Kapitel 8

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Das Dinner verlief recht entspannt, Jason schien geknickt und Rick beobachtete Noah und mich. Ich hatte keine Ahnung warum er das tat, aber das war mir auch ziemlich egal. Ich wollte nur das Essen genießen und den Tag hinter mich bringen. Ich hatte mich zu lange auf diesen Abend gefreut als dass mir das zerstört werden konnte.

"Das Essen war super! Ich wusste gar nicht dass du so gut kochen kannst." sagte Rick, als er mit dem Dessert, Crêpes Suzette, abgeschlossen hatte.
Ich war noch nicht ganz fertig. Crêpes Suzette - dafür würde ich töten und das wusste Noah. Damit kriegte er mich noch immer rum. Aber leider gab es die viel zu selten und darum genoss ich die Crêpes extra langsam und ließ mir jeden Bissen auf der Zunge zergehen.

"Danke, das freut mich. Ich schätze die Einflüsse meiner Kindheit und die Tatsache, dass ich eine sündhaft teure Küche in meinem Apartment habe, haben mich dazu gebracht mit dem Kochen anzufangen. Und ihr wisst, wie gerne ich gut esse! Und mittlerweile bin ich darin nicht einmal so schlecht darin."
Er war zu bescheiden! Er prahlte sonst immer nur beim Kochen war er auf einmal bescheiden?

"Du kochst sehr gut Noah!" widersprach ich ihm.
"Das heute war wieder hervorragend."
Selbst Jason hatte da nichts dagegen zu sagen. Auch er hatte es sich schmecken lassen und anerkennend genickt.

Jetzt allerdings kramte er ein Tütchen aus seiner Jackentasche heraus und drehte sich einen Joint. Ich seufzte leise und stand auf.

"Was machst du, Baby?" fragte Noah und legte seine Hand auf meinen Arm.
"Ich räume das Geschirr ab. Mehr Platz auf dem Tisch und ... und weniger Möglichkeiten, mich zum Verzweifeln zu bringen." Ich lächelte schwach.

"Komm schon! Das ist doch nur ein Joint!" sagte er leise, während sich Rick und Jason unterhielten.
"Wir haben dich auch schon mal einen gezogen und ich weiß als Fakt, dass du früher als Teenager ständig gekifft hast." Er grinste spitzbübisch.

Na und? Damals war ich noch jung und dumm, dachte nicht im Traum daran jemals dem Gesetz zu gehorchen.
"Nicht ständig. Ein paar mal." stellte ich richtig, nahm nun aber endgültig meinen Teller und ging zur Küche.

Als ich zurück kam, zündete Jason sich den Joint an und nahm den ersten Zug. Dann erst fragte er unschuldig: "Ich darf doch, oder?"

Ich nickte nur ergeben. Es war nicht so, dass ich sofort jeden verurteilte und verhaften wollte, der Drogen nahm, aber ich dachte daran, für wie viel ich gerade stehen musste falls das herauskam. Ich behinderte nicht nur meine Kollegen, ich schützte einen der größten Serien-Dieben der Geschichte und dazu kam jetzt noch seine Junkie-Freunde. Denn dieser Joint war nicht das heftigste was er zu sich nahm, wie ich auf seinen Unterarmen erkennen konnte.

"Sag mal, Marisa...was machst du eigentlich beruflich?" fragte mich Rick nun und fing an zu Lächeln.
"Ich arbeite bei der Drogenfahndung." platzte es aus mir heraus. Hauptsächlich aus dem Grund, um Jason zu ärgern, da ich ihn nicht leiden konnte und er sich für etwas besseres hielt.
Allerdings drehte sich Noah so schnell zu mir und blickte mich so überrascht an, dass ich damit unbedingt weiter machen wollte.

Jason fiel der Joint aus dem Mund und Rick bekam nur ein erschrockenes "Was?" heraus.
Das war zu perfekt um wahr zu sein.

Ich stand auf, holte meine Waffe aus meiner Jackentasche, ging zurück zum Tisch und legte meine Pistole auf diesen hin. Immer noch gab keiner ein Wort von sich.
"Jahre und Jahre habe ich meine Zeit mit ihm vergeudet aber endlich habe ich mein Ziel erreicht und kann euch Arschlöchern jetzt einbuchten, so wie ihr es verdient." sagte ich kühl, aber bestimmt. Ihre verdatterten Gesichter waren eine dankbare Reaktion für dieses kleine Schauspiel. Selbst Noah spielte mit. Dachte er womöglich, ich meinte es ernst? Wie könnte er? Er müsste mich doch besser kennen, oder?

