3 - Ein Neuanfang?

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Langsam verschwand die Dunkelheit um mich und ließ mich wieder klar denken. Dazu gehörten leider auch die Schmerzen. „Autsch!", murmelte ich, als die ersten Kopfschmerzen eintraten. Träge öffnete ich meine Augen. Wo war ich? Langsam versuchte ich mich aufzusetzen und sah mich um. Also, im Wald war ich definitiv nicht mehr. Ich lag in einem weichen Bett, welches in einem mittelgroßen Raum stand. Fast alles war aus Holz gemacht. Haben diese Gauner mich etwa entführt?! Vorsichtig tastete ich meinen Kopf ab und bemerkte, dass mir jemand den Kopf verbunden haben musste. Schmerzhaft zischte ich die Luft ein, als ich mir an die noch schmerzende Wunde fasste, welche sich unter dem Verband verbarg. Neugierig schwang ich meine Beine aus dem Bett und torkelte zur Tür. Warum musste der Kerl auch so fest zuschlagen! Langsam öffnete ich die Holztür und lugte hinaus. Ein großer Raum, mit einer bequemen Sitzecke, ein Esszimmertisch und drei weitere Türen konnte ich erkennen. Als ich niemanden entdecken konnte, schlich ich mich ganz hinaus und entdeckte hinter einer Ecke, sogar eine kleine Küche. Es war wirklich gemütlich hier. Ich lief zu den großen Fenstern und schaute hinaus. Das Einzige was ich entdecken konnte, waren Bäume. Riesige und breite Bäume. Sie waren einfach überall! „Bist du also endlich mal wach", erklang eine dunkle Männerstimme hinter mir. Erschrocken und irgendwie mit dem Gefühl ertappt worden zu sein, drehte ich mich um. Dort stand doch tatsächlich der Vater von Haku. Immer noch hatte er diese kurzen Haare und die Bandagen um seine untere Gesichtshälfte. Obwohl schon fast ein Jahr vergangen war, hatte er sich nicht im Geringsten verändert. Soweit ich das jedenfalls beurteilen konnte. „Ähm...", antwortete ich darauf und räusperte mich einmal. Was war denn nur los mit mir? Etwas Besseres konnte mir natürlich auch nicht einfallen! „Nett Sie wieder zu sehen", fuhr ich schließlich fort, um einfach irgendwas zu sagen. Denn diese peinliche Stille, war einfach unerträglich. „Hm". Arsch. Sehr gesprächig war er ja nicht. „Was mache ich hier?", fragte ich ihn und er seufzte. „Haku und ich kamen zufällig an dem kleinen Waldweg vorbei und er bestand darauf, dir zu helfen", erklärte er kurz und knapp. Es lag ihm auch offensichtlich nicht im Sinne, mich zu siezen, obwohl wir uns nicht kannten. Währenddessen hatte er es sich auf der Couch bequem gemacht. Als ich grade etwas antworten wollte, öffnete sich eine Tür und ein kleiner Junge betrat den Raum. Als er mich sah, fing er an zu strahlen und rannte auf mich zu. „Du bist wieder wach!", sagte er und lächelte mich glücklich an. „Hallo Haku! Schön dich mal wieder zu sehen!", entgegnete ich und kniete mich zu ihm runter. „Du bist aber groß geworden und das nur in einem Jahr!", staunte ich und seine Brust schwoll stolz an. Lachend wuschelte ich, mal wieder, durch seine Haare und stand wieder auf. Der Mann hatte das alles still beobachtet. „Was ist eigentlich passiert?", fragte Haku mich dann. Ich schluckte. Sollte ich so etwas einem kleinen Jungen erzählen? Es war zwar nicht allzu schlimm, aber es war trotzdem nichts für Kinderohren. Unsicher schaute ich in die Richtung des Mannes. Er machte keine Anstalten mich zu unterbrechen. „Nun, ich wollte ein paar Blumen sammeln und dann sind diese Kerle einfach aufgetaucht. Ich habe jetzt immer noch keine Ahnung was sie von mir wollten", erklärte ich ihn und ließ den offensichtlichsten Teil einfach weg. Natürlich wusste ich, was die Kerle von mir wollten. Das was jeder Mann von einer Frau will. „Ich schon", mischte sich der Unbekannte ein und ich schaute ihn mit einem zum Teil entgeisterten und zum anderen wütenden Blick an. Solche Sachen waren nichts für Kinder! Was fiel ihm bloß ein? Jedoch ging Haku auf seine Bemerkung nicht weiter ein. „Warum hast du denn Blumen gepflückt und nicht einfach welche gekauft?", fragte er mich stattdessen und das Gespräch fing an, unangenehm für mich zu werden. „Ich bekomme nicht den größten Lohn und jeden Tag ein Strauß Blumen zu kaufen, wird auf Dauer teuer", erklärte ich und hoffte einfach nur darauf, dass er nicht weiter darauf einging. Ich konnte sehr schlecht Nein zu etwas sagen und zu diesen Hundeaugen schon mal gar nicht! „Warum denn jeden Tag?", hakte er weiter nach und ich fing an zu stottern. „Ich bringe meiner Mutter jeden Tag einen Strauß Blumen an...", ich schluckte, ,,an ihr Grab". Es wäre sowieso im Laufe des Gespräches rausgekommen. „Tut mir leid", entschuldigte sich Haku und wendete seinen Blick ab. Leicht lächelnd strich ich ihm durchs Haar. „Keine Sorge, alles okay".

Nachdem ich ein wenig Kraft getankt hatte, löste ich den Verband um meinen Kopf und fing an meine Wunde zu heilen. Dennoch war dies noch sehr anstrengend. Als das erledigt war, stand der Mann plötzlich auf. „Da du jetzt wieder fit bist, kannst du auch wieder gehen", meinte er und schaute auf mich herab. Zurück? In dieses grauenhafte Dorf, wo jeder einzelne Tag eine Qual für mich war? Das wollte ich nicht. „Kann... Kann ich nicht hierbleiben?", fragte ich stattdessen leise und schüchtern nach. Es war mir sehr unangenehm dies zu fragen. Aber es war mir lieber als den weiten Weg zurückzulaufen. „Ich will nicht zurück in mein Dorf. Dort hält mich nun nichts mehr".

Vorsichtig hob ich meinen Kopf. Er schien nachzudenken und seufzte schließlich. „Deine Fähigkeiten könnten mir irgendwann bestimmt hilfreich sein", murmelte er, mehr zu sich selbst. Ich zuckte zusammen. Meine Fähigkeiten? Nur deshalb würde er es in Erwägung ziehen, mich doch bei sich zu lassen? Es stimmte mich ein wenig traurig, dies zu hören. Doch auch unter anderem wegen Haku, würde ich dies in Kauf nehmen. „Von mir aus. Du kannst bleiben", sagte er schließlich und machte sich vom Staub. Glücklich schaute ich Haku an. Er war genauso froh darüber. „Ach ja", hörte ich den Mann noch sagen. Er stand in der Tür und schaute über seine Schulter. „Wie heißt du eigentlich?", fragte er. Erst da fiel mir erst wieder auf, dass wir uns noch nicht richtig vorgestellt hatten. „Mila Amano", antwortete ich und lächelte leicht. Er nickte. „Zabuza Momochi". Erleichtert ließ ich mich auf die Couch fallen, als er die Tür hinter sich schloss. Ich fühlte mich auf einmal viel leichter, als hätte man mir eine große Last abgenommen.

But Not Without Feeling?Where stories live. Discover now