1: Neue Heimat - Neues Glück

3.6K 131 11
                                    

"Silja jetzt komm endlich! Das Taxi wartet schon." Genervt verdrehte ich meine Augen und ging die Treppen runter. Meine Mutter stand vor mir, entnervt mit gefühlten zwanzig Taschen in der Hand. Leider übersah ich die letzte Stufe und flog erstmal fein auf die Nase. Nun, das konnte ja noch was werden. 
Mein Dad schleppte alles in das Taxi und als wir alle saßen, sah ich noch ein letztes Mal auf mein Zuhause. 15 Jahre meines Lebens habe ich hier, in Perth, Westaustralien, verbracht und jetzt mussten wir umziehen damit ich mein Augenlicht nicht vollständig verliere. Ich leide seitdem ich denken kann unter dem Grünen Star, eine Krankheit die eigentlich nur bei Älteren auftritt. Sie greift den Sehnerv an und nach und nach sieht man immer weniger. Von außen nach innen verkleinert sich das Sichtfeld innerhalb von Jahren merklich und mittlerweile machte es mir doch ziemlich zu schaffen. Ich sah nur noch drei viertel von dem was ein normaler Mensch sieht. An Orten die ich nicht kannte, fand ich mich nur mit Hilfe zurecht. Hier hatte ich Freunde, die es nicht anders kannten. Dort, in Queens, kannte ich niemanden und um ehrlich zu sein würde ich lieber blind werden, als hier weg zuziehen. 
Der Grund für den Umzug war, dass es hier in Australien keinen Arzt gab der mir helfen konnte. Jeder versprach etwas und keine der Behandlungen schlug an. Meine Eltern waren nervlich vollkommen am Ende, wollten das Beste für mich und zogen deshalb nach Amerika. Ich wollte hier echt nicht weg, doch hatte ich eine andere Wahl? Nein, natürlich nicht. 

Am Flughafen angekommen, half uns der Fahrer noch alles aus dem Wagen zu bugsieren, bevor das Abenteuer beginnen sollte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als meine Mutter meine Hand nahm, ich mit der freien Hand meinen Koffer nahm und ihr mit Bedacht in das riesige Gebäude folgte. Meine Eltern regelten alles, während ich daneben stand und verloren in der Gegend umher sah. "Setz dich schon mal bis der Check-In ist." Sanft schob meine Ma mich vorwärts in Richtung der Stuhlreihe. Langsam, es musste so aussehen als würde ich nicht von der Stelle kommen, ging ich vorwärts. "Pass doch auf!" "Geht's noch langsamer?" "Meine Güte Kind, geh aus dem Weg." Waren die gängigsten Kommentare von Leuten die mich so langsam umher kriechen sahen. Ich war daran gewöhnt, dennoch tat es irgendwie weh. Ich konnte nichts für meine Sehschwäche. Diese Leute sollten mal aufhören über jemanden zu urteilen den sie nicht kannten. Sie kennen mein Schicksal doch gar nicht. Was gibt ihnen überhaupt das Recht so zu reden? Mich so anzufahren?
Schnaufend lies ich mich auf einem Stuhl nieder, nahm mein Buch und hielt es mir so nahe vors Gesicht, dass ich wenigstens lesen konnte. Auch das musste mehr als komisch aussehen, sonst hält man das Buch auf seinem Schoß oder ein wenig weg vom Gesicht, ich jedoch konnte so schon gar nichts mehr erkennen. Also hielt ich es mir vor die Nase wie eine, die sich im Gericht tarnte. 

"Flug 567 nach New York - bitte zum Check-In." Die nervige Stimme von der Stewardess riss mich aus meinem Buch. "Silja. Komm mein Schatz wir sind dran." Dad nahm mir meine Sachen ab, während die zwei mich in ihre Mitte nahmen und zum Check-In lozten. 
Im Flieger war mein nächstes Problem, nicht jeder Person auf die Füße zu treten die außen saßen. Wieder gab es giftige Kommentare von einigen genervten Passagieren und das ermutigte mich nicht gerade weiter zu gehen. "Wir sind sofort an unseren Plätzen mein Kind. Noch ein kleines Stück." Dad drückte mich sanft in den Sitz und allem Anschein nach saß ich am Fenster. Toll, und die Aussicht genießen konnte ich auch nicht. Schnaufend stützte ich mein Kopf auf meiner Hand ab und tat, als würde ich aus dem Fenster schauen. In Wirklichkeit sah ich nicht mehr, als ein Stück des Flügels und noch ganz schwach das Grau des Asphaltes. Mir fehlte bereits jetzt mein Schulorchester, meine Freunde, die gemeinsamen Auftritte. Ich liebe es Musik zu machen, zu singen und Instrumente zu spielen. Dies sind die Dinge die ein Lichtblick für mich sind. Am meisten liebe ich Klavier, Gitarre und Geige. Meine Mum hatte mir als ich 6 war angefangen beizubringen wie man spielt und seitdem habe ich damit nicht mehr aufgehört. 

Der Flug ging über einen Tag, eine lange Zeit um nachzudenken, zu schlafen und zu hoffen. Mein Heimweh wurde von Sekunde von Sekunde größer und mir wurde immer klarer, ich hatte Angst. Angst davor was mich in New York erwarten würde, Angst davor wie die Leute von mir denken werden und auch Angst davor, ob die Behandlung was bringen würde. Sie war meine letzte Hoffnung - oder eher gesagt die meiner Eltern. Ich habe mich damit abgefunden bald nichts mehr sehen zu können. Als ich auf mein Handy sah sind gerade einmal zwei Stunden vergangen. Vollkommen entnervt steckte ich mir Kopfhörer ins Ohr und versuchte ins Land der Träume zu rutschen. 

OMG Leute, ich dachte mir ihr könnt ja schon einmal in das erste Kapitel meiner neuen Story reinlesen. Ich bin an der Fortsetzung dran und ihr erfahrt es als erste, sobald das erste Kapitel hoch geladen ist. Lasst eure Meinung da - ich hab euch lieb <3

Save Me, Please - Spider ManWhere stories live. Discover now