Geflüster

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Eltern sind das Wichtigste im jungen Leben eines Kindes. Sie sind da um uns zu beschützen und uns zu halten. Sie sind da um uns in den Arm zu nehmen wenn es uns schlecht geht. Sie sind unsere Schutzengel. Unsere Hüter.

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Ich habe meinen Daddy geliebt. Ihn vergöttert. Wir hatten eine Verbindung zueinander, die niemand hätte jemals zerstören können. Für mich war er mein ein und alles. Er hat mich behandelt, als sei ich ein Schatz von unschätzbarem Wert. Und er hat mich angesehen als würde er in mir etwas ganz besonderes sehen. Später wusste ich dann auch, wie diese Blicke gemeint waren...

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Meine Mutter habe ich nie kennengelernt. In meiner Fantasie war sie eine rosarote Fee, die mich Nachts mit ihren Flügeln vor bösen Träumen beschützte. Sie hatte ein warmherziges Gesicht, kastanienbraune Haare und wunderschöne, blitzende Augen. Manchmal redete ich auch mit ihr. Ich erzählte ihr von meinen Sorgen und Ängsten. Ich erzählte ihr auch von Daddy und wie toll er war. Ich erzählte ihr auch was Daddy alles für mich machte und das er mir jeden Wunsch von den Lippen ablas. Manchmal hörte ich, wie im Flur vor meiner Tür das Licht anging. Ich hörte merkwürdige Geräusche und manchmal auch eine flüsternde Stimme. Ich dachte mir aber nichts dabei. Ein fataler Fehler wie sich später herausstellen sollte.

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Ich war 9 als es passierte. Ich war klein und unschuldig. Meine Seele rein und leuchtend hell. Die Leute warfen mir stehts ein Lächeln zu und ich schenkte ihn stehts auch eines. Das sollte sich ändern. Innerhalb einer langen, dunklen Nacht. Einer Nacht die nur der Anfang einer nicht enden wollenden Serie von Erniedrigungen, Boshaftigkeiten und Verbrechen sein würde.

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Ich erinnere mich noch genau daran wie spät es war. Es war genau Mitternacht. Die Kirchturmglocken läuteten genau 12 Mal. 12 Schläge. 12 Schritte. Die Nacht in der es geschah war pechschwarz und voller Dunkelheit. Kein Mond und keine Sterne. Kein Licht. Das Licht ist in dieser Nacht wohl für immer verschwunden. Dann hörte ich es. Das Flüstern war wieder da. In letzter Zeit war es öfter da als sonst. Ich zog mir die Bettdecke über den Kopf, in der Hoffnung das es auch diesmal von allein wieder verschwinden würde. Tat es aber nicht. Stattdessen kam es immer näher. Schließlich verstand ich sogar was die Stimme sagte. Es waren genau drei Worte. Es wird wehtun. Ich würde diese Worte für den Rest meines Lebens nicht vergessen können. Ich hatte furchbare Angst. Mittlerweile hatte ich zu zittern begonnen und ich merkte wie meine Atmung immer schneller wurde. Dann spürte ich, wie ein Lufthauch über meinen ganzen Körper hinwegfegte. Die Decke war weg. Genauso wie das Kuscheltier, dass ich in der Hand hielt. Dann hörte ich erneut diese verheißungsvollen Worte. Es wird wehtun. Erst jetzt merkte ich, dass ich meine Augen die ganze Zeit zugekniffen hatte. Ganz langsam öffnete ich sie. Über mir war eine Gestalt. Ich musste ein paar mal blinzeln um richtig sehen zu können. Was ich sah verschlug mir zunächst den Atem. Dann fing ich an zu schreien. Es war Daddy. Daddy saß auf mir. Er lächelte mich an, aber nicht wie sonst. Dieses Lächeln war anders. Krank. Pervers. Lüstern. In dieser Nacht hat Daddy mich berührt. Daddy hat Sachen mit mir gemacht. Daddy hat gesagt ich soll niemandem davon erzählen. Das habe ich auch nie. Bis jetzt.

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Das war die erste Narbe. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass noch viele weitere folgen würden. Doch diese Narben würden weit tiefer gehen als diese von der ich dir gerade erzählt habe.


AngstWhere stories live. Discover now