Angekommen

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«Hübsches Plätzchen dort drüben nicht?», rief Jarek nach hinten. Unsere Blicke folgten seinem ausgestreckten Arm. Auf der anderen Seite des Tals etwa einen halben Kilometer von dem kleinen See entfernt, den wir auf der Krete oben schon erspäht hatten, lag ein Stück Wiese in der Sonne. Eingebettet in eine grosszügige Einbuchtung des Waldes, sehr sanft geschwungener Abhang, in der Mitte liess sich das Glitzern eines Bachs erahnen.

«Ja sehr schön», pflichtete Liva ihm mit verträumten Augen bei.

«Sehen wir uns das an?», fragte Nayla, wobei sie bereits wieder um einiges motiviertes wirkte als noch beim Aufstieg. Verständlich nach den drei Wochen, die wir nun schon marschierten.

«Ich hätte auch nichts dagegen», rief Lias vom hintersten Ende der Kolonne.

So setzten wir unseren Abstieg fort. Wir kämpften uns durchs Gebüsch, was jedoch um einiges unproblematischer war, als die freie Fläche zu wählen, dort hätten wir keinen Halt gefunden und das Gefälle wurde immer steiler. Nach einer Weile mussten die Hände dafür herhalten uns an Stämmen und Ästen abzubremsen. Wir strauchelten den Abhang herunter, wobei sich meine langen Haare immer wieder in den Ästen verfingen. Amber vor mir stolperte und schaffte es nicht mehr nach irgendwas zu greifen. Sie fluchte. Iwen und ich zogen sie hoch, es brauchte uns beide um Amber mitsamt Rucksack hoch zu kriegen. Es dauerte vermutlich weitere anderthalb Stunden, bis wir endlich den Fuss des Hügels erreicht hatten, doch das war nur eine sehr grobe Schätzung, mein Zeitgefühl hatte mich vor Wochen verlassen und komplett im Stich gelassen. Aber Zeit spielte hier draussen auch keine Rolle. Eine weitere geschätzte Stunde verging, bis wir Jareks Platz erreicht hatten. Tatsächlich, nur einige hundert Meter weiter funkelte der See in einem tiefen Blau und durch die Wiese plätscherte fröhlich ein Bach von etwa zwei Metern Breite.

Die Sonne stand bereits tief am Himmel und schon bald würde sie hinter dem Berg verschwinden. Also dauerte es nicht lange, bis wir beschlossen, für die Nacht hier zu bleiben. Arian und Keita machten Feuer, Malia und Lias machten sich daran, aus den Vorräten etwas sinnvolles herzurichten. Wir anderen legten die Matten und Schlafsäcke aus. Keine Wolke zu sehen, die Blache würden wir heute also nicht brauchen. Uns einzurichten brauchte gerade mal einige Minuten, dann begannen wir, nach etwas essbarem zu suchen. Elon, Iwen, Amber und ich sammelten in einem Beutel junge Löwenzahnblätter, heute gab es zum Abendessen also Salat. Die anderen durchstreiften die Wiese nach weiteren geniessbaren Pflanzen, wobei sie nicht allzu viel Glück zu haben schienen, jedenfalls kehrten sie nur mit einer Handvoll Klee zurück.

Niemand freute sich über die Massen über den Löwenzahn, schliesslich hatten wir den schon die meiste Zeit über gegessen, aber es schonte unsere doch sehr begrenzten Vorräte und das freute besonders Malia. Als wir schliesslich alle beim Feuer sassen, aus den Händen den Salat und den üblichen Nährstoffbrei assen, sprach es Iwen aus.

«Was wenn wir hier bleiben?».

«Wie meinst du das?», fragte Liva.

«Nun ja», antwortete er, «irgendwohin müssen wir ja oder. Und warum nicht hier? Der Ort wäre doch perfekt. Ich meine wir haben hier den Wald, einen Bach, der Boden scheint fruchtbar und dort ist gleich ein See und ich wette mit euch, dass es dort vor Fischen nur so wimmelt.»

Wir liessen seine Worte erst mal setzen. Für einen Moment sprach niemand ein Wort. Es war Seyra, die das Schweigen brach. «Und seht euch an, wie schön es hier ist, was für einen schöneren Ort könnten wir uns eigentlich wünschen?»

Wir folgten ihrem Blick. Das Tal lief nach dem See aus und liess den Blick offen in die hohen, schneebedeckten Berge. Sie hatten etwas majestätisches und so wunderschönes. Eine sanfte Brise fuhr uns durch Haar und Kleider, ein frischer Geruch, nach Gras und den ersten Blumen und etwas das ich nicht einordnen konnte. Alles was wir hörten war das Rauschen der Blätter und das Plätschern des Baches neben uns.

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