Aber dann fiel mir auf, wie sein linkes Auge zuckte. Das tat es immer, wenn er sich das Lachen zurück halten musste.
Meine Erleichterung darüber verwandelte sich in Belustigung und brachte mich dazu, lauthals los zu lachen. Noah lachte sofort mit.

Nur seine Freunde Jason und Rick saßen bedröppelt auf ihren Stühlen und wussten nicht, wie ihnen geschieht. Sie taten mir fast leid. Jetzt waren sie nicht mehr so cool, wie Jason sich vorhin benahm.

"Soll das etwa heißen das war nur Verarsche?" fragte Jason.
Noah japste.
"Ja, verdammt! Du solltest dein Gesicht sehen, J!" Er schien sich kaum noch halten zu können.

Rick und Jason schoss endlich wieder Farbe ins Gesicht und ich beruhigte mich allmählich. Noah wischte sich die Lachtränen aus den Augen.

"Was sollte das? Das war nicht witzig." brummte Jason und Rick war ausnahmsweise auf seiner Seite.
"Doch war es. Zum ersten Mal an diesem Abend habt ihr mich ernst genommen, schon allein dafür war es die Sache wert."
"Touché." gab Jason zu.

"Okay, aber jetzt mal ernsthaft: wo arbeitest du wirklich?" fragte Rick erneut.
"Ich bin Kriminalkommissarin beim NYPD. Hauptsächlich Diebstähle sind mein Fachgebiet." erklärte ich ernst.

Sie glaubten mir nicht. Natürlich nicht.

"Ja, schon verstanden. Sehr witzig. Aber ich will die Wahrheit wissen. So schlimm kann es doch nicht sein, dass du es verheimlichst oder?"

Ich lächelte leicht.
"Nun, das war nicht gelogen. Ich arbeite wirklich beim NYPD. Das hier ist meine Dienstwaffe und das hier..." Ich holte meine Marke aus meiner Hosentasche.
"Das kennt ihr ja wohl sicher."

Die beiden blickten mich ehrfürchtig an.
"Du bist also wirklich Polizistin?" fragte Rick.
"Ja."
Rick fing an zu glucksen. Ich konnte mir schon vorstellen, warum.
Noah grinste nur und jetzt fiel auch Jason ins Lachen ein.

"Oh man das ist die Ironie des Schicksals oder?" prustete Rick. Er konnte sich viel zu lange nicht einkriegen.

"Wie habt ihr euch kennen gelernt?" brachte er schließlich doch heraus und versuchte das Lachen zu unterdrücken.

"Ich habe gegen ihn ermittelt."
"Nicht erfolgreich?"
"Oh doch."

Ihre belustigten Gesichter spiegelten jetzt Verwunderung wieder.
"Ihr denkt doch nicht wirklich Noah hätte mir drei Jahre lang verheimlichen können, dass er derjenige ist den ich fangen will, oder? Um ganz ehrlich zu sein, wäre ich nicht gewesen und hätte die Ermittlungen behindert, hätten sie ihn womöglich schon vor zwei Jahren geschnappt."

"Nein, hätten sie nicht. Alles was du getan hast, war deine eigene Arbeit zu behindern. Ohne dich wären sie nie auf mich gekommen und jetzt werden sie das auch nie tun." widersprach Noah.

"Das stimmt nicht. Meine Kollegen sind gute Cops."
"Aber du bist die beste von ihnen."
"Da liegst du falsch, Liebling." Ich schüttelte den Kopf und griff nach dem Weinglas.
"Oh nein, ich liege genau richtig. Nur ein außergewöhnlich guter Cop kann mir auf die Schliche kommen."
"Dir kann auch mal ein Fehler unterlaufen. Ich bin mir sicher, Juliet hätte dich ohne mich sicher gefasst." war ich mir sicher. Ich vertraute Juliet sehr, ich vertraute ihr mein Leben an.
Nur leider habe ich ihr bis jetzt noch nichts von Noah erzählt.

Vielleicht liegt es daran, weil er mir wichtiger ist als mein eigenes Leben? Auch wenn ich ihr vertraue, für ihn gehe ich kein unnötiges Risiko ein. Allerdings war mir auch klar, dass ich unsere Beziehung nicht ewig vor meiner Familie und meinen Freunden und der gesamten Öffentlichkeit geheim halten konnte.

Aber ich wollte wenigstens warten, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Noah hatte versprochen, aufzuhören und nun sollte ich einige Monate abwarten, bis der Fall allmählich in Vergessenheit gerät.

The AffairWhere stories live. Discover now