22 - Ryu

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Physiologie. Psychologie. Ah! Anatomie! Endlich hatte ich dieses blöde Buch gefunden. Die Bibliothek war riesig und der Angestellte hatte mir nur grob gesagt welchen Gang, während er in seiner Zeitschrift blätterte. Gang sechs war nur ziemlich groß und ich musste lange suchen. Ich wollte meine Kenntnisse noch einmal auffrischen und hatte deshalb das Buch über die Anatomie gesucht. Heute hatte ich zum Glück meinen freien Tag. Nachdem ich das Geschäft verließ und mich auf den Weg in den Park machen wollte, hörte ich eine Männerstimme nach meinem Namen rufen. Mein Herz raste und langsam drehte ich mich um. Hatte er tatsächlich nach mir gesucht? Es freute mich, obwohl ich einerseits immer noch enorm sauer auf ihn war. Als ich doch einen blonden Haarschopf erkannte, war alle Hoffnung dahin. Warum hätte er mich auch suchen sollen?

„Hey, Mila!", rief der Mann nochmal und nun drehte ich mich ihm ganz zu und musterte ihn von oben bis unten. Er war sehr muskulös und seine blauen Augen passten perfekt zu seinem Haar. Der leichte Dreitagebart passte ebenso zu seinem Gesicht wie die Narbe, die sich senkrecht über seine Nase bis zur Mitte seiner rechten Wange erstreckte. Sie sah keinesfalls schlecht aus! Im Gegenteil, sie passte irgendwie zu ihm. Er kam mir ein wenig bekannt vor, doch erinnern konnte ich mich nicht. „Du siehst toll aus! Ich hatte gehofft dich noch einmal wieder zu sehen", sprach er und strahlte mich an. Kannten wir uns etwa? „Ähh...", stammelte ich und wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Vielleicht verwechselte er mich ja? „Sag bloß, dass du dich nicht mehr an mich erinnerst? Ich bin Ryu! Wir waren Jahre lang miteinander befreundet", sagte er ein wenig fassungslos. Ryu? Ohh, der Ryu! Stimmt ja, er war mein bester Freund, bis ich mit meiner Mutter in das Dorf gezogen bin. Danach hatten wir keinen Kontakt mehr, denn ich war glaub ich danach nie mehr in Kirigakure gewesen.

„Oh mein Gott! Ryu!", lachte ich und umarmte ihn feste. Ich hatte ihn so vermisst! Aber nach ner Zeit hatte ich ihn wohl vergessen. Das sagte ich ihm besser nicht. „Na endlich!", rief er aus und umarmte mich ebenso fest, wie ich ihn. Als wir uns voneinander lösten schauten wir uns beide freudig an und lachten. „Wie gehts dir? Was machst du momentan so?", fragte ich ihn direkt und konnte es irgendwie ein bisschen immer noch nicht fassen. „Mir gehts super, danke. Ich bin Jonin und habe letztens ein Team von Genin zugeteilt bekommen", erzählte er, während wir langsam durch die Straßen schlenderten. Er erzählte mir von ihnen und ein bisschen was in der Zeit passiert war, bis wir uns in den Park setzten und er mich nun nach meinen Leben ausfragte. „Wie gehts deiner Mutter so?", fragte er und ich schaute auf den Boden. „Sie war sehr krank und ist schon lange nicht mehr am Leben", murmelte ich und er schaute mich betrübt an und entschuldigte sich. Dafür fragte er, was ich in letzter Zeit gemacht habe. Auch vor dieser Frage graute es mir. Was sollte ich ihm denn sagen? Das ich mit zwei abtrünnigen Ninjas unter einem Dach gelebt hatte und das der eine wie ein Sohn und kleiner Bruder war und in den anderen verknallt? Ist klar. „Ich hab mich in einem anderen Dorf niedergelassen und dort als Medizinerin gearbeitet", log ich kurz und er hob überrascht seine Augenbrauen. „Mehr nicht?", hakte er nach und ich lachte kurz angespannt auf. „Oh, ich verstehe schon. Es geht eigentlich um einen Typen, oder? Das ist doch bei euch immer das gleiche", löcherte er mich weiter und ich nickte nur nervös und hoffte, dass er mich danach mit dem Thema in Ruhe ließ.

Er nickte verstehend und lächelte mich irgendwie mitfühlend und aufmunternd an. Er war sich unsicher, ob er nun weiter nachhaken sollte oder es dabei belassen sollte. Doch er hielt den Mund und beobachtete die anderen Leute, die sich hier bespaßten. Erleichtert schloss ich kurz die Augen. „Warum bist du wieder hier?", fragte er und versuchte damit wohl das Thema zu wechseln, doch das ging wohl nach hinten los. Die Anspannung kam wieder hoch und ich hätte meinen Kopf am liebsten gegen eine Wand schlagen können. Warum will er auch unbedingt so viel aus meinem Leben wissen? Ich seufzte und suchte nach einer Antwortmöglichkeit, doch er konnte es sich denken und winkte ab. „Verstehe. Tut mir leid", sprach er und ihm war die Situation wohl ziemlich peinlichen.

„Hat mich gefreut dich nochmal zu treffen!", verabschiedete ich sich Ryu mit einer kurzen Umarmung von mir. „Mich auch, vielleicht sieht man sich ja nochmal!", antwortete ich und machte mich danach auf den Weg nach Hause. Dort ließ ich mich direkt ins Bett fallen und hatte am nächsten Morgen auch noch verschlafen. Hastig rannte ich durch die Straßen und hätte beinahe einen alten Mann im Krankenhaus umgerannt. Ich schaute zur Sekretärin May. „Schnell, schnell, schnell!!", flüsterte sie und winkte mich rein. Ich lächelte sie kurz dankend an und hastete durch die Gänge. Zum Glück verpfiff sie mich nicht bei meinem Vorgesetzten! Ein wenig unmotiviert überstand ich den Tag, doch trotz dessen machte es irgendwie Spaß. Außer halt die ekligen Sachen die man so machen muss. Ich glaubte kaum, dass das irgendeinem Freude bereitete, zum Beispiel die Prostata von einem alten Mann zu untersuchen. Ich hasste das...

Nach Feierabend hörte die Arbeit jedoch nicht auf. Meine Wohnung sah aus, wie ein Schlachtfeld und da ich Unordnung hasste, räumte ich auf. Gerade als ich den Müll rausbringen wollte, stieß ich dabei meinen Schmuckkasten um. Der ganze Inhalt verteilte sich auf dem Boden. Genervt lehnte ich die Müllbeutel an die Wand und räumte den Kram wieder rein. Das letzte Schmuckstück ließ mich stocken. Es war der Ring den Zabuza mir gekauft hatte. Ich strich ihn über meinen Ringfinger und betrachtete ihn. Er war immer noch wunderschön. Und wieder wurde mir klar, wie sehr ich ihn vermisste und mir wünschte, dass er jetzt bei mir war!

But Not Without Feeling?Where stories live. Discover now