Die Gunst eines Heldens

34 11 4
                                    

Im nächsten Moment sprintete Syd los, ließ seine Maske fallen und sprang über einen umgestürzten Stuhl, dessen eines Bein verstümmelt auf dem vor Blut rutschigen Boden lag. Sie waren wirklich eine grausame Sekte schoss es Syd durch den Kopf, doch er hatte keine Zeit, sich darüber nun Gedanken zu machen. Er sah seine schmutzigen Hände um ihren Hals. Wie sie in seinen Armen erschlaffte. Wie sein Gesicht plötzlich dem seines Vaters ähnelte und dann nach einem leichten Flimmern zu seinem wahren Gesicht wurde. Ein wahlloser Führer, der im Begriff war, ihr das Leben zu nehmen. Er ergriff das zerstörte Stuhlbein und hechtete auf ihn zu, trat ihm präzise in den Rücken und bohrte die Spitze des Holzes in seinen Oberkörper. Ihm blieb keine Zeit, dem überraschten Mann einen schnellen Tod zu schenken, denn neben ihm sackte Phel zu Boden. Ihre Seite vor vollkommen zerstört und ihr Arm stand ihn einem völlig verdrehten Winkel von ihrem Körper ab. Er hatte ihr die Schmerzen im Kampfe nehmen können, doch dies ging über seien Fähigkeiten hinaus. Er konnte nicht heilen. Dazu war er nicht im Stande, doch sie musste hier weg, er kannte die sich nun erhebenden Stimmen hinter ihm hören, die ihm zuriefen, er solle es lassen.

„Sydney, sie ist eine Feindin!" brüllte sein Vater, während er ihn und mit ihm Phel, die er hilflos in seinen Armen hielt zurückzerrte. „Pheliene ist nicht eure Feindin, sie ist die Tochter eines Mitgliedes!", entgegnete er wütend und schlug die Hand seines Vaters fort. Er griff nicht zu seinen Waffen, keiner wagte es, ihn anzugreifen. Phel war sicher, solange er sie nur bei sich halten konnte. Sein Vater schnaubte erzürnt und machte einen Schritt auf ihn zu. „Es gab einen Plan. Du hast ihn unterstützt mein Sohn. Du hast sie hierher gebracht. Wir alle wissen, dass sie hier war, um sich zu rächen. Sie hatte keinen anderen Grund, sonst hierher zu kommen. Zudem noch bei Nacht. Der Fortuna-Hof ist gefährlich, Sydney, und obschon du mein Sohn bist, kann ich sie nicht verschonen." Er warf Phel einen abschätzenden Blick zu. Seine Miene verzog sich höhnisch, als sie sich schmerzerfüllt ihn Syds Armen regte. „Sieh sie dir doch an. Sie ist schwach!"

Ein dicker Nebel schien ihren Kopf einzunehmen und das einzige was sie vernahm war die feste Stimme des Anführers, grausam nahm sie von ihr Notiz und hallt ein ihrem leeren Kopf wieder. Vater hatte Syd ihn genannt. Sie hatte zu große Schmerzen als das sie ernsthaft über die Worte nachdenken konnte, doch sie wusste, dass sie Unheil verhießen.

„Sprich nicht derartig über sie!", fauchte Syd und nahm ihr Gesicht in die Hände, um sie vor den Blicken der anderen zu schützen. Blut rann ihr nun auch die Wange hinunter, doch es war nicht ihr Blut. Es konnte nicht ihres sein, so hoffte er zumindest.

„Sie ist seine Tochter, Sydney! Abrahams Tochter!" Sein Englisch nahm langsam den amerikanischen Akzent an, weswegen Syd wusste, wie aufgebracht er nun wirklich war. „Abraham war eine Schandtat. Ein Schicksalshieb, der die Welt verstört hat. Sie muss beseitigt werden, Sydney!" Seine Augen funkelten und das Mondlicht, was sich in ihnen spiegelte, untermalte das ganze Szenario. „Auch wenn du sie anscheinend lieb gewonnen hast!" er spuckte das Wort aus, als sei es giftig und Syd zuckte zurück, als er seine Hand ausstreckte, um ihn zu berühren. „Er war kein Feigling, Vater. Er war menschlich. Er konnte nicht töten, er ließ töten, doch er konnte das Opfer in New York nicht ansehen, während das Licht in seinen Augen erlosch. Ist dies nicht menschlich?" Nun war Syd aufgestanden, Phel ruhte in seinen Armen und er musste sich anstrengen, nicht unter ihrem Gewicht zusammenzubrechen. Es hatte ihn viel Kraft gekostet, ihr die Schmerzen zu nehmen und die Hülle eines anderen Menschen anzunehmen. Nun würde er sich beweisen müssen.

„Wir sind nicht menschlich, Sydney. Wir können Illusionen erschaffen, so wie es Mose in Israel vollbracht hat. Wir sind göttlich. Wir sind die Gesandten Gottes, niemand von uns darf so töricht sein und einen Verbrecher ziehen lassen." In seiner Stimme schwang die Schärfe mit, die Syd nur allzu gut kannte. „Abraham hat den jungen Islamisten in New York laufen lassen. Es war eine Schandtat und er wurde dafür bestraft. Böses im Namen Gottes zu eliminieren, dazu sind nur die Tapfersten fähig und er war zu feige das Leben eines Mörders zu rauben!" Der Führer spuckte auf den Boden, als müsse er sich selbst davon überzeugen, wie abstoßend es doch sei.
„Ihr habt ihn umgebracht, Vater! In Manhattan, erst die Explosion und dann das Messerattentat." Syds Stimme war nun leise geworden.

Cold as the breath of deathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt