13 - Bauchgefühl lügt nicht

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Am nächsten Morgen, nachdem ich mein Zimmer verließ, fühlte ich genau, dass etwas nicht stimmte. Normalerweise saß Zabuza auf der Couch und las Zeitung. Man glaubte es nicht, aber er tat es. In der Küche war auch alles ruhig und es machte keinen Anschein, als hätte sich Haku sein Frühstück gemacht. Mit flauem Gefühl im Magen und mit einer Vorahnung rannte ich in jeden Raum. Alle waren leer. Ich hätte es wissen müssen! Es war so klar, dass er mich anlügen würde! Wie konnte ich nur so dumm sein!

Vom Willen gepackt, stürmte ich zurück in mein Zimmer, wo ich mir meine Ninja-Kleidung anzog und mir hastig nur die Tasche mit den Kunais schnappte. Mein Katana mitzunehmen, vergaß ich dabei völlig. Ich musste nicht lange nachdenken, um zu wissen in welche Richtung die zwei gelaufen waren. Als ich den Weg entlang sprintete, achtete ich nicht wirklich auf meine Umgebung und ließ andere Ninjas, sowie normale Leute links liegen. Ich hatte es im Gefühl, dass etwas passieren würde und ich würde nicht kampflos aufgeben. Nicht schon wieder! Meine Hoffnungen wurden mit jedem Meter geringer. Ich durfte nicht zu spät kommen!

Nach einer Stunde war ich endlich im Dorf angekommen, wo der Brückenbauer lebte. Nur wusste ich nicht, wo ich Zabuza und Haku finden konnte. Auf den Straßen waren viele Menschen unterwegs, außerdem saßen am Straßenkind lauter Obdachlose. Viele Kinder gehörten dazu. „Ich kann nicht glauben, dass er wirklich allein zur Brücke wollte, um zu helfen! Der Kleine wird draufgehen", hörte ich ein Gespräch zwischen zwei Männern, die an mir vorbeiliefen, mit. Augenblicklich weiteten sich meine Augen und ich sprang auf ein Dach. Ich hatte keine Ahnung, wo die Brücke war, also musste ich mich umsehen. Und nicht allzu weit entfernt entdeckte ich sie. Ich rannte so schnell, wie wohl noch nie in meinem Leben zuvor. Ein kleiner Hoffnungsschimmer schlich sich in mein Bewusstsein, doch als ich endlich an der Brücke ankam, erlosch er. Als ich Zabuza entdeckte, lief ich wütend auf ihn zu. Nun nahmen mich auch die anderen Personen wahr. „Mila!", sagte er ungläubig, als er mich auf ihn zukommen sah. „Was machst...", ich unterbrach ihn, indem ich ihm eine saftige Ohrfeige gab. Der blonde Junge, der fast neben ihm stand riss geschockt den Mund auf. „Was glaubst du dir eigentlich, mir ein Versprechen zu geben und dann einfach abzuhauen!", fing ich an zu schreien, ,,Du hast doch nicht mehr alle Tassen im Schrank!". Erst dann bemerkte ich, dass er zwei Kunais in seinem Armen stecken hatte und diese schlaff zu Boden hingen. „Was...? Wer...", stammelte ich und starrte mit Tränen auf den völlig ausgelaugten Mann vor mir. Er sah so schwach aus. Nie hätte ich gedacht, ihn jemals in solch einer Verfassung zu sehen. Nicht nur körperlich. Dann fiel mir auf, dass Zabuza allein hier stand. Sofort breitete sich Panik in mir aus. „Wo ist Haku?", fragte ich mit zittriger Stimme. Lange konnte ich es nicht mehr zurückhalten. Von Zabuza erhielt ich jedoch keine Ahnung. „Wo ist Haku?!", fragte ich erneut, diesmal konnte ich ein Wimmern nicht verhindern. Das rosahaarige Mädchen aus dem Wald zeigte, mit trauriger Miene hinter mich. Langsam drehte ich mich um und erstarrte. Da lag er, nicht weit von mir entfernt, mit einer klaffenden Wunde in der Brust auf dem Boden. „Nein...", flüsterte ich und rannte auf ihn zu. „Nicht mein kleiner Haku!". Zitternd streichelte ich seine Wange. Ohne sie zurückhalten zu wollen, liefen mir die Tränen in Strömen über die Wangen. In mir zerbrach alles. „Warum?", schluchzte ich immer und immer wieder, bis ich bitterlich weinte und keinen Ton mehr rausbekam. Dann jedoch packte mich die Wut. Ruckartig stand ich auf und stapfte auf Zabuza zu. „Warum hast du nicht auf ihn aufgepasst!", schrie ich und stieß ihn mit voller Kraft nach hinten. Er war sogar so geschwächt, dass er aufpassen musste, nicht auf den Boden zu fallen. „Wer zur Hölle hat ihm das angetan?", fragte ich. Mein Blick fiel auf Kakashi. Er stand nicht allzu weit entfernt von uns und schaute schuldbewusst auf den Boden. Ich lief auf ihn zu, bis ich direkt vor ihm stand. „Warst du es?", fragte ich und mit einem Zögern nickte er schließlich, während er auf den Boden schaute. Voller Zorn schlug ich ihm ins Gesicht und versenkte meine Hand in seiner Magengrube, bevor ich ihn mit meinem Fuß nen kräftigen Tritt gab, der ihn umfallen ließ. Hätte er aufgepasst, wäre es nicht passiert, doch dies war weitaus nicht das, was ihm eigentlich zustand. „Was sollte das?", schrie der blonde Junge laut, der mich genauso schockiert anstarrte wie das Mädchen. Ohne ihn zu beachten, schlürfte ich zurück zu Hakus Leiche. Ich legte ihn in meine Arme und wiegte ihn mit mir hin und her, während ich bitterlich weinte. „Alles okay, Naruto. Ich hab es verdient... Hätte man meinen Jungen umgebracht, würde ich genauso handeln", konnte ich den grauhaarigen Mann sprechen hören. Doch das war mir egal.

Während ich trauerte, ging Zabuza wieder auf Kakashi los, doch dieser war ihm überlegen. Schließlich konnte er beide Arme noch richtig bewegen. Ich ignorierte sie. Sollten sie sich doch die Köpfe einschlagen.

Doch der neu angefochtene Kampf hielt nicht lang an, denn sie wurden von einem hämischen Lachen unterbrochen. Sofort riss ich erschrocken meinen Kopf nach oben. Dort stand Gateau, mit einem fetten Gips am Arm. Hinter ihm eine ganze Schar von Ninjas. „Der Kampf ist nun wohl entschieden!", lachte er und trat ein paar Schritte vor, sodass ihn auch jeder bemerkte. „Der hat es dir ja ganz schön gezeigt, Zabuza! Du bist ja völlig fertig. Ich muss gestehen, ich bin ziemlich enttäuscht". Verwirrt schaute Zabuza ihn aus dem Augenwinkel an. „Mila, komm sofort zu mir!", zischte er mir zu. „Aber..." „Mach was ich sage!". Von seinem Wütenden Ton verschreckt, sprang ich auf und stolperte hinter ihn. Haku lag dort nun völlig allein. „Gateau, was soll das alles? Warum bist du hier und wer sind die Typen, die du mitgebracht hast?", richtete er nun sein Wort wieder an den kleinen Geschäftsmann. Die gleichen Fragen stellte auch ich mir. Ein fieses Grinsen schlich sich auf das Gesicht unseres Gegenübers. „Wie du siehst, hab ich meinen Plan etwas geändert", fing er an und es dämmerte mir schon, „Tut mir Leid, aber du spielst in der neuen Fassung keine Rolle mehr, großer Zabuza". Mir blieb mein Herz stehen. Die Spannung, welche in der Luft lag, war zum Greifen nahe und auch wenn Zabuzas Arme keine Funktion mehr hatten, sollte dieser Knirps es nicht übertreiben. Denn er würde immer einen Weg finden, seine Feinde aus dem Weg zu räumen.

But Not Without Feeling?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt