7. Kapitel: Der Astronomieturm

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Ich sitze schweigend am Esstisch. Jay und Rodolphus unterhalten sich über den Tisch hinweg, Narzissa steht stumm daneben, füllt Getränke nach und bringt neues Essen. Bella ist nicht im Haus. So weit ich weiß gibt es ein Todessertreffen.

Solange das Ministerium noch an der Macht ist und Dumbledore noch eine schützende Hand über Hogwarts legt, wagt es der Dunkle Lord nicht größere Treffen zu arrangieren. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum ich ihn noch nie persönlich getroffen habe. Ich bekomme meine Aufträge immer nur über Rodolphus oder Bella.

Alle anderen Todesser würde das sicherlich enttäuschen, doch ich bin eher froh ihn noch nicht getroffen zu haben. Natürlich habe ich Angst, dass er sieht, was ich so krampfhaft verberge, dass er erkennt, was ich vorhabe, was ich vielleicht tun werde.

Narzissa erklärt mir zwar immer wieder, wie ich mich verhalten soll, aber ich fürchte mich trotzdem. Ich kann nur hoffen, dass, meine Okklumentikfähigkeiten besser sind als seine in Legilimentik sind. Vielleicht denkt er gar nicht daran, dass ausgerechnet ich, eine seiner besten Todesserinnen, mit dem Gedanken spielt ihn zu verraten. Aber darauf sollte ich nicht setzen...

„Asbeel, was sagst du dazu?", frägt mich plötzlich Jay.

Ich habe gelernt, dass ich mir nie anmerken lassen sollte, dass ich ihnen nicht zugehört habe. Für die beiden ist es selbstverständlich, dass ich immer aufpasse und alles, was sie sagen bewundere. Sie verstehen einfach nicht, dass es nicht sie sind, sondern ich, die hier die höhere Stellung hat.

„Ich bin der selben Meinung," sage ich. Die beiden Nicken und reden einfach weiter.

So ist es eigentlich immer. Sie finden sich mit einem „Ich bin der selben Meinung" ab und reden dann weiter. Anfangs hat es mich noch gestört, doch mittlerweile habe ich mich damit abgefunden.

Der Sommer kehrt allmählich nach England zurück, auch, wenn wir hier nicht sonderlich viel davon mitbekommen. Das Anwesen ist weiterhin durch die vielen Marmorböden eisig kalt, die schwarzen Vorhänge schlucken auch im Sommer alle Sonnenstrahlen und die großen mächtigen Buchen im Garten werfe lange schwarze Schatten auf das Haus und die Wiese. Dazu kommt der gelegentliche Nebel der Dementoren.

Und dennoch gibt es Tage, die ich draußen an alten und morschen Banken verbringe, Tage, die mich alles vergessen lassen...Tage, die mich an meine Zeit in Hogwarts erinnern.

Ich hätte nie erwartet, dass ich meine Schulzeit irgendwann vermisse. Schließlich war ich allein, verhasst und einsam. Aber ich war eben auch glücklich. Ich hatte die vielen Felder, den Wald mit den geheimnisvollen Wesen, Hagrid und Fang und natürlich die Bibliothek mit ihren hunderten Büchern. Madam Prince kannte mich wohl besser, als jeden anderen Schüler (Zugegeben, Hermine Granger hat mir ganz schön Konkurrenz gemacht).

Sicherlich, ich habe Hogwarts nie so geliebt wie viele andere Schüler. Es war nicht unbedingt mein Zuhause und ich habe auch nicht ein Übermaß an glücklichen Erinnerungen an diesen Ort. Aber...es war besser als hier. So gesehen ist alles besser als das Anwesen der Lestranges, selbst das blöde Weisenhaus.

Manchmal wünsche ich mir ich könnte an diese Schule zurückkehren. Nicht als Schüler, sondern als Lehrer. Ich weiß, dass diese Idee vollkommen abstrus ist. Aber manchmal, wenn ich über Hogwarts nachdenke, dann wünsche ich mir ich könnte jungen Zauberern etwas beibringen, damit sie nicht so enden wie ich. Natürlich, kein Lehrer würde jemals einen Ex-Todesser einstellen und schon gar nicht mich, aber manchmal...manchmal muss man träumen. Und, wenn ich hier wirklich rauskomme, wenn ich es schaffe mich von dem Ganzen hier zu lösen, dann kann ich ja an diesem Traum festhalten.

The dark Angel / Harry Potter Fan-FiktionWhere stories live. Discover now