12 - langsam angehen

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Manus Sicht

"Schreib mir nachher", erwiderte Hendrik, "Bist in letzter Zeit oft beim Arzt, es ist aber alles gut, nh?"
Patrick nickte, lächelte und gab seinem besten Freund einen festen Handschlag: "Ist bloß 'ne Kontrolle. Barbara macht sich zu große Sorgen um mich, du kennst sie ja." Wer um alles in der Welt ist Barbara?
Und mit diesen Worten verließ Patrick den Chemieraum. "Arsch", lachte Hendrik, als die Tür zu war, "Ich wäre jetzt auch lieber beim Arzt auf der Liege, wenn eine gutaussehende Ärztin mich auffordert, mich auszuziehen"
Tief ausatmend verdrehte ich meine Augen und sah wieder zu meiner Gruppe, welche gespannt dabei zusah, wie das Esbit blubberte und langsam aber sicher abbrannte.

"Okay, die Protokolle sammle ich dann nach den Ferien ein, vergesst das nicht! Ab nächsten Freitag sind schon Osterferien.", lächelte Frau Schütze freundlich, "Ich wünsche euch eine schöne Zeit, tolle Feiertage und erholsame Ferien."
Der Schulgong ertönte. Alle packten ihre Sachen zusammen und begannen, mit dem nächst besten Nachbarn zu reden. So auch ich.

"Triffst du dich nicht heute wieder mit John?", fragte ich Alina, welche nun grinsend ihr Buch einpackte. Sie nickte: "Er hat mich zu sich nach Hause eingeladen, vielleicht darf ich sogar bei ihm schlafen."
"Lass es langsam angehen, Alina", sagte ich ernst und sah meine Beste Freundin leicht besorgt an, "Du kennst ihn doch erst seit etwa zwei Wochen."
"Ja, Papa", grinste sie und schloss ihren Ranzen. Sie setzte ihn auf und sah mich seufzend an: "Nur, weil du seit über einem Jahr in Patrick verliebt bist, heißt das nicht, dass verlieben nicht auch schneller gehen kann." Sie streichte leicht über meinen Oberarm, ehe sie den Chemieraum verließ und Maurice und mich alleine zurück ließ.
Ich lächelte den Blonden gezwungen an und wartete, bis auch er fertig war, um mit ihm gemeinsam in den Klassenraum zu gehen. Schließlich mussten wir noch zwei Stunden Mathe hinter uns bringen, bis endlich Wochenende war.

"Hey ihr zwei", lächelte Michael, welcher Maurice sanft an die Schulter boxte und dann neben uns her ging. "Habt ihr die Mathehausaufgaben?"
Ich nickte: "War doch gar nicht so schwer", verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf. Ich wusste, für andere war es schwer. Ich hatte selbst keine Ahnung, weshalb Mathe mir so lag. Es war einfach so.
"Nicht so schwer?", fragte Maurice und lachte, "Ich musste mir tausende Videos dazu auf YouTube anschauen, um es einigermaßen zu verstehen!"
"Ja", bestätigte Michael und sah mich wie gebannt an, "Für die nächste Arbeit lernen wir doch  zusammen, oder?"
Grinsend nickte ich und sah erst den Braunhaarigen und dann den Blonden an. "Dann gibt's ne fette Lern-Übernachtungs-Mathe-Party", kicherte ich, woraufhin Michael lachend den Kopf schüttelte.
"Lernen, Mathe und Party passt echt nicht in einen Satz, Manu", lachte Maurice.

(...)

Ich freute mich sehr auf mein Bett, auf das Wochenende, und zu wissen, dass ich morgen ausschlafen konnte. Aber auf der anderen Seite war ich traurig, Patrick nun zwei volle Tage nicht mehr zu sehen. Der Frühlingswind war kalt, was das ganze Wetter schlechter machte, als es eigentlich war. Die Temperaturen lagen schon bei 7°C, aber durch den eisigkalten Wind wirkten die Temperaturen wie -11°C.

Ich stellte meinen Ranzen vor der Haustür ab und öffnete ein kleines Fach an meinem Ranzen, in welchem mein Schlüssel war. Doch an diesem Freitag befand sich darin kein Schlüssel. "Das kann doch nicht..", flüsterte ich mir selbst zu, und durchwühlte das Fach ein zweites Mal. Nichts.
Auch in meiner Jacken- und Hosentasche konnte ich meinen Schlüssel nicht finden. Meine Mutter war bis heute Abend auf Arbeit.
"Na super", seufzte ich und zog den Reißverschluss meines Ranzens wieder zu. Ein kurzer Blick auf mein Handy verriet mir, dass es kurz vor 14 Uhr war. In fünf Stunden hat meine Mutter Schluss. Bis sie dann hier ist, ist es 19:30 Uhr... Nein, niemals konnte ich so lange vor der Tür warten. Und ich musste Frieda füttern, das konnte nicht so lange warten!

Ich holte mein Handy erneut raus und wählte den Kontakt meiner Mutter aus, um sie anzurufen. Es klingelte. Und klingelte. Und klingelte. Doch es geschah nichts, sie nahm den Anruf nicht an. Vermutlich war ihr Handy im Personalraum, während sie am Arbeiten war. Ich legte auf.
Seufzend wanderte mein Blick auf die andere Straßenseite und fiel genau auf Patricks Haus. Sollte ich bei ihm klingeln? Schließlich hatte ich Hunger, musste auf Toilette, und musste mich dringend irgendwo aufwärmen. Egal, ob Ostern kurz vor der Tür stand oder nicht, der Wind fühlte sich noch immer so an, als würde er vom Südpol kommen. ||

Hey Leute, ist alles gut bei euch? Ich hoffe schon!
Lasst gerne Feedback da, friends <3

secrets || KürbistumorWhere stories live. Discover now