich sie überhaupt brauche, aber in der nächsten Mathestunde habe ich es sowieso vergessen. Oder verdrängt. Niemals werde ich das wieder benötigen, niemals. Außer, man möchte Mathe studieren so wie Alex es vor hatte. Aber nein, das kam für mich nicht in Frage. Niemals.

Auch, wenn ich bei Manu mindestens genauso schlecht verstand, weshalb ich diese Formel anwenden sollte, war ich ihm Dankbar, dass er es überhaupt versuchte. Ich wusste, dass ich kein einfacher Schüler war, und dass ich oft länger brauchte, um etwas zu verstehen. Ich freute mich, dass er zumindest versuchte, mir zu helfen.

"Patrick?", riss er mich aus meinen Gedanken und lächelte mich leicht an, "Ist alles gut?" Stumm nickte ich und schaute auf die Parabel in seinem Heft, die er extra gezeichnet hatte, um mir zu helfen.
"Du kannst aber ablesen, wo die Nullstellen sind, oder?", fragte er vorsichtig. Erneut nickte ich und ließ meinen Finger über das Papier wandern, blieb schließlich an dem Punkt stehen, an dem die Parabel die x-Achse schnitt und brachte ein leises "dort" über die Lippen. Manu nickte: "Und.. die Zweite?"
"Hier", erwiderte ich, als mein Finger bei dem zweiten Schnittpunkt lag.

Ich spürte einen sanften, warmen Körper, der mein Bein strich, weshalb ich lächelte und zum Boden sah. "Wie heißt deine Katze nochmal?", fragte ich und streckte meine Hand aus, um sie streicheln zu können.
"Frieda", erwiderte Manu, als auch er zu seiner Katze blickte und mir dabei zusah, wie ich sie streichelte. Sie begann, laut zu schnurren, was ihren Bauch leicht vibrieren ließ. Ich schmunzelte: "Richtiger Motor, so laut wie die schnurrt."
Auch Manu grinste und kicherte leise, bis er nickte: "Ich glaub, sie mag dich"
"Ich sie auch", sanft lächelnd schaute ich auf und musterte Manus leicht rotes Gesicht, hörte aber nicht auf, seine Katze zu streicheln, "Aber wieso muss ich denn erst etwas hinzufügen, wenn ich es sowieso wieder abziehe?"
"W-was meinst du?", stotterte er unsicher.
"Na, die pq-Formel", erwiderte ich.
"Du.. musst nichts hinzufügen und wieder abziehen", schmunzelte Manu verwirrt.
"Doch!", sagte ich sichtlich irritiert, "Als Beispiel bei... 6x, das teile ich dann durch 2 und quadriere es, sodass 3x hoch zwei minus 3x hoch zwei rauskommen. Was hab ich davon?"
Ein unterdrücktes Kichern huschte über Manus Lippen. Er atmete tief durch, sah mich an und sagte: "Das ist aber nicht die pq-Formel, das ist die Quadratische Ergänzung."
Er erklärte mir so gut wie möglich, wo der Unterschied zwischen diesen Formeln war und wann ich was benutze, und was es mir bringt. Und tatsächlich verstand ich es. Zumindest ein Bisschen.

(...)

Manus Sicht
"Du musst aufpassen, Esbit darfst du nur mit Handschuhen anfassen!", mahnte Maurice Alina, welche gerade etwas von dem weißen Feststoff in die Schale legen wollte. Es war Freitag, Chemie. Eigentlich liebte ich Chemie, doch heute machte es keinen Spaß. Schon die ganze Zeit lag mein Blick auf Patrick. Er sah anders aus als gestern. Er sah besorgt aus, er sah ängstlich aus. Auch bei Hendrik oder Emily verhielt er sich nicht so, wie normalerweise. Irgendwas stimmte nicht.
"Ich bin nicht blöd", grinste Alina und stülpte sich den Gummihandschuh über, "Aber Danke."

Und plötzlich sah ich Patrick, wie er seine Sachen zusammenpackte und nach vorne zu Frau Schütze ging, kurz mit ihr redete, diese dann nickte, und der Braunhaarige mit geröteten Wangen zu seinem Platz zurückkehrte. Er nahm die Jacke, die über seinem Stuhl hing, und zog sie an.
"Diggi, wo gehst du hin?", boxte Hendrik ihn an die Schulter. Wie gebannt sah ich zu ihnen, um heraus zu finden, was los war.

"Manu, jetzt schau doch mal", sagte Alina, "Es passiert was, guck doch zum Esbit!"
"Warte", sagte ich leise, ohne sie dabei anzusehen. Noch immer lag mein Blick auf Patrick und Hendrik, wie sie miteinander redeten.
Ich verstand nicht viel, ich verstand bloß das Wort "Arzt", das Patrick sagte.
"Achso", grinste Alina, als sie meinen Blicken folgte und Patrick erblickte, "Ich verstehe. Das ist natürlich spannender als ein brennender, blubbernder, giftiger Klumpen Esbit." ||

Hey Leute :)
Heute kommt der Part schon etwas früher, Ich lege nämlich gerade (mal wieder) eine Lernpause ein. Ich hänge seit 16 Uhr am Schreibtisch und lerne. Ich bin so K.O....
Hatte 15:15 Uhr Schluss, bin nach Hause, habe gegessen und direkt weiter gelernt. Blödi Tag. Hoffe, euer war besser! <3
Ahh mein Kopf brummt...

secrets || KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt