Kapitel 3

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Es wurde ein sehr langer Tag und ich musste eine Menge Akten abarbeiten, sodass ich erst nach Hause fuhr, als es schon dunkel war. Jackie begrüßte mich mit einem leisen Schnurren und legte sich anschließend wieder auf ihr Kissen.

Jackie war ein Kätzchen, das ich vor vier Jahren in der Mülltonne fand. Sie war verletzt und verschmutzt, aber sie lebte und ich brachte es nicht übers Herz, sie ihrem Schicksal zu überlassen. Obwohl ich mein ganzes Leben lang Katzen hasste und ich nicht wusste, wie man mit Haustieren umgeht, habe ich sie mitgenommen und sie gepflegt. Jackie war schon lange kein Kätzchen mehr aber ich liebte sie als wäre sie mein Baby.

"Na, du bist wohl auch müde, hm?" fragte ich sie und kraulte ihr Fell. Sie bewegte sich nicht, schloss aber ihre Augen. Sie genoss es.

Nachdem ich meine Kleidung gewechselt habe und meinen Pyjama trug, stellte ich ihr einen kleinen Rest meines Abendessens vor meinen Teller, sie sprang auf den Tisch und so aßen wir gemeinsam. So wirkte es fast wie ein Date.
Durch Jackie fühlte ich mich auch weniger allein. Sie brauchte mich und ich brauchte sie.

Später machte ich mich fertig fürs Bett und ließ dabei den Fernseher laufen. Es lief nichts besonderes, aber nebenbei hörte ich zu, damit es nicht so still in der Wohnung war.

Doch auf einmal hörte ich ein Geräusch das nicht dazu passte. Es war lauter und dumpfer und übertönte das Gerede der Leute in der Serie. Es kam von draußen vor meinem Fenster.
Um sicher zu gehen, dass ich mir das nicht einbildete, schaltete ich den Fernseher auf stumm.
Ganz leise hörte ich jetzt, wie das Fenster geöffnet wurde. Ich stockte. Wie dumm müsste jemand sein um bei mir einzubrechen? Bei einer Polizistin, wenn sie auch noch zuhause war?

Schnell nahm ich meine Waffe aus meiner Kommode und entriegelte sie. Dann schlich ich auf leisen Fersen aus meinem Schlafzimmer ins Wohnzimmer und sah, dass mein Fenster offen war. 

Er musste also schon in der Wohnung sein. Es war dunkel, ich konnte kaum etwas sehen, darum ging ich zum Lichtschalter und schaltete das Licht an. Vergebens, es blieb dunkel. Dieser Mistkerl war am Sicherungskasten.

Na gut, dann eben auf diese Weise. Ich schloss die Augen, um mich besser auf meinen Gehörsinn zu konzentrieren, aber alles was ich hörte, war Jackie die durch die Wohnung tappte. Verdammt, wieso griff Jackie den Einbrecher nicht an? Sonst war sie doch auch so angriffslustig bei Pizzaboten und Paketdiensten.
Andererseits war ich auch froh, dass sie es nicht tat, so wurde sie von dem Einbrecher verschont.

Jetzt hörte ich wieder etwas. Das Fenster wurde vom Wind zugeschlagen. Schnell wirbelte ich herum und zielte mit meiner Waffe in diese Richtung. Aber dort war nichts.

Ich senkte die Waffe. Es war nur der Wind. Darum hatte Jackie auch keinen Mucks von sich gegeben. Ich schüttelte den Kopf und kicherte erleichtert über meine Paranoia, da presste mir jemand von hinten seine Hand auf den Mund und hielt mich fest. Mein Schrei wurde erstickt.

Mein Herz blieb einen Moment stehen und dann klopfte es wie wild. In meinen 31 Jahren ist mir so eine Scheiße noch nie passiert, warum also jetzt?

Ich versuchte den Mann genauer wahr zu nehmen. Seine Hände waren groß und seine Finger waren lang und schmal und...angenehm weich. Ich hatte klobige und raue Hände erwartet.

Er trug außerdem Aftershave. Ich kannte diesen Duft. Viel zu gut. Es war Georgio Armani. Ich schloss die Augen. Dieser Mistkerl! Einerseits war ich wütend, andererseits erleichtert.

"Wir waren verabredet junge Dame. Dachtest du wirklich, du könntest mir entkommen?" raunte er und nahm seine Hand von meinem Mund.

"Ich musste arbeiten. Ich habe keine Zeit für Verbrecher wie dich." erwiderte ich genervt.

The AffairWhere stories live. Discover now