8. Spieler aller Spiele

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8. Spieler aller Spiele

Als ich heute Morgen am schwarzen Brett vorbei lief, feierte ich innerlich eine riesen Party. Mein kleiner Wäschetausch ist wohl aufgefallen. Es hing ein Zettel am Brett, dass es eine Frechheit sei, sich an der Wäsche von anderen zu vergreifen und die Person es doch in Zukunft bitte unterlassen solle. Diverse Ausdrücke auf diesem Zettel waren wirklich fragwürdig, aber dieses Internat scheint ja auch sonst mehr als fragwürdig.

Nun ja, am lustigsten wurde der Matheunterricht. Gleich in der ersten Stunde kam der Lehrer wütend in den Raum. Leider wusste ich seinen Namen immer noch, aber vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig. Jedenfalls, hatte ich mir gestern noch den Spaß gemacht und sein teuer aussehenden BMW neu Lackiert. Aus einem elegant wirkenden schwarz wurde einfach mal ein quietsch gelb.

Zugegeben vielleicht nicht die beste Idee den Lehrer vorm Unterricht auf 180 zu bringen, aber niemand bezeichnet mich als Nichtsnutz. Ok abgesehen von Toby, aber ich weiß, dass er mich trotzdem liebt. Geschwisterliebe eben. Es wäre viel gruseliger wenn er mich nicht ständig einen nichtsnutz nennen würde.

Egal. Auf jeden Fall wurde der Matheunterricht zu einem Horrortrip. Das Arschloch von Lehrer hat niemanden verschont. Nicht mal die Streber. Es war zwar amüsant mit an zusehen, wie einer von ihnen fast geheult hat. Aber trotzdem wird mir dieser Mann nicht davon kommen. Rache wem Rache gebührt. Vor allem als er anfing meinen kleinen Blondschopf als intoleranten Versager zu beschimpfen, überschritt er eine unsichtbare Grenze.

Es mag verrückt klingen, aber der Welpen ähnliche Junge hat es mir tatsächlich angetan. Nicht auf so eine Freund-Freundin Ebene sondern eher Kleiner Bruder-Große Schwester Ebene. Vielleicht ist es seine Naivität und dieses unschuldige Auftreten, aber ich mag ihn und er war direkt am ersten Tag nett zu mir obwohl er mich nicht kannte. Gott hör mich mal einer reden, ich werde sentimental.

Jedenfalls habe ich beschlossen dem nach wie vor Namenslosen Mathelehrer einen weiteren Denkzettel zu verpassen. Zwar bin ich mir noch nicht ganz sicher wie, aber das wird schon. Ich wäre ja nicht Riley, wenn ich nicht einen genialen Plan entwickeln könnte. Aber auch Styles unterschätzt mich noch. Nach der gestrigen Aktion sieht er mich ständig mit diesem ‚Oh-mein-Gott-ist-die-knuffig-ich-muss-sie-vor-allem-beschützen‘ Blick an. Und dieser Blick gefällt mir ganz und gar nicht, da ist mir sein ‚Ist-die-heiß-ich-muss-sie-mit-meinen-Blicken-ausziehen‘ Blick sogar lieber.

Aber so richtig Kurios wurde es, als plötzlich in einer Lautsprecherdurchsage gesagt wurde, dass ich mich bitte im Büro der Rektorin, Mrs. Dakota, melden solle. Niall warf mir einen ‚Was-hast-du-angestellt-?‘ Blick, worauf ich nur mit den Schultern zuckte. Ich werde sowieso nichts zugeben, bis sie Handfeste beweise habe. So war es auch schon an meiner alten Schule. Solange ich keine Beweisfotos, -videos oder ähnliches gesehen habe, habe ich alles abgestritten.

Harry schaute mich an als ob er gleich auf mich zu rennen würde und mich wieder erdrücken möchte, während er mir mein Ohr vollsabbert mit seinem Gelaber, das alles gut wird und ich keine Angst haben brauche. Schwachkopf!

Da diese Schule, genauso wie die Wohnhäuser, ein reinstes Labyrinth ist, fand ich das Büro der Rektorin natürlich nicht auf Anhieb. An sich war es mir egal, weniger Unterrichtszeit, aber die Neugier gewann mal wieder die Oberhand. Ich habe das Gefühl ich bin wieder mal out of space. Als kleine Nebeninfo: Das ist die  lieblingsaussage meines geliebten Brüderchens. Ständig kommt er mit neuen komischen Begriffen und Wortgruppen.

Nach dem ich gefühlt hundertmal an dem Eingang vorbei gelaufen bin, fand ich dann doch endlich das Büro von Mrs. Dakota. Ich hoffe nur, dass sie dieses Mal nicht so schnell spricht wie bei meiner Ankunft in dieser Höllengruft. Vorsichtig klopfte ich an der Bürotür und bekam ein „Herein“.

Rebellion |z.m.|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